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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Schweizer Aktienmarkt: Börse so unberechenbar und launisch wie selten

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Die Börse reagiert bei Lonza, Temenos und Logitech nicht wie gedacht, zudem ein millionenschwerer Titelkauf bei Swatch - Und: Ein Kursfeuerwerk bei DocMorris.

25.10.2024   12:00
Von cash Insider
Quelle: ZVG

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auf X/Twitter aktiv.

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Wir blicken am Schweizer Aktienmarkt auf eine mit Zahlenkränzen bepackte Woche zurück. Von den Grossunternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) meldeten sich mit Holcim, Kühne+Nagel, Logitech, Lonza, Roche und Sika nicht weniger als deren sechs zu Wort. Doch auch die Firmen aus der zweiten und dritten Reihe hielten uns Wirtschaftsjournalisten und Börsenkolumnisten ganz schön auf Trab.

Und wie zuvor schon bei Nestlé, zeigte sich die Börse so unberechenbar wie noch selten. Zur Erinnerung: Obwohl der Nahrungsmittelmulti aus Vevey selbst die pessimistischsten Umsatzerwartungen verfehlte und bei dieser Gelegenheit auch gleich noch seine diesjährigen Wachstums- und Margenambitionen reduzierte, setzten seine Aktien an diesem Tag zu einem Kurssprung nach oben an.

Kräftig nach oben ging es gestern Donnerstag auch für die Valoren von Lonza. Mich überrascht dieses Kursfeuerwerk gleich aus zwei Gründen. Zum einen führte der Pharmazulieferer aus Basel die diesjährige SMI-Gewinnerliste schon zuvor mit einem Kursplus von mehr als 50 Prozent und folglich mit einem komfortablen Vorsprung auf die Zweitplatzierte ABB (+30 Prozent) an. Und zum anderen ging leer aus, wer sich anlässlich des Zwischenberichts für das dritte Quartal eine Erhöhung der diesjährigen Wachstums- oder eine Konkretisierung der Margenvorgaben erhofft hatte.

Abschliessend erklären lässt sich das Kursfeuerwerk zumindest für mich deshalb nicht. Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass die Börse schon jetzt eine spätere Erhöhung der diesjährigen Wachstums- oder Konkretisierung der Margenvorgaben einzupreisen beginnt. Eine geradezu ideale Gelegenheit hierfür würde sich für Lonza am diesjährigen Investorentag von Mitte Dezember bieten. Dann nämlich will der neue Firmenchef Wolfgang Wienand den Aktionärinnen und Aktionären seine künftige Vision des Unternehmens vorstellen.

Die Lonza-Aktien verspüren seit dieser Woche wieder Auftrieb (Quelle: www.cash.ch)

Im Gegenzug reagierte die Börse bei Temenos und Logitech trotz überzeugenden Zahlenkränzen überraschend verschnupft. Mit einem operativen Gewinn von 71,3 Millionen Dollar übertraf Temenos im dritten Quartal selbst die kühnsten Analystenschätzungen. Dennoch gerieten die Valoren der Bankensoftware-Schmiede aus Genf gestern Donnerstag unter die Räder und büssten zeitweise mehr als acht Prozent ein. Vermutlich ist dieses Minus den geringfügig tiefer als erhofft ausgefallenen Lizenzeinnahmen und diesbezüglich etwas zurückhaltenderen Zielen seitens des Unternehmens selbst geschuldet.

Die Aktien von Logitech gingen am Dienstag – dem Tag der Ergebnisveröffentlichung – um gut sechs Prozent tiefer aus dem Handel. Weder die deutlichen Verbesserungen bei der Bruttogewinnmarge im zurückliegenden Quartal, noch die abermalige Erhöhung der diesjährigen Finanzziele wussten dies zu verhindern.

Gestern Donnerstag kosteten die Valoren des Lausanner Vorzeigeunternehmens zeitweise keine 70 Franken mehr. Zur Erinnerung: Noch im Frühsommer wurden Kurse von 90 Franken und mehr bezahlt.

Eigentlich müssten Vontobel und die Bank of America jetzt blindlings für ihre Anlagekundschaft zukaufen. Schliesslich preisen die Analysten beider Banken die Logitech-Aktien ja mit Kurszielen von 98 Franken an.

Vermutlich sind die unberechenbaren Reaktionen der Börse bloss ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten zwei Wochen noch bevorstehen könnte. Den Aktienanlegerinnen und -anlegern dürften in dieser Zeit jedenfalls gute Nerven abverlangt werden – Augen zu und durch.

