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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Schweizer Aktienmarkt: Eine Jahresend-Rally unter den falschen Vorzeichen

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Grosser Verfall reisst Aktienkurse nach unten, ungebremste Talfahrt bei Nestlé, Frust bei Orascom - Und: Millionenschwerer Titelverkauf bei R&S.

aktualisiert um 11:52
Von cash Insider
Quelle: pixabay.com

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auf X/Twitter aktiv.

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In den letzten Tagen stand das Geschehen am Schweizer Aktienmarkt ganz im Zeichen des Zinsentscheids der amerikanischen Notenbank. Während sich die Reduktion der Leitzinsen um 25 Basispunkte im Rahmen der Erwartungen bewegte, kamen die zukunftsgerichteten Aussagen von Notenbank-Chef «Jay» Powell und seinen Mitgouverneuren auch bei den hiesigen Marktakteuren alles andere als gut an. Vermutlich kommt es im Laufe des nächsten Jahres bloss zu zwei weiteren Zinsschritten im Umfang von jeweils 25 Basispunkten. Ein Gros der Ökonomen hatte sogar mit deren vier gerechnet und muss nun über die Bücher gehen.

Dass die Aktienkurse auch hierzulande unter Druck gerieten, dürfte auch eine Folge des grossen Derivatverfalls – übrigens der letzte in diesem Jahr – sein. Wie mir aus den Handelsräumen hiesiger Banken berichtet wird, haben sowohl institutionelle Grossinvestoren als auch grosse Privatanleger in den vergangenen Monaten im grossen Stil Put-Optionen auf die drei Indexschwergewichte Nestlé, Roche und Novartis verkauft. Dies in der Hoffnung, dass die Kurse nicht weiter fallen und sie die vereinnahmten Prämien kassieren würden.

Doch es sollte bekanntlich alles anders kommen: Die Kurse sind nochmals gefallen. Deshalb erhalten die besagten Investoren Aktien angedient, die sie eigentlich gar nie wollten. Nicht eben wenige dieser Aktien kommen nun wieder zum Verkauf.

Der SPI neigt seit Wochen zur Schwäche (Quelle: www.cash.ch)

Eigentlich sind der November und der Dezember ja als die einträglichsten Börsenmonate des Jahres bekannt. Doch in diesem Jahr ist alles ein bisschen anders als sonst. So hat etwa der Swiss Performance Index (SPI) seit Anfang November knapp drei Prozent verloren. Seit Jahresbeginn steht das breit gefasste Börsenbarometer nicht mal mehr fünf Prozent im Plus. Es ist fast, als ob die Jahresend-Rally dieses Jahr unter negativen und damit unter falschen Vorzeichen stattfinden würde.

Unter besonders starkem Verkaufsdruck standen einmal mehr die Aktien von Nestlé. Ab Mittwoch zog ein Kommentar aus dem Hause Stifel Abgaben nach sich, trimmte der Autor Cédric Norest darin seine nächstjährigen Schätzungen für das organische Umsatzwachstum doch von 3,5 auf 3,2 Prozent. An jenen für die operative Gewinnmarge (EBIT) hielt er indes fest.

Durch die Anpassungen verringert sich das Kursziel für die Valoren des Nahrungsmittelmultis aus Vevey leicht auf 87 (zuvor 91) Franken. Das wiederum liegt gut 17 Prozent über den zuletzt bezahlten Kursen. Unter Berücksichtigung der im April zur Auszahlung kommenden Dividende beträgt das Aufwärtspotenzial sogar mehr als 20 Prozent. Von einer Kaufempfehlung will der Stifel-Analyst allerdings partout nichts wissen. Er stuft die Aktien stattdessen wie bis anhin nur mit «Hold» ein.

Norest begründet dies einerseits damit, dass es zwingend einer Wachstumsbelebung bedürfe, um die Investmentthese wieder in einem attraktiveren Licht erscheinen zu lassen. Da ihn die Pläne des neuen Firmenchefs Laurent Freixe zur Belebung des Wachstums nur wenig überzeugen, rät er dazu, an der Seitenlinie zu verharren.

Wie aus meinen Unterlagen hervorgeht, ist der Analyst erst seit Oktober bei Stifel für Nestlé verantwortlich. Es war sein Vorgänger Pascal Boll, welcher die Aktien schon im Februar bei Kursen um die 95 Franken von «Buy» auf «Hold» heruntergestuft und das Kursziel auf 106 (zuvor 125) Franken zusammengestrichen hatte. Die Magie sei verflogen - so lautete das Urteil damals.

Die Talfahrt der Nestlé-Aktien will und will nicht enden (Quelle: www.cash.ch)

Auch von der Konkurrenz gab es einen Dämpfer: Der Rivale General Mills geht neuerdings von einem zwischen zwei und vier Prozent rückläufigen Jahresgewinn aus. Bisher war von einer gehaltenen bis leicht rückläufigen Gewinnentwicklung die Rede. Die Amerikaner machen einerseits steigende Promotionskosten hierfür verantwortlich, berichten andererseits aber auch von einer gestiegenen Preissensitivität bei den Konsumentinnen und Konsumenten.

Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Bei Nestlé wird eine Krise herbeigeredet, die es so meines Erachtens gar nicht gibt. Obwohl ich einräumen muss, dass andere Rivalen wie etwa Unilever oder Danone im bisherigen Jahresverlauf besser unterwegs sind als die Waadtländer, dürfte das auch damit zu tun haben, dass letztere auf wachstumsreiche Jahre zurückblicken. Folglich werden sie nun an der hohen Vergleichsbasis aus diesen Jahren gemessen. Den langjährigen Vergleich braucht der hiesige Nahrungsmittelmulti nicht zu scheuen...

Bleibt mir nichts weiter als zu hoffen, dass der Verkaufsdruck und die damit einhergehende Talfahrt der Nestlé-Aktien nach dem grossen Dezember-Verfall nachlässt und endlich die eigentlich längst überfällige Gegenbewegung einsetzt. Zu gönnen wäre dies den nicht gerade erfolgsverwöhnten Aktionärinnen und Aktionäre durchaus.

Nicht aus den Negativschlagzeilen kommt Roche. Gestern Donnerstag mussten die Basler einräumen, dass der Parkinson-Wirkstoff Prasinezumab das wichtigste Ziel einer Studie nicht erreicht habe. Immerhin zeigte Prasinezumab eine messbare Verzögerung beim motorischen Abbau. Ob das genügt, um den Wirkstoff kommerziell doch noch zum Erfolg zu führen, bleibt allerdings fraglich.

In Analystenkreisen galt dieses Entwicklungsprojekt eigentlich seit je her als ein Hochrisikoprojekt. Trotz Schätzungen für den Spitzenumsatz von 2,5 bis 2,7 Milliarden Dollar jährlich, liessen nur die Allerwenigsten einen Umsatzbeitrag in ihr Bewertungsmodell mit einfliessen. Mit den Studienergebnissen stirbt nun wohl auch der letzte Funke Hoffnung, dass Roche mit Prasinezumab die Behandlung der weltweit mehr als zehn Millionen Parkinson-Patienten doch noch revolutionieren könnte.

Nach den Rückschlägen mit dem Krebsmittel Tiragolumab und Prasinezumab hat Roche wieder zwei Pfeile weniger im Köcher. Den Baslern bleiben auf kurze Sicht noch mindestens zwei weitere Pfeile. Ich denke da etwa an das Brustkrebsmedikament Giredestrant oder das MS-Mittel Fenebrutinib. Nun bin ich neugierig, ob sie wenigstens diese beiden ins Ziel bringen.

Eigentlich müsste im Aktionariat der Orascom Development Holding ja Freude herrschen. Freude darüber, dass die Familie Sawiris ihren Mitaktionären im Zuge eines Übernahmeangebots 5,60 Franken je Aktie in bar bietet. Schliesslich entspricht dies einem satten Aufschlag von mehr als 40 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom letzten Dienstag.

Gerade bei den langjährigen Aktionärinnen und Aktionären dürfte sich die Freude jedoch in Grenzen halten. Denn zum einen kam das Investmentvehikel im Frühsommer 2008 ja bekanntlich zu 152 Franken je Aktie an die Börse. Und zum anderen führte die Orascom Development Holding erst im April letzten Jahres eine Kapitalerhöhung durch. Mit 7 Franken liegt selbst der damalige Bezugspreis über den jetzt gebotenen 5,60 Franken. 

Bei einem Verwaltungsrat des diesjährigen Börsenüberfliegers R&S Group dürften dieses Jahr vermutlich besonders viele Geschenke unter dem Weihnachtsbaum liegen. Wie aus einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervorgeht, hat sich kürzlich nämlich ein nicht namentlich bekannter Verwaltungsrat von Aktien im Gegenwert 8,4 Millionen Franken getrennt. Hierfür kommen eigentlich nur Gregor Greber (ex-zCapital), Heinz Kundert (ex-VAT-Group) oder Andreas Leutenegger in Frage.

Welcher dieser drei Verwaltungsräte auch immer Kasse gemacht hat – Vorwürfe darf man ihm nicht machen. Mit einem Kursplus von 67 Prozent mischt der Trafohersteller aus Sissach weit vorne auf der Liste der diesjährigen Börsengewinner mit.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass nach dem millionenschweren Aktienverkauf eine Kiste mit gutem Rotwein unterwegs in Richtung des für die UBS tätigen Analysten Sebastian Vogel ist. Dieser dürfte im Jahresverlauf mit seinen Kaufempfehlungen und immer noch höheren Kurszielen massgeblich zum Höhenflug der R&S-Valoren beigetragen haben.

Nach dem grossen Derivat-Verfall dürften die meisten Grossinvestoren ihre Bücher für 2024 bereits schliessen. Nächste Woche ist deshalb mit dünnen Handelsumsätzen und einem eher lustlosen Hin-und-her-Geschiebe von Positionen zu rechnen. Mehr dazu am kommenden Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.
 

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1 Kommentar

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falera

Immer sehr pointiert und aktuell sind die Beiträge vom Insider. Hoffentlich geht das im neuen Jahr so weiter! Kurze Frage zu Roche: Sind im Köcher wirklich Pfeile oder nur Platzpatronen?

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