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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Schweizer Aktienmarkt: Rollt eine riesige Übernahmewelle heran?

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: SGS stösst das Übernahme-Karussell an, was die Januar-Regel für ein Börsenjahr erwarten lässt - Und: Auffällige Beteiligungsmeldungen bei Tecan.

17.01.2025   12:00
Von cash Insider
Géraldine Picaud, zükünftige CEO von SGS.

Tragen die Fusions-Pläne die Handschrift von SGS-Chefin Géraldine Picaud?

Quelle: ZVG

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf X/Twitter aktiv.

+++

Die zahme US-Kernteuerung lässt die Aktienkurse auch bei uns in der Schweiz steigen. Seit der Veröffentlichung der Teuerungsstatistiken vom Mittwochnachmittag konnte der Swiss Market Index (SMI) um gut 250 Punkte zulegen. Allerdings sei erwähnt, dass alleine Richemont für rund die Hälfte dieser Gewinne verantwortlich ist.

Im Zuge eines geradezu beeindruckenden Weihnachtsgeschäfts wurden gestern Donnerstag in der Spitze mehr als 164 Franken und damit neue historische Höchstkurse für die Aktien der Cartier-Mutter bezahlt. Doch selbst das hielt die Analysten der Bank of America nicht davon ab, ihr Anlageurteil mit einem überarbeiteten Kursziel von 155 (zuvor 130) Franken von «Neutral» auf «Buy anzuheben – ganz nach dem Motto: Besser spät als nie. Bei Börsenschluss resultierte dann noch immer ein satter Tagesgewinn von gut 16 Prozent.

Neben Richemont gehörte die mediale Bühne in den letzten Tagen ganz SGS. Von Dienstag auf Mittwoch berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg von Plänen der Genfer, mit dem französischen Rivalen Bureau Veritas zusammengehen zu wollen. Durch den Zusammenschluss der weltweiten Nummer eins unter den Warenprüfunternehmen mit der weltweiten Nummer zwei entstünde ein Riese mit einem Marktanteil von 15 Prozent und einem Jahresumsatz von knapp 13 Milliarden Franken. Zum Vergleich: Die nächstgrösseren Rivalen Eurofins und Intertek setzten zuletzt umgerechnet 6,6 beziehungsweise 3,8 Milliarden Franken um.

Die Börse reagierte ziemlich unterkühlt auf die Pläne von SGS (Quelle: www.cash.ch)

Wie der Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy schreibt, wurde in der Vergangenheit schon mehrmals zwischen SGS und Bureau Veritas verhandelt. Allerdings seien die Verhandlungen stets an der Eitelkeit der beiden Parteien gescheitert – etwa, wenn es um den Sitz des neu entstehenden Unternehmens oder um die Besetzung der Verwaltungsrats- oder der Geschäftsleitungsspitze ging.

Fanden die Verhandlungen in der Vergangenheit stets hinter geschlossenen Türen statt, sickerten diesmal Indiskretionen durch. Interessant erscheint mir, dass SGS die Medienberichte am frühen Donnerstagmorgen zuerst nicht kommentieren wollte. Erst als Bureau Veritas die Verhandlungen bestätigte, waren die Genfer gezwungen, nachzuziehen.

Zumindest für die Börse steht der Gewinner schon heute fest: Während die Aktien von Bureau Veritas mit Kursgewinnen auf die Neuigkeiten reagierten, gerieten jene von SGS nämlich unter Verkaufsdruck.

Ich wäre nicht überrascht, wenn die Genfer oder ihr Ankeraktionär Groupe Bruxelles Lambert (GBL) treibende Kraft hinter den Plänen und bereit wären, den Aktionärinnen und Aktionären von Bureau Veritas eine rechnerische Prämie einzuräumen. Der Vontobel-Analyst läge dann richtig, wenn er den Ankeraktionären beider Warenprüfunternehmen Verkaufsabsichten unterstellt.

Wie die renommierte «Financial Times» in Erfahrung gebracht haben will, stand Bureau Veritas gerade mit der britischen Intertek in Verhandlungen, als SGS auf den französischen Rivalen zuging. Es macht ganz den Anschein, als hätten die Genfer diese Pläne vereitelt.

Die Gespräche zwischen SGS und Bureau Veritas so früh im neuen Jahr seien bloss ein kleiner Vorgeschmack auf das, was in den kommenden Monaten noch alles folgen könnte, wie aus den Handelsräumen hiesiger Banken verlautet. Alteingesessene Börsenfüchse rechnen mit nichts Geringerem, als dass erstmals seit Jahren wieder eine grössere Übernahmewelle auf uns zurollt.

Angesichts der grundsoliden Bilanzen und den hierzulande geradezu idealen Finanzierungsmöglichkeiten wähne ich Unternehmen aus der Schweiz eher in der Rolle des «Jägers» und nicht so sehr in der des «Gejagten». Ausserdem lassen sich mit dem starken Franken im Ausland günstig Übernahmen tätigen. Wie dem auch immer sein mag - für Lärm dürfte jedenfalls gesorgt sein.

Wie am Mittwoch versprochen, möchte ich auch in diesem Jahr wieder auf die sogenannte «Januar-Regel» zu sprechen kommen. Diese Regel besagt: So wie die erste Januar-Woche an den Aktienmärkten wird, wird das ganze Jahr.

