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Schweizer Aktienmarkt: Die vielen «Sorgenkinder» bei den Gewinnern der Woche sind kein Zufall

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Gefragte «Sorgenkinder», Überhitzungserscheinungen wohin man auch blickt, Zurich-Zahlen nicht über jegliche Zweifel erhaben - Und: UBS und der «Plan-B».

21.02.2025   12:00
Von cash Insider
Wafer-Produktion bei ams: Die anwendungsspezifischen integrierten Schaltungen, kurz ASICs, kommen in der Industrie, dem Smart Home oder der Medizin zum Einsatz.

Wafer-Produktion bei ams: Die anwendungsspezifischen integrierten Schaltungen, kurz ASICs, kommen in der Industrie, dem Smart Home oder der Medizin zum Einsatz.

Quelle: ZVG

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf X/Twitter aktiv.

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Das Geschehen stand bei uns am Schweizer Aktienmarkt auch in den letzten Tagen wieder ganz im Zeichen der Jahresergebnisse. Bei nicht eben wenigen Unternehmen glich das Tagesgeschäft im Schlussquartal einem Spiel zwischen Licht und Schatten. Licht im Sinne einer soliden Umsatzentwicklung und noch immer vollen Auftragsbüchern – währenddem die Gewinnmargen dabei teilweise auf der Strecke blieben und Schatten warfen. Letzteres könnte auch erklären, weshalb viele Unternehmen bei ihren diesjährigen Margenvorgaben absichtlich tiefstapeln.

Doch obwohl erfreulichen Zahlenkränzen mit Kursgewinnen begegnet wurde, liest sich die Gewinnerliste von dieser Woche eher wie das «Wer-ist-Wer» der bei Leerverkäufern beliebten Aktien aus der Schweiz. Ich denke da etwa an jene von Idorsia (+20 Prozent), AMS Osram (+14 Prozent) oder DocMorris (+13 Prozent).

Wie Erhebungen der Beratungsfirma S&P Global zeigen, laufen an der Börse gegen alle drei Unternehmen üppige Wetten. Bei DocMorris gilt mittlerweile sogar fast jede zweite ausstehende Aktie als leerverkauft – wobei es sich zumindest in Teilen aber um Absicherungstransaktionen seitens von Wandelanleihegläubigern handeln dürfte.

Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass die Leerverkäufer ihre Wetten in den letzten Tagen ausgedünnt haben. Denn nur so lässt sich erklären, weshalb ausgerechnet diese Aktien ohne nennenswerte Neuigkeiten zur Stärke neigten.

Die Aktien von AMS Osram kosten erstmals seit langen Monaten wieder mehr als 10 Franken (Quelle: www.cash.ch)

Während der Leerverkäufer an der New Yorker Börse als «eine vom Aussterben bedrohte Spezies» gilt, erfreut sich dieser hierzulande bester Gesundheit. Statistiken zufolge hat man sich neben DocMorris, Idorsia und AMS Osram etwa auch an der Uhrenherstellerin Swatch Group, am Verpackungsmaschinenspezialisten SIG Group, am Fleischverarbeiter Orior, am Stellenvermittler Adecco sowie am Schokoladenhersteller Barry Callebaut «festgebissen». Dennoch halte ich es für denkbar, dass die nächsten Statistiken der Beratungsfirma S&P Global zumindest einen Teil-Rückzug ausländischer Leerverkäufer aus diesen Wetten andeuten werden.

Weiterhin mit Sorgenfalten auf der Stirn beobachte ich das Geschehen an der New Yorker Börse. Dort sind Anhaltspunkte für eine Überhitzung mittlerweile an der Tagesordnung – wobei ich längst nicht nur auf die ausufernden Übernahmespekulationen um Intel anspiele.

Geradezu nach Überhitzung schreien die Ergebnisse der neusten Umfrage der Bank of America bei Vermögensverwaltern und Fondsmanagern. Hielten die Befragten zum Zeitpunkt der letzten Umfrage noch liquide Mittel in Höhe von durchschnittlich vier Prozent der verwalteten Vermögen, liegt diese Quote neuerdings nur noch bei 3,5 Prozent und damit auf dem tiefsten Stand seit 15 langen Jahren. Umfragewerte von unter vier Prozent gelten bei der amerikanischen Investmentbank als ein Verkaufssignal für Risikoanlagen – und somit auch für Aktien.

Auch sonst strotzen die Ergebnisse der besagten Umfrage nur so vor Zuversicht. Bei Vermögensverwaltern und Fondsmanagern ist man sich mehr oder weniger einig, dass die Weltwirtschaft entweder auf eine sanfte Landung (52 Prozent) oder gar keine Landung (36 Prozent) zusteuert. Gleichzeitig geht eine Mehrheit (51 Prozent) von zwei oder noch mehr Leitzinsreduktionen durch die amerikanische Notenbank aus. Wie rückläufige Leitzinsen und eine starke Wirtschaftsentwicklung zusammenpassen sollen, erschliesst sich mir nicht.

