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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Schweizer Aktienmarkt: Die Angst vor weiteren Kursverwerfungen greift um sich

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Kursverwerfungen wohin man auch schaut, Debakel bei SoftwareOne, Tagesgeschäft bei Novartis brummt - Und: UBS zu Unrecht abgestraft.

01.11.2024   12:00
Von cash Insider
Logo des IT-Dienstleisters SoftwareOne auf einem Smartphone.

Auch den IT-Dienstleisters SoftwareOne traf es diese Woche mit einem Kurstaucher.

Quelle: IMAGO/Zoonar

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auf X/Twitter aktiv.

+++

Die Quartalsberichterstattung ist am Schweizer Aktienmarkt noch immer in vollem Gange – und sorgt bei einigen Anlegerinnen und Anlegern nicht nur für frohe Gesichter. Ganz im Gegenteil: Momentan begegnet man an der Börse selbst guten Nachrichten ziemlich unterkühlt. Negative Neuigkeiten können sogar in einem Kursdebakel enden, wie etwa bei GAM (-42 Prozent), SoftwareOne (-40 Prozent), Gurit (-15 Prozent) oder Meyer Burger (-14 Prozent).

Doch auch die Valoren von Straumann (-9 Prozent), Swisscom (-5 Prozent) oder Ypsomed (-5 Prozent) gerieten diese Woche unter die Räder. Bei Ypsomed sind die Kursverluste noch nicht einmal Neuigkeiten seitens des Unternehmens selbst geschuldet. Vielmehr wurde der Hersteller von Injektionssystemen für einen enttäuschenden Absatz mit Abnehmspritzen beim amerikanischen Pharmagiganten Eli Lilly in Sippenhaft genommen.

Und selbst die Grossbank UBS und der Pharmakonzern Novartis wurden am Tag der Ergebnisveröffentlichung trotz starker Zahlenkränze mit Kursabschlägen zwischen 4 und 5 Prozent abgestraft. Novartis wusste dies selbst mit der bereits dritten Erhöhung der diesjährigen Finanzziele in Folge nicht zu verhindern.

Die vergangenen Tage gehen hierzulande als die wohl verlustreichsten seit dem berüchtigten «Schock-tober» letzten Jahres in die Annalen ein – wobei sich die Gründe damals und heute ähneln: Gerade in den USA sind die Zinserwarten wieder im Steigen begriffen. Es zeichnet sich ab, dass die Zinssenkungserwartungen an die amerikanische Notenbank übertrieben sein könnten. Gleichzeitig warten immer mehr Unternehmen im Zuge der Quartalsberichterstattung mit Hiobsbotschaften auf.

Und wieder einmal zeigt sich: Wenn die Anleger in New York auch nur zwei Mal laut niesen, verschlägt es die hiesigen Anleger mit einer Grippe ins Bett. Diese Erkenntnis ist schon ganz schön deprimierend.

Kommen wir auf SoftwareOne zu sprechen. Den gestrigen Donnerstag würden die Aktionärinnen und Aktionäre des Anbieters von Cloud-Lösungen wohl am liebsten vergessen. Denn die Stanser geizten schon frühmorgens nicht mit Negativnachrichten. So verlässt der bisherige Firmenchef Brian Duffy das Unternehmen in Richtung seiner Heimat USA. Für ihn übernimmt Raphael Erb.

Als erste Amtshandlung musste sich Erb den Teilnehmern einer Analystenkonferenz stellen und erklären, weshalb man sich gezwungen sah, sowohl die diesjährigen als auch die mittelfristigen Wachstums- und Margenvorgaben zu kassieren.

Der Aktienkurs von SoftwareOne brach diese Woche regelrecht weg (Quelle: www.cash.ch)

Für 2024 geht das Unternehmen neuerdings noch von einem Umsatzwachstum zwischen 2 und 5 Prozent (zuvor 7 bis 9 Prozent) bei einer operativen Marge (EBITDA) von 21 bis 23 Prozent (zuvor 24,5 bis 25,5 Prozent) aus. Bis Ende 2026 wird jährlich ein zweistelliges Umsatzwachstum (zuvor mittlerer Zehnprozentbereich) bei einer operativen Marge (EBITDA) von annähernd 27 Prozent (zuvor 28 Prozent) angestrebt.

Die Börse reagierte verstimmt und strafte die Aktien von SoftwareOne zeitweise mit Kursverlusten von 40 Prozent und mehr ab. Und das, obwohl die Valoren schon in den Wochen zuvor gut einen Viertel ihres Werts eingebüsst hatten.

Trotz neuem Firmenchef sitzt der Vertrauensverlust tief. Hätte man das Unternehmen seinerzeit doch nur an die amerikanische Bain Capital verkauft. Angeblich lag dem früheren Verwaltungsrat ja ein nicht-bindendes Barangebot in Höhe von 18,50 Franken je Aktie vor.

Dass der Anbieter von Cloud-Lösungen eigenen Angaben zufolge noch immer Gespräche rund um einen möglichen Rückzug von der Börse führt, dürfte da schon fast wie Hohn in den Ohren der Publikumsaktionäre klingen.

Gut eine Woche ist es nun her, dass ich nach einer Beteiligungsreduktion durch Pictet Asset Management folgendes schrieb:

...und weiter...

Zu diesem Zeitpunkt war mir nicht bewusst, was da alles kommen würde. Ich bin - gelinde gesagt - geschockt. Auch im Wissen, dass SoftwareOne Teil meiner Schweizer Aktienfavoriten für 2024 ist.