Auch beim Swiss Performance Index (SPI) lässt sich die «Januar-Regel» mit geradezu beeindruckendem Zahlenmaterial unterlegen. So wies die Indexentwicklung in den letzten 25 Jahren in den ersten Handelstagen des neuen Jahres sechsmal negative Vorzeichen auf. Das war in den Jahren 2000 (-1 Prozent), 2001 (-3,2 Prozent), 2002 (-0,6 Prozent), 2008 (-4,5 Prozent), 2016 (-6,2 Prozent) und letztmals 2022 (-0,9 Prozent) der Fall. Ansonsten war die Kursbilanz in der ersten Januar-Woche jeweils positiv.

Nur in den Jahren 1998, 2000, 2007 und 2018 liess sich von der ersten Januar-Woche nicht auf das ganze Börsenjahr schliessen. Im Januar 1998 war der SPI allerdings bloss um 0,1 Prozent rückläufig. Mit einem Plus von gut 15 Prozent erwies sich das Jahr 1998 dann doch noch als erfreulich. Anders im 2007, als das Börsenbarometer in den ersten Januar-Tagen um 1,1 Prozent zulegen konnte, sich das Jahr letztendlich aber bloss als ein Nullsummenspiel erwies. Man könnte also behaupten, dass zumindest diese beiden Jahre nicht repräsentativ seien.

Lange Rede, kurzer Sinn: Mit ganz wenigen Ausnahmen lässt sich von der ersten Januar-Woche zuverlässig aufs gesamte Börsenjahr schliessen. Und da der SPI in den ersten Handelstagen um 1,6 Prozent zulegen konnte, verspricht auch 2025 ein erfreulicher Aktien-Jahrgang zu werden.

Wenden wir uns aber nochmals kurz dem hiesigen Börsengeschehen zu. Bei der SIX Swiss Exchange gingen diese Woche gleich zwei Beteiligungsmeldungen zu Tecan ein. Wie der einen Meldung entnommen werden kann, hat sich Israel Englander mit gut drei Prozent beim Laborausrüster eingenistet.

Die Tecan-Aktien gerieten in den vergangenen 12 Monaten ziemlich unter die Räder (Quelle: www.cash.ch)

So weit, so gut. Allerdings scheint der amerikanische Hedgefonds-Milliardär (Millennium Partners) nicht eine Tecan-Aktie zu besitzen. Auch das geht aus der Offenlegung hervor. Für gewöhnlich ist das dann der Fall, wenn sich ein Grossinvestor beispielsweise Wandelanleihen eines Unternehmens angelacht hat. Soviel ich weiss, hat der Laborausrüster keine solchen ausstehend. Auch eine Beteiligungsnahme über ein Derivat-Konstrukt sähe wohl anders aus, wären der SIX Swiss Exchange dann nämlich Erwerbs- und Veräusserungspositionen gemeldet worden. Folglich wäre ich nicht überrascht, wenn es sich bei der mysteriösen Beteiligungsnahme durch den Millennium-Partners-Gründer bloss um ein kurzes Gastspiel handeln würde.

Doch auch der US-Fondsriese Fidelity hat sich zuletzt Tecan-Aktien angelacht und hält erstmals seit Mitte Dezember wieder mehr als drei Prozent der Stimmen. Diese halten die Amerikaner – wie sich das gehört – vollumfänglich in Form von Aktien. Fidelity zählt beim Laborausrüster übrigens schon seit den ersten Januar-Tagen 2009 zu den bedeutendsten Aktionären.

Eigentlich müsste die Freude bei den Aktionärinnen und Aktionären von U-blox gross sein: Der einzige pure Vertreter des Internet-der-Dinge aus der Schweiz will sich aus dem verlustreichen Cellular-Geschäft zurückziehen. Allerdings gehen die Aktien des Halbleiterunternehmens mit einem satten Minus von 13 Prozent als einer der hiesigen Börsenverlierern aus der Woche hervor. Die unterkühlte Reaktion der Börse dürfte einerseits dem Umstand geschuldet sein, dass der Ausstieg auf operativer Ebene mit Kosten von rund 65 Millionen Franken einhergeht. Andererseits hatte man gehofft, dass sich ein zahlender Käufer für die Geschäftsaktivitäten findet. Letzteres scheint nun nicht der Fall zu sein.

Chefanalyst Torsten Sauter von Kepler Cheuvreux zögerte nicht lange und strafte die Valoren von U-blox mit einer Kurszielsenkung auf 77 (zuvor 80) Franken sowie einer Herabstufung von «Buy» auf «Hold» ab. Auch er war von einer attraktiveren Lösung für das Cellular-Geschäft ausgegangen, floss seinen Berechnungen zufolge in den letzten zehn Jahren doch nahezu eine halbe Milliarde Franken an Investitionen in diesen Bereich.

Mut beweist der Grossaktionär LLB Swiss Investment. Wie aus einer Beteiligungsmeldung hervorgeht, hat der Vermögensverwalter aus dem «Ländle» sein Aktienpaket rund um die jüngste Kursschwäche herum von drei auf fünf Prozent ausgebaut. Mit anderen Worten: Er hält diese Halbleiteraktie wohl weiterhin für unterbewertet.

Kommende Woche stehen am Schweizer Aktienmarkt weitere Jahresergebnisse zur Veröffentlichung an. Mein persönliches Interesse gilt dabei den Zahlenkränzen von DocMorris und Givaudan. Die Swatch Group lässt sich wie üblich nicht in die Karten blicken, wann genau sie ihr Jahresergebnis denn vorlegen wird. Soviel ich höre, könnte es am Donnerstag aber soweit sein. Mehr dazu am nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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