Hierzu passt der Siegeszug der sogenannten «Leveraged ETFs». Es handelt sich hierbei nicht bloss um börsengehandelte Aktienfonds – sondern um solche mit Hebelwirkung. Mit stolzen 104 Milliarden Dollar sitzen Anlegerinnen und Anlegern in solchen Fonds. Das ist mehr als doppelt so viel wie noch vor einem Jahr.

Von diesen 104 Milliarden Dollar entfallen 95 Milliarden Dollar auf «Leveraged ETFs», mit welchen sich auf steigende Kurse setzen lässt und nur gerade 9 Milliarden Dollar auf solche, mit welchen sich auf rückläufige Kurse spekuliert wird. Nicht nur die schiere Summe, auch dieses krasse Missverhältnis zeigt, wie wagemutig Anlegerinnen und Anleger geworden sind. Das Ganze grenzt schon fast an Leichtsinn.

Auf der Suche nach weiteren Beispielen bin ich über das Put-Call-Verhältnis gestolpert. Auch dieses mahnt zur Zurückhaltung, werden im Vergleich zu Put-Optionen doch so viele Call-Optionen nachgefragt wie seit November 2021 nicht mehr. Damals folgte eine mehrmonatige Börsenschwäche.

Und schliesslich wären da noch die Pläne des amerikanischen Vermögensverwalters Tuttle Capital, einen börsenkotierten Aktienfonds für Reverse-Engineering ausserirdischer Technologien aufzulegen. Wie mir aus Übersee berichtet wird, soll der Zulassungsantrag bereits bei der dortigen Börsenaufsicht eingereicht worden sein. Das klingt alles ganz schön abenteuerlich...

Ich will den Teufel nicht an die Wand malen. Dennoch gehören diese Exzesse an der New Yorker Börse aus Schweizer Sicht genauestens im Auge behalten. Wenn ich in meinen gut drei Jahrzehnten an der Börse etwas gelernt habe, dann dass Trends oft länger dauern als gedacht. Brechen diese irgendwann, dann allerdings so richtig «zünftig».

Wenden wir uns aber wieder dem hiesigen Geschehen zu. Am gestrigen Donnerstag wartete Zurich Insurance mit einem erfreulichen Jahresergebnis auf. Der Betriebsgewinn (BOP) stieg um fünf Prozent auf 7,75 Milliarden Dollar, der Jahresgewinn gar um gut einen Drittel auf 5,81 Milliarden Dollar. Damit wurden die Erwartungen der Analysten leicht übertroffen.

Mein persönlicher Lichtblick ist die SST-Quote, wobei die Abkürzung SST für «Swiss Solvency Test» steht. Von dieser Kennzahl lässt sich bei Versicherungsunternehmen aus der Schweiz auf das regulatorische Überschusskapital schliessen. Während Analysten von einem Rückgang der SST-Quote von 234 auf 227 Prozent ausgegangen waren, kam diese Ende Dezember schätzungsweise bei 252 Prozent zu liegen.

Vor diesem Hintergrund mutet die Erhöhung der Jahresdividende auf 28 (zuvor 26) Franken je Aktie schon etwas knausrig an – zumal man bei Zurich Insurance keine Ambitionen in Bezug auf ein neues Aktienrückkaufprogramm zu hegen scheint.

Die überschwängliche Reaktion der Börse überrascht mich insofern, als dass die Ergebnisqualität nicht über jegliche Zweifel erhoben ist. So konnten etwa die Erwartungen der Analysten nur deshalb übertroffen werden, weil im Lebensversicherungsgeschäft ein einmaliger Gewinn angefallen war. Und ein guter Teil der Verbesserung bei der SST-Quote dürfte Wechselkurseffekten geschuldet gewesen sein.

Keine Frage: Unter Firmenchef Mario Greco ist Zurich Insurance zu einem zuverlässigen Garanten für solide Ergebnisse geworden. Mit einem Bewertungsaufschlag gegenüber der Konkurrenz von 30 Prozent beim Kurs-Gewinn-Verhältnis und sogar von 85 Prozent beim Preis-Buchwert-Verhältnis trägt die Börse diesem Umstand allerdings längst Rechnung.

Für die Aktien der UBS geht eine Herunterstufung aus London ein. Die für Morgan Stanley tätige Analystin mit dem klangvollen Namen Giulia Aurora Miotto geht von «Overweight» auf «Equal-weight» - und das bei einem überarbeiteten Kursziel von 34 (zuvor 35) Franken.

Dieser Schritt überrascht, liegen die Gewinnschätzungen der Analystin für die grösste Schweizer Bank nach einer Reduktion um drei Prozent doch noch immer gut zehn Prozent über den durchschnittlichen Markterwartungen. Bei der Zurückhaltung Miottos dreht sich denn auch alles um den Entscheid zu den künftigen Eigenmittelvorschriften für die Grossbank. Die Analystin glaubt zwar nicht, dass der für den Mai erwartete Entscheid die UBS der Wettbewerbsfähigkeit berauben wird. Dennoch befürchtet sie zumindest negative Folgen für die künftige Kapitalrückführung an die Aktionäre.

