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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Schweizer Aktienmarkt: Das lustlose Herumgeschiebe von Aktienpositionen hat eben erst begonnen

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Dünne Umsätze sorgen wie etwa bei Santhera für Kurskapriolen, Dämpfer für die Halbleiterzulieferer - Und: Roche im Stimmungstief.

23.12.2022   11:59
Von cash Insider
Ein Händler an der CBOE-Börse in Chicago (Nov. 2017).

Ein Händler an der CBOE-Börse in Chicago (Nov. 2017).

Quelle: Bloomberg

Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Wie ich gestern Donnerstag im Insider-Briefing berichtete, beginnt nun – nur wenige Tage nach dem grossen Dezember-Verfall - das eher lustlose Herumgeschiebe von Aktienpositionen. Das gilt insbesondere für die Aktien von Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe.

In diesem von dünnen Umsätzen begleiteten Umfeld sind prozentual zweistellige Kursbewegungen schon beinahe zum "courant normal". So zuletzt etwa bei Santhera zu beobachten, wobei von dünnen Umsätzen nicht die Rede sein kann. Innerhalb weniger Tage schoss der Aktienkurs des kleinen Pharmaunternehmens aus Pratteln von 56 Rappen in der Spitze auf über 2 Franken – bevor sich die Erdanziehungskraft wieder bemerkbar machte. Es dürfte vor allem der geringen Nachrichtendichte geschuldet gewesen sein, dass dieses Kursfeuerwerk medial ziemlich ausgeschlachtet wurde.

Neugierig wie ich bin, habe ich mich selber ein bisschen schlau gemacht. Wie Leserinnen und Leser meines morgendlichen Insider-Briefing bereits wissen, sei die Zürcher Kantonalbank zeitweise als ziemlich aggressive Käuferin in Erscheinung getreten. Das wird mir zumindest aus hiesigen Börsenkreisen berichtet.

In den Medien wurde eine zeitnah erschienene Unternehmensstudie von ValuationLab für das Kursfeuerwerk verantwortlich gemacht. Darin kommt der Autor Bob Pooler auf einen risikobereinigten Nettobarwert sämtlicher Wirkstoffe von nicht weniger als 13,60 Franken je Aktie. Der ValuationLab-Analyst deckt Santhera im Auftrag des Unternehmens selbst allerdings schon eine ganze Weile mit rechnerisch hohen Nettobarwerten ab. Ich vermute deshalb vielmehr, dass entweder ein bedeutender Leerverkäufer seine Wetten gegen das Pharmaunternehmen geschlossen hat, oder sich einer der Grossaktionäre weitere Aktien angelacht hat. Ich denke da etwa an den Ankeraktionär Idorsia. Sollte letzteres der Fall gewesen sein, dürfte eine Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange bald Klarheit schaffen.

Was dünne Handelsumsätze und prozentual zweistellige Kursbewegungen anbetrifft, so wird das in der Altjahreswoche nicht eben besser...

Kursentwicklung der Santhera-Aktien über die letzten drei Monate.

Kursentwicklung der Santhera-Aktien über die letzten drei Monate.

Quelle: cash.ch

Einen ziemlichen Dämpfer erfuhren diese Woche hiesige Halbleiterzulieferaktien wie etwa jene von Comet, Inficon oder der VAT Group. Dass der Speicherchipspezialist Micron Technology seine Investitionspläne kürzen will, kommt an der Börse nicht gut an.

Mit den Kürzungen reagieren die Amerikaner auf die zuletzt stark angeschwollenen Lagerbestände. Mit 8,3 Milliarden Dollar hat der Speicherchipspezialist 25 Prozent mehr Volumen am Lager als noch vor drei Monaten. Mit anderen Worten: Micron Technology produzierte erneut deutlich mehr, als es absetzen konnte. In der Vergangenheit musste das Unternehmen deswegen sogar schon ausserordentliche Wertberichtungen in Milliardenhöhe auf Lagerbeständen vornehmen.

