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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Schweizer Aktienmarkt: Roche und Nestlé kosten den SMI wertvolle Punkte

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Formtief bei SMI-Schwergewichten, Krise bei Nestlé erscheint herbeigeredet, Hmmm-Moment bei Galderma - Und: Bei Swiss Re und Logitech geben Analysten auf.

22.11.2024   12:00
Von cash Insider
Roche-Logo vor einem Gebäude in Rotkreuz

Roche-Logo vor einem Gebäude in Rotkreuz

Quelle: ZVG

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auf X/Twitter aktiv.

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Die drei Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis kosteten den Swiss Market Index (SMI) auch in den letzten Tagen wieder wertvolle Punkte. Das gilt insbesondere für Nestlé. Die Aktien des Nahrungsmittelmultis aus Vevey kosteten zeitweise keine 76 Franken mehr. Dort lagen die Kursnotierungen in etwa, als Mark Schneider auf den Chefsessel wechselte. Und so verkommt die «Ära Schneider» trotz der Neuausrichtung auf wachstums- und margenstarke Produktbereiche sowie milliardenschwerer Aktienrückkäufe für langjährige Aktionärinnen und Aktionäre fast zu so etwas wie einem Nullsummenspiel.

Diese Woche versuchte sein Nachfolger Laurent Freixe – ein Nestlé-Veteran – der Finanzgemeinde seine Initiative «Back to Basics» näher zu bringen. Mit mässigem Erfolg, wie ein Blick auf die Aktienkursentwicklung unschwer erahnen lässt.

Hier nur eine kleine Auswahl an Kommentaren aus der Analystengemeinde rund um das zweitägige Investorenseminar:

Das Management verzichtet darauf, Ziele für den freien Cashflow oder für die Rendite auf dem durchschnittlich investierten Kapital (ROIC) zu nennen, obwohl diese Kennzahlen für den neuen Firmenchef oberste Priorität haben, schreibt etwa Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy. Das wiederum enttäuscht ihn, erachtet er die Abstimmung der Anreize des Managements mit den Interessen der Aktionäre doch als von entscheidender Bedeutung. Ausserdem sei es eine Herausforderung für ihn gewesen, die Defizite der letzten Monate mit der derzeit starken Position des Unternehmens in Einklang zu bringen.

Nach dem Wechsel an der Unternehmensspitze habe er im Kontakt mit verschiedenen Managern so etwas wie Aufbruchstimmung verspüren können, meint der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst Patrik Schwendimann. Folglich sieht er neben der geplanten Erhöhung des Marketing-Budgets und der Priorisierung der Wachstumsfelder auch im verbesserten Teamspirit ab dem kommenden Jahr einen möglichen Wachstumstreiber.

Die Nestlé-Aktien zählen zu den diesjährigen SMI-Verlierern (Quelle: www.cash.ch)

Er glaube, dass die am Investorenseminar vorgestellten Massnahmen erst mit der Zeit Früchte tragen, schreibt hingegen Stifel-Analyst Cedric Norest. Er befürchtet, dass Nestlé sich die längerfristige Belebung des Umsatzwachstums im nächsten Jahr erst einmal mit tieferen Margen erkaufen muss.

Vermutlich ist die unterkühlte Reaktion der Börse diesem letzten Punkt geschuldet. Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass die ersten beiden Analysten die Aktien des Nahrungsmittelmultis wie bis anhin zum Kauf anpreisen und jener von Stifel diese nur mit Hold einstuft.

Gestern Donnerstag schrieb ich ausserdem folgendes:

...und weiter...

Da bleibt mir nichts weiter als zu hoffen, dass sich diese Befürchtungen nicht bewahrheiten. Schliesslich zählen die Nestlé-Aktien ja schon jetzt mit einem Minus von knapp 22 Prozent seit Januar zu den diesjährigen SMI-Schlusslichtern.

Ich bleibe dabei, dass man bei Nestlé keine Krise herbeireden sollte. Der Nahrungsmittelmulti blickt auf wachstumsstarke Jahre zurück. Trotz seiner schieren Grösse steigerte er den Umsatz dabei deutlicher als die meisten Rivalen. Dadurch ist die Ausgangslage eine ganz andere als etwa für Danone und Unilever, welche in diesem Jahr Boden gutmachen konnten. Der Basiseffekt lässt grüssen...

Schon am Mittwoch berichtete ich von zwei diesjährigen Börsenüberfliegern, bei welchen sich die Banken mit immer mutigeren Kurszielen überbieten. Einer dieser Überflieger ist der Börsendebütant Galderma.

Für die Aktien der einstigen Nestlé-Tochter trafen an diesem Tag gleich zwei Kurszielerhöhungen aus London ein. Während Analyst Joffrey Bellicha Meller von der Bank of America sein Kursziel auf 95 (zuvor 87) Franken erhöhte, veranschlagte seine Berufskollegin Emily Tedbury von der Citigroup gar eines von 100 (zuvor 80) Franken. Beide bestätigten bei dieser Gelegenheit ihre Kaufempfehlungen. Letztere blieben nicht ungehört und bescherten den Aktienkurs bei knapp 88 Franken sogar ein neues Rekordhoch.