Kursentwicklung der UBS-Aktien im mehrjährigen Verlauf (Quelle: www.cash.ch)

Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, sehe ich in noch strengeren Eigenmittelvorschriften einen Irrweg. In der Schweiz haben wir schon heute die weltweit strengsten Vorschriften überhaupt. Dennoch strauchelte die Credit Suisse. Rückblickend brach ihr nach Jahren der Misswirtschaft letztendlich eine Vertrauenskrise das Genick.

Wenn man in der Politik und in den Medien jetzt nach noch mehr Eigenmittel schreit, dann zäumt man das Pferd von hinten auf – dann zieht man aus dem Kollaps der Credit Suisse schlichtweg die falschen Lehren. Denn mit der fusionierten Grossbank verfügt die Schweiz endlich wieder über einen Koloss, der es im internationalen Wettbewerb mit den übermächtigen amerikanischen Rivalen aufnehmen kann. Oder sollte ich besser sagen: Könnte. Denn mit noch strengeren Eigenmittelvorschriften würde man die Spiesse der UBS empfindlich kürzen.

Sollten es die hiesigen Behörden mit ihrem «UBS Finish» übertreiben, bliebe Firmenchef Sergio Ermotti immer noch der Plan-B: Eine Sitzverlegung nach New York...

Alleine schon das Ausbleiben grösserer Enttäuschungen reicht heute Freitag aus, um den Kurs der Sika-Aktien im frühen Handel um bis zu vier Prozent steigen zu lassen. Mit einem Jahresgewinn von 1,25 Milliarden Franken gelingt es dem Bauchemiehersteller, die bei 1,21 Milliarden Franken liegenden Schätzungen der Analysten zu übertreffen.

Davon bekommen auch die Aktionärinnen und Aktionäre etwas ab, wird ihnen für das vergangene Jahr doch eine um neun Prozent höhere Dividende von 3,60 Franken je Aktie entrichtet. Deswegen gleich in Jubel verfallen sollte man jedoch nicht. Schliesslich liegt die Dividendenrendite selbst nach der grosszügigen Erhöhung «bloss» bei 1,5 Prozent – wie sich das für eine Wachstumsaktie halt eben ziert.

Während die erfreuliche Gewinnentwicklung in der zweiten Jahreshälfte einmal mehr die Widerstandsfähigkeit des Geschäftsmodells Sikas eindrucksvoll unter Beweis stellt, erscheinen mir die diesjährigen Margenvorgaben etwas gar vorsichtig. Das Unternehmen selber stellt eine weitere Verbesserung der operativen Gewinnmarge (EBITDA) auf 19,5 bis 19,8 Prozent in Aussicht. Im vergangenen Jahr lag diese bei 19,3 Prozent.

Es ist nicht eben unüblich, dass Sika so früh im Jahr eher etwas tiefstapelt. Anders als in der Vergangenheit ist das Unternehmen bei der operativen Gewinnmarge bereits überraschend konkret. Nicht zuletzt auch aufgrund der ziemlich enttäuschenden Kursbilanz von 2024 – mit einem Minus von mehr als 20 Prozent fanden sich die Aktien des Bauchemieherstellers unter den SMI-Unternehmen auf dem zweiletzten Rang – besteht noch Luft nach oben. Die Papiere bleiben jedenfalls fester Bestandteil meiner Schweizer Aktienfavoriten für 2025.

Nächste Woche bricht eine Zahlen-Lawine über den Schweizer Aktienmarkt herein. Ich zähle mehr als 30 Ergebnisse – darunter auch jene von Holcim, Swiss Re oder Adecco. Den Aktionärinnen und Aktionären dieser Unternehmen stehen womöglich bewegte Tage bevor. Mehr dazu am kommenden Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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1 Kommentar

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spekulant

Klar nimmt Cash Insider " nur" Gerüchte auf etc. Explizit zu CS! Aha das waren alles " dumme" Gerüchte damals von uns Aktionären und HÖHEREN ANGESTELLTEN, als man lange vor der " Pleite" , die UNNÖTIG war, über den NIE ZUR RECHENSCHAFT! gezogenen Pleitier Rohner herzog. Dieser verd... " Totengräber" gehörte heute immer noch vor Gericht..Da sein damaliger Lakaie der " farbige" im.wahrsten Sinn des Wortes Thidiam.. von der Elfenbeinküste, hochgejubelt und im wahrsten Sinn " Gauner" gehört ebenfalls vor Gericht. Wir etwas grösseren Aktionäre leiden heute noch an den Folgen. UBS erstand CS zu billig. Das auf die Worte " Kolaps" etc. Der war unnötig! Meine Meinung der 2 stellige Tausendersumme wegen dem BR UND UBS verlor und lausige 70 Räppli für die Aktie bekam und jetzt lausige 0.96 Dollar Dividende zum Kurs von heute 0.89= CHF 0.85 vor Steuerabzug. BRAVO! SUPER LEISTUNG!

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