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Während die Schweizer Wirtschaft unter den Folgen der Coronavirus-Pandemie ächzt, ist die Stimmung unter den Aktienmarktakteuren so ausgelassen wie selten zuvor. Mittlerweile trennen den Swiss Performance Index (SPI) keine fünf Prozent mehr vom Stand der ersten Januar-Tage.
Wer Mitte März die Nerven verlor und sich von seinen Aktien trennte, der dürfte sich spätestens jetzt die Haare raufen. Gut 30 Prozent hat das breit gefasste Börsenbarometer von seinen diesjährigen Tiefstständen aus wettgemacht.
Und wie das halt so ist, wenn die Kurse steigen, erweist sich das als ziemlich appetitanregend. Die Folge: Es gibt wieder Kaufempfehlungen am Laufmeter.
Alleine am heutigen Donnerstag treffen nicht weniger als vier Empfehlungen ein. Für zwei davon zeichnet Kepler Cheuvreux verantwortlich.
Analyst Martin Flückiger stuft die Partizipationsscheine von Schindler mit einem Kursziel von 265 (zuvor 210) Franken von "Hold" auf "Buy" herauf. Er sieht den Aufzugs- und Rolltreppenhersteller gestärkt aus der Krise hervorgehen und hält die zuletzt unterdurchschnittliche Kursentwicklung deshalb für nicht gerechtfertigt.
Sein Arbeitskollege Martin Jungfleisch stösst sich hingegen am Bewertungsabschlag von SoftwareOne gegenüber vergleichbaren Rivalen. Er stuft die Aktien des Anbieters von Software- und Cloud-Lösungen ebenfalls von "Hold" auf "Buy" herauf und veranschlagt neuerdings ein Kursziel von 25 (zuvor 21) Franken. Die strukturell bedingten Wachstumsaussichten seien intakt, so lässt der Analyst durchblicken.
Für Anthony Manning von der Berenberg Bank kommt die Platzierung des Sika-Pakets durch die französische Saint-Gobain wie gerufen. Er nimmt die damit verbundene Kursdelle vom gestrigen Mittwoch zum Anlass, um die Erstabdeckung der Papiere mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel von 210 Franken aufzunehmen. Seine etwas lapidare Begründung: Der Bauchemiespezialist sei über die letzten Jahre zum Branchenführer aufgestiegen und werde auch künftig an diese Erfolge anknüpfen können.
Der Kurs der Zurich-Aktien will seit zwei Wochen wieder nach oben (Quelle: www.cash.ch)
Der für Merrill Lynch tätige Michael van Wegen bricht hingegen eine Lanze für die dividendenstarken Aktien der Zurich Insurance Group. Er empfiehlt die Papiere neuerdings mit einem Kursziel von 370 (zuvor 360) Franken zum Kauf und setzt sie auf die viel beachtete Europe 1 List. Der Analyst hält die pandemiebedingten Kosten für überblickbar und den Kursrückschlag für völlig übertrieben.
Keine Frage: Der Börseneinbruch bis Mitte März war übertrieben – was sich seit wenigen Wochen abspielt, allerdings auch. Mittlerweile sind die Analysten fast überschwenglicher als im Februar. Ich bin mir nicht sicher, ob das gut endet...
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Gut zwei Wochen ist es her, dass ausgerechnet die UBS der Schweizerischen Nationalbank (SNB) mit ihren Prognosen für den Euro-Franken-Kurs in den Rücken fiel. Die europäische Einheitswährung werde bis Ende September auf 1,04 (zuvor 1,08) Franken zurückfallen, so warnten die Währungsstrategen der grössten Schweizer Bank damals.
Das birgt insofern Brisanz, als dass die SNB über lange Wochen hinweg mit Nachdruck und Fremdwährungskäufen in zweistelliger Milliardenhöhe bei 1,05 Franken eine unsichtbare Linie zog - als wolle sie den Spekulanten sagen: Bis hierher und nicht weiter.
Die Währungsstrategen von ING gehen nun sogar noch einen Schritt weiter als ihre Berufskollegen von der UBS. Die Frage sei nicht ob, sondern vielmehr wann der Euro nur noch einen Franken kostet.
Wüsste man es nicht besser, würde man dahinter wohl einen gezielten Seitenhieb von ING-Chef Ralph Hamers noch vor seinem Wechsel an die Spitze der UBS vermuten. Denn Hamers machte in den letzten Jahren nie ein Geheimnis daraus, dass er den Zentralbanken und ihrer "Politik des billigen Geldes" so gar nichts abgewinnen kann.
Der Euro-Franken-Kurs konnte sich zuletzt von den 1,05 nach oben lösen (Quelle: www.cash.ch)
Die Währungsstrategen von ING begründen ihre aus Schweizer Sicht düstere Prognose einerseits mit dem inflationsbereinigt nicht eben starken Franken-Index und andererseits damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Notenpresse Tag und Nacht laufenlässt. Hinzu kommt das wachsame Auge der amerikanischen Politik in Washington, wenn es darum geht, die Schweiz wieder als "Währungsmanipulatorin" zu brandmarken.
Und wenn wir schon beim Thema Amerika sind, dann finde ich erwähnenswert, dass die jüngsten Erhebungen der amerikanischen Commodity Futures Trading Commission (CFTC) einen starken Anstieg der Wetten auf einen festeren Franken zeigen. Wie die Währungsstrategen von ING schreiben, schwollen die Wetten innerhalb von gerade mal einer Woche um fast einen Viertel an und liegen nun am ganz oberen Ende ihrer langjährigen Bandbreite.
Am gestrigen Mittwoch verwies Thomas Jordan die etwas übermütig gewordenen Spekulanten verbal in ihre Schranken. Anlässlich einer Tagung liess der SNB-Präsident durchblicken, gegebenenfalls noch viel stärker an den Devisenmärkten intervenieren zu wollen. Im selben Atemzug drohte er sogar mit einer Ausweitung der Negativzinsen.
Dass sich der Franken in den letzten Tagen etwas abschwächte, dürfte allerdings weniger dieser Drohung, als vielmehr den aggressiven Sektorrotationen an den Aktienmärkten zu verdanken sein. Wie mir mehrere Londoner Quellen unabhängig voneinander berichten, ziehen mächtige ausländische Fonds neuerdings im grossen Stil Gelder aus den als konjunkturresistent geltenden Indexschwergewichten Nestlé, Roche und Novartis ab. Und angeblich fliesst ein nicht unbeträchtlicher Teil dieser Gelder ins umliegende Ausland ab – was auch den Franken belastet.
Ich bin neugierig, ob die SNB nicht doch noch überrannt wird. Die kommenden Wochen versprechen jedenfalls spannend zu werden.
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