Wie der für Stifel tätige Technologieanalyst Jürgen Wagner schreibt, lassen vor allem die Aussagen der Amerikaner für das kommende Geschäftsjahr 2023/24 aufhorchen. Schliesslich sei man bisher davon ausgegangen, dass die führenden Halbleiterhersteller ab Mitte 2023 wieder grosszügiger in neue Produktionskapazitäten investieren würden. Danach sieht es allerdings immer weniger aus. Wagner stuft die Aktien der VAT Group denn auch weiterhin nur mit "Hold" und einem Kursziel von 270 Franken ein.

Nur wenige Wochen, nachdem der Vakuumventilespezialist aus dem Rheintal etwas vollmundig neue Mittelfristziele kommunizierte, zeichnet sich bereits ab, dass sich diese als zu ambitioniert erweisen könnten. Und das, obschon die besagten Aktien bereits reichlich Vorschusslorbeeren bekamen. Wahrlich keine gute Kombination.

In einem Stimmungstief befindet sich das SMI-Schwergewicht Roche. Seit Dienstag sind die Genussscheine des Pharma- und Diagnostikkonzerns aus Basel wieder für weniger als 300 Franken zu haben. Nur im Februar letzten Jahres kosteten sie sogar noch etwas weniger – wenn auch nur für einige Minuten.

Der künftige Firmenchef Thomas Schinecker tritt kein einfaches Erbe an, wies Roche im Pharmageschäft in den ersten neun Monaten doch ein Nullwachstum auf. Ob sich wenigstens im Schlussquartal eine Belebung eingestellt hat, werden wir erst in den ersten Februar-Tagen wissen, wenn die Basler ihr Jahresergebnis vorlegen. Fast noch wichtiger als der Blick in den Rückspiegel werden dann die zukunftsgerichteten Aussagen sein. Die produktseitigen Rückschläge der letzten Monate – insbesondere das "Aus" für das Alzheimermedikament Gantenerumab – dämpfen die Wachstumsaussichten jedenfalls empfindlich.

Kursrückgang bei den Genussscheinen von Roche seit Januar.

Kursrückgang bei den Genussscheinen von Roche seit Januar.

Quelle: cash.ch

Mit Blick auf den Kursrückgang von mehr als 20 Prozent seit Jahresbeginn und das deutlich schlechtere Abschneiden als die Aktien von Platzrivale Novartis sollte nicht vergessen gehen, dass die Genussscheine von Roche zuvor um fast 23 Prozent höher aus dem Börsenjahr 2021 hervorgegangen waren. Die Valoren von Novartis hatten damals einen Kursrückgang von 4 Prozent zu beklagen.

Das bringt mich auf die alte "Wolfsrudel-Theorie" zu sprechen. Diese besagt, dass bei den Aktien von Branchennachbarn über die Zeit immer mal wieder eine andere die Nase vorn hat. Nur bei den Schweizer Grossbanken scheinen die Rollen schon seit Jahren klar verteilt: Die Aktien der UBS haben die Nase vorn und jene der Credit Suisse das Nachsehen.

Ich möchte es mir nicht nehmen lassen, meinen Leserinnen und Lesern idyllische Weihnachtstage im Beisein ihrer Liebsten zu wünschen. Lassen wir die Börse für ein paar Tage doch die Börse sein und konzentrieren uns auf die wirklich schönen Dinge im Leben. In diesem Sinne erscheint das nächste Insider-Briefing am Dienstag, den 27. Dezember, wie üblich vor 8.30 Uhr. Auch die Kolumne um 12 Uhr gibt es ab dann wieder.

Herzlichst,

Ihr cash Insider

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

 

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1 Kommentar

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markus

Roche GS im Sinkflug. Am 03.01.2022 war der Kurs noch Fr. 378.90..... heute nun Fr. 294.60..... eine wahrhaft tolle Performance....... alles nur weil das Management falsche Schlüsse gezogen hat..... mit COVID-19 kann man kein Geld verdienen.... stattdessen wurden wichtige Forschungen gestoppt oder zurückgestellt..... jetzt noch das Unheil der CEO wechselt zum Chairman-Posten.... und der CEO-Posten ist vakant......falsche Unternehmungs-Strategie - leider

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