Kommen wir an dieser Stelle auf die Swatch Group zu sprechen. Ein nicht namentlich bekannter nicht-exekutiver Verwaltungsrat hat sich Aktien des Uhrenherstellers mit einem Marktwert von mehr als 3 Millionen Franken angelacht. Das geht aus einer Offenlegungsmeldung gegenüber der SIX Swiss Exchange hervor. Es ist bereits der zweite millionenschwere Titelkauf innerhalb weniger Wochen.

Gegenüber der letzten Transaktion – damals erwarb ein exekutiver Verwaltungsrat und/oder ein Mitglied der Geschäftsleitung Aktien im Umfang von gut 14 Millionen Franken – gibt es allerdings eine weitere kleine aber feine Nuance. Denn der jüngst bekannt gewordene Titelkauf wurde über eine dem Verwaltungsrat nahestehende juristische Person abgewickelt.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die erste Transaktion trägt die Handschrift von Firmenchef Nick Hayek, die jetzige vermutlich jene seiner Schwester Nayla Hayek. Doch auch der Verwaltungsrats-Vize Ernst Tanner kommt als potenzieller Käufer in Frage.

Eine Neuauflage der Going-Private-Spekulationen bei der Swatch Group? (Quelle: www.cash.ch)

Bevor nun wieder Spekulationen über einen bevorstehenden Rückzug der Swatch Group von der Börse laut werden, möchte ich an dieser Stelle noch auf eine interessante Beobachtung zu sprechen kommen: Anders als bei früheren Gelegenheiten kauft die Familie Hayek nicht länger Namen- sondern vielmehr Inhaberaktien zu.

Wollten die Familienaktionäre den Uhrenhersteller aus Biel tatsächlich von der Börse nehmen, müssten sie eigentlich Namenaktien zukaufen – wie sie dies beispielsweise im Juli dieses Jahres getan haben. Schliesslich haben die Namenaktien eine fünfmal so hohe Stimmkraft wie die Inhaberaktien. Das wiederum legt die Vermutung nahe, dass die beiden letzten Titelkäufe bloss finanziellen und keineswegs strategischen Charakter haben.

Ich begegnete den von Nick Hayek einst höchstpersönlich angestossenen und anschliessend wieder dementierten Going-Private-Spekulationen mit folgenden Worten:

Die Aktien von DocMorris geben einen Teil ihrer Gewinne vom Donnerstagnachmittag wieder ab. Losgetreten hatten das Kursfeuerwerk Berichte, wonach der Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof die Rabattaktionen der Versandapotheke und anderen Rivalen als unproblematisch einschätzt. Das geht zumindest aus den Schlussanträgen für ein Schadenersatzverfahren von DocMorris gegen die Apothekerkammer Nordrhein hervor.

Noch ist das letzte Wort – sprich das Urteil – zwar nicht gefallen. Allerdings könnte das nicht unumstrittene Rabattverbot für verschreibungspflichtige Medikamente fallen.

Wie der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst Gian Marco Werro schreibt, steht das Urteil des europäischen Gerichtshofs noch aus. Seines Erachtens dürfte aber der Bundesgerichtshof in Karlsruhe in dieser Causa das letzte Wort haben. Werro zufolge entwickeln sich die Dinge für DocMorris in die richtige Richtung. Er preist die Aktien wie bis anhin mit «Übergewichten» an.

Dass gestern Donnerstag angeblich das Lager der Leerverkäufer das Geschehen bestimmte, überrascht mich nicht. Wie Erhebungen der Beratungsfirma S&P Global nämlich zeigen, liefen an der Börse per Ende September Wetten im Umfang von fast 46 Prozent der ausstehenden Titel gegen die Versandapotheke. Das macht DocMorris zur meist-leerverkauften Aktie der Schweiz.

Ich warnte schon vor längerer Zeit davor, dass der Kampf um Marktanteile für das Schweizer Unternehmen mit hohen Marketing- und Promotionskosten einhergehen könnte. Im selben Atemzug warnte ich vor der Dominanz von Redcare Pharmacy. Die Erzrivalin ist in finanzieller Hinsicht regelrecht auf Rosen gebettet und kann aus einer Position der Stärke heraus agieren.

Kommende Woche stehen weitere wegweisende Zahlenkränze zur Veröffentlichung an. Ich denke da etwa an jene von Novartis, UBS oder Sandoz. Die beiden ersteren haben das Zeug, den Gesamtmarkt in die eine oder andere Richtung zu bewegen. Mehr dazu, wie die drei Unternehmen im dritten Quartal abgeschnitten haben, am nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.
 

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