Umso grösser war der Aufschrei, als sich die Aktionärsgruppe um den schwedischen Finanzinvestor EQT tags darauf eines weiteren milliardenschweren Aktienpakets entledigte. Schon im vorbörslichen Handel wurden zeitweise um fast sechs Prozent tiefere Kurse gestellt.

Die Beteiligungsplatzierung bescherte den Aktien von Galderma einen kurzen Dämpfer (Quelle: www.cash.ch)

Insgesamt wurden knapp 16 Millionen Aktien zu 80 Franken je Stück im Publikum platziert. Es ist bereits die dritte Platzierung innerhalb weniger Monate.

Auf dem Dokument, mit welchem die Aktien angeboten wurden, sticht ein Name besonders hervor: Neben Morgan Stanley, Goldman Sachs, Jefferies und der UBS war nämlich auch die Citigroup mit der Platzierung betraut. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...

Bleiben wir noch ein bisschen bei den Stimmen aus der Analystengemeinde. Mir fällt auf, dass immer mehr Vertreter dieser Berufsgruppe ihre teils langjährigen Verkaufsempfehlungen überdenken. Und das nicht etwa – wie eigentlich naheliegend wäre – bei Aktien, welche zuletzt stark im Kurs gefallen sind. Stattdessen kommt es bei Börsenüberfliegern wie Swiss Re reihenweise zu Handtuch-Würfen.

Nach der 180-Grad-Wende von «Sell» auf «Buy» durch UBS-Analyst Will Hardcastle von vor wenigen Wochen gibt sich nun auch sein Berufskollege Darius Satkauskas von Keefe Bruyette & Woods geläutert. Er geht von «Underperform» auf «Markt Perform», um dem soliden Zwischenbericht für das dritte Quartal Rechnung zu tragen. Gleichzeitig zieht er das Kursziel auf 120 (zuvor 85) Franken nach. Interessant ist, dass der Analyst seine Gewinnschätzungen für die beiden kommenden Jahre dabei sogar leicht nach unten anpasst.

Neugierig wie ich bin, habe ich mich mal eben schlau gemacht. Die Verkaufsempfehlung für die Aktien des Rückversicherers aus Zürich geht auf Oktober 2021 zurück, als noch Kurse um die 80 Franken bezahlt wurden.

Nicht ganz so lange in die Vergangenheit zurück reicht die Verkaufsempfehlung der UBS für Logitech. Als die Valoren des Vorzeigeunternehmens aus Lausanne im Mai letzten Jahres um die 55 Franken kosteten, stufte der zuständige Analyst Jörn Iffert sie mit einem 12-Monats-Kursziel von 43 (zuvor 57) Franken von «Neutral» auf «Sell» herunter. Er warnte damals vor einer deutlichen Intensivierung des Wettbewerbs und einem möglichen Markteintritt übermächtiger neuer Rivalen.

Jetzt – bei Kursen um die 68 Franken – macht Iffert diesen Schritt wieder rückgängig und geht von «Sell» auf «Neutral». Das 12-Monats-Kursziel gibt er neuerdings mit 68 Franken an. Der UBS-Analyst glaubt, dass Logitech schon bald sowohl die diesjährigen als auch die nächstjährigen Finanzziele nach oben anpassen könnte.

Er warnt zwar auch in der mir vorliegenden Unternehmensstudie vor einer Wettbewerbsintensivierung, allerdings längst nicht mehr so eindringlich wie noch im Mai letzten Jahres. Und auch das Risiko von Strafzöllen unter der künftigen Regierung in Washington scheinen ihn nicht von einer Abkehr von der Verkaufsempfehlung abzuhalten.

Ich frage mich nun, wie lange es dauert, bis bei Swiss Re auch der hinterste und letzte Pessimist einknickt. «The last Man standing» ist Analyst Ismael Dabo von Morgan Stanley. Er stuft die Valoren des Rückversicherers mit «Underweight» und einem Kursziel von 113 Franken ein.

Und sollte Logitech tatsächlich die Finanzziele nach oben anpassen, könnte auch sein Abteilungskollege Erik Woodring gezwungen sein, die «Underweight» lautende Verkaufsempfehlung für diese Aktien zu überdenken.

Erst kürzlich hielt ich folgendes fest:

Nächste Woche dürfte es am Schweizer Aktienmarkt deutlich ruhiger werden. Die Adventszeit naht und mit ihr die wohl nachrichtenärmste Zeit des Jahres. Sollten dennoch bahnbrechende Neuigkeiten eintreffen, dann mehr dazu am kommenden Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.
 

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2 Kommentare

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anuswiss

Einmal mehr fällt mir auf, das Analystenempfehlungen den Marktpreisen hinterher rennen. Also der Markt etabliert einen Preis und der Analyst gibt dann noch sein OK, mit vielleicht einem 10 % Zuschlag.

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unusual_whales

Danke, herrlich geschrieben. Und als vormaliger Aktienanalyst (Pharma) kann ich dem nur bestimmen.

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