Mit Michael Briest von der UBS will übrigens ein erster Analyst seine Kaufempfehlung und das 19 Franken lautende 12-Monats-Kursziel unter negativen Vorzeichen überdenken. Noch nicht zu Wort gemeldet hat sich Cengizhan Sen von der Bank Julius Bär. Er pries die Aktien von SoftwareOne bis zuletzt sogar mit einem Kursziel von 22,50 Franken zum Kauf an.

Apropos UBS: Ich kann mir bis heute nicht erklären, weshalb die Aktien der grössten Schweizer Bank am Mittwoch nach einem fulminanten Start in die Börsensitzung letztendlich mit einem satten Minus von fast 5 Prozent aus dem Handel gingen.

Denn der Zahlenkranz für das dritte Quartal lässt schlichtweg keine Wünsche offen. Mit einem Vorsteuergewinn von 2,39 Milliarden Dollar fegte die Grossbank die bei 1,69 Milliarden Dollar liegenden Erwartungen der Analysten regelrecht weg. Da sie die Erwartungen über sämtliche Geschäftszweige hinweg – also auch in den beiden Parade-Disziplinen Wealth Management sowie Personal & Corporate Banking – zu übertreffen vermochte, darf ruhigen Gewissens von einer guten bis sehr guten Ergebnisqualität gesprochen werden. Kommt hinzu, dass die positive Überraschung auf höheren Erträgen und nicht auf irgendwelchen buchhalterischen Kniffen fusst.

Mit Stand von Ende September verwaltete die UBS Vermögen in schwindelerregender Höhe von fast 6200 Milliarden Dollar. Im Zuge der Credit-Suisse-Rettung ist in der Vermögensverwaltung ein Gigant entstanden. Ein Gigant, welcher es endlich auch mit der übermächtigen Konkurrenz aus Übersee aufnehmen kann.

Die Börse reagierte bei den UBS-Aktien diese Woche im zweiten Moment negativ auf die Zahlen (Quelle: www.cash.ch)

Die negative Kursreaktion vom Mittwoch erkläre ich mir übrigens damit, dass die Eigenkapitalquote (CET1) mit 14,3 Prozent tiefer als erhofft ausfiel. Dies allerdings auch nur aufgrund einer freiwilligen Beschleunigung der Kaufpreisallokation – einem rein buchhaltungstechnischen Grund. Doch auch, dass sich Firmenchef Sergio Ermotti in Bezug auf das nächstjährige Aktienrückkaufprogramm noch nicht so recht in die Karten blicken lassen will, dürfte an der Börse nicht gut angekommen sein. Im Hinblick auf den noch ausstehenden Entscheid in Sachen künftige Eigenmittelvorschriften – Klarheit darüber dürfte vermutlich frühestens gegen Ende des ersten Quartals nächsten Jahres herrschen – ist das Zögern Ermottis nur allzu verständlich.

Meines Erachtens macht die UBS momentan vieles richtig. Ich bleibe dabei, dass die Credit-Suisse-Rettung rückblickend ein Segen für die grössere der beiden Schweizer Grossbanken war und mit Blick in die Zukunft einem Quantensprung gleichkommt. Da die Integration rascher als gedacht vorankommt, lassen sich auch die Früchte früher ernten. Bleibt mir nichts anderes als zu hoffen, dass das leidige Thema Eigenmittelvorschriften bald vom Tisch ist.

Ich begegnete dem Ruf nach noch strengeren Eigenmittelvorschriften im April übrigens mit folgenden Worten:

...und weiter...

Nicht eben besser als den Valoren der UBS erging es diese Woche jenen von Novartis. Weder der starke Zahlenkranz für das dritte Quartal, noch die dritte Erhöhung der diesjährigen Finanzziele in Folge wussten am Dienstag einen Kursrutsch von zeitweise mehr als 5 Prozent zu verhindern.

Zugegeben: Es war eine Zielerhöhung mit Ansage. Ich kenne kaum einen Analysten, welcher im Vorfeld der Ergebnisveröffentlichung nicht mit einer solchen gerechnet hätte. Dennoch erscheint mir die Reaktion der Börse ziemlich übertrieben.

Mögliche Erklärungsansätze liefert Goldman Sachs. Wie die amerikanische Investmentbank schreibt, hatten sich einige Analysten wohl eine noch deutlichere Erhöhung der diesjährigen Finanzziele erhofft. Gleichzeitig verweist sie auf gleich mehrere produktseitige Rückschläge. So wurde die Weiterentwicklung der beiden Wirkstoffe XXB750 und Ligelizumab eingestellt. Bei Pelabresib kommt es zumindest zu Verzögerungen.

Zur Erinnerung: Novartis hat diesen Wirkstoff im Zuge der milliardenschweren Übernahme von MorphoSys eingekauft hat. Womöglich ist der überraschende ausserordentliche Abschreiber von 800 Millionen Dollar ja auch in diesem Zusammenhang zu verstehen.

Ich selber bleibe beeindruckt vom momentanen Geschäftsmomentum der Basler – im Wissen, dass absatzstarke Medikamente wie das Herzmittel Entresto oder das MS-Mittel Gilenya schon bald den Patentschutz verlieren und ab dann Nachahmerpräparate am Umsatz nagen werden.

Kommende Woche verliert die Quartalsberichterstattung zumindest bei den Grossunternehmen etwas an Schwung. Eine gute Gelegenheit für uns Wirtschaftsjournalisten und Börsenkolumnisten, nach den Strapazen der letzten Tage mal durchzuatmen. Gute Nerven dürften aber weiterhin gefragt sein. Mein persönliches Interesse gilt den Zahlenkränzen von Adecco und Zurich Insurance. Mehr dazu am nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.
 

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