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Die mediale Bühne gehörte diese Woche ganz der UBS und ihrem Zahlenkranz. Und auch an der Börse gab es in den letzten Tagen kaum ein anderes Thema. Andere Grossunternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) – ich denke da etwa an Swiss Life, Richemont oder Zurich Insurance – wurden da beinahe in die Statistenrolle gedrängt.
Am Tag der Ergebnisveröffentlichung zogen die Handelsumsätze bei den Aktien dieser Unternehmen zwar etwas an. Bei allen anderen blieb es jedoch bei der gewohnten Flaute – so ungewöhnlich sie für diese Zeit des Jahres auch sein mag. Ungewöhnlich ist auch, dass neben Zurich Insurance auch bei den drei Schwergewichten Nestlé, Roche und Novartis schon seit Tagen immer mal wieder grössere Blöcke ausserbörslich die Hand wechseln. Gerade bei Roche scheint das Aktionariat momentan in Bewegung.
Schwer zu sagen, wer oder was sich dahinter verbirgt. Würde man mich fragen, trägt das Ganze die Handschrift mächtiger Grossinvestoren.
Wie schon in den letzten Wochen sorgten die dünnen Handelsumsätze bei der einen oder anderen Aktie für ganz schön viel Bewegung. Auf eine bewegte Woche blicken insbesondere jene des Sorgenkinds Idorsia zurück.
Am letzten Montag reichten alleine schon ermutigende Studienergebnisse zum Bluthochdruckmittel Aprocitentan aus, um ein Kursfeuerwerk zu zünden. In der Spitze notierten die Aktien an diesem Tag mit mehr als 40 Prozent im Plus – angefacht durch aggressive Deckungskäufe aus dem Lager ausländischer Leerverkäufer.
Aufstieg und Fall der Aktien von Idorsia in den letzten Tagen (Quelle: www.cash.ch)
Meine Schadenfreude darüber sollte sich rückblickend allerdings als verfrüht erweisen, gaben die Valoren des Baselbieter Pharmaunternehmens diese Kursgewinne im weiteren Wochenverlauf doch vollständig wieder ab. Als wäre das Börsengeschehen eine Partie Monopoly, hiess es: Zurück auf Start.
Eine einleuchtende Erklärung für dieses Strohfeuer hat Jefferies-Analyst Brian Balchin auf Lager. Wie er schreibt, handelt es sich bei den Studienergebnissen zu Aprocitentan bloss um "alten Wein in neuen Schläuchen". Entsprechende Informationen seien zuvor nämlich schon im Fachjournal "The Lancet" veröffentlicht worden.
Der Analyst rechnet wie bis anhin mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent, dass das Bluthochdruckmittel auf den Markt kommt und Idorsia geschätzte 160 Millionen Franken abzüglich einer Zahlung von 30 Prozent an die amerikanische Johnson & Johnson zufliessen. Diese Annahmen fliessen bei Jefferies schon heute ins Bewertungsmodell für Idorsia mit ein. Dieses ergibt ein Kursziel von 2,60 Franken.
So müssen die leidgeplagten Aktionärinnen und Aktionäre des Pharmaunternehmens denn auch weiterhin auf einen Befreiungsschlag hoffen. An finanziellen Mitteln sollte es dem Gründer-Ehepaar Jean-Paul und Martine Clozel ja eigentlich nicht mangeln.
Auch der Börsendebütant Sandoz findet sich in einem hartnäckigen Kurs- und Stimmungstief wieder. Vor wenigen Tagen nahm Stifel-Analystin Louise Boyer Graebelsdinger die Erstabdeckung dieser Aktien mit "Buy" und einem Kursziel von 40 Franken (!!!) auf.
Sollte der Generikahersteller die sich selbst gesteckten Mittelfristziele erreichen, hält sie gar Kurse von bis zu 48 Franken für angebracht. Und selbst wenn die Absatzentwicklung der geplanten Markteinführungen im Geschäft mit biotechnologischen Nachahmermedikamenten – auch Biosimilars genannt – schleppend verlaufen sollte, sind noch immer Kurse von um die 31 Franken möglich.
Doch selbst diese geballte Ladung an Optimismus entfaltete nicht die erhoffte Wirkung. Gestern Donnerstag waren die Sandoz-Aktien zeitweise für weniger als 23,50 Franken zu haben. Da fragt sich doch, was es noch alles braucht, damit die Valoren des Börsendebütanten an die Kursgewinne von Mitte Oktober anknüpfen können.
Regelmässige Leserinnen und Leser wissen übrigens, wen ich hinter der Kursflaute der letzten Woche vermute. Ziemlich genau zwei Wochen ist es nun her, dass ich folgendes berichtete:
Eine entsprechende Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange könnte hier früher oder später Klarheit schaffen. Dazu müsste Novartis aber zuerst den meldepflichtigen Schwellenwert von 3 Prozent unterschreiten.
Apropos Beteiligungsmeldungen: In den letzten Tagen wurde bekannt, dass die Fondstochter der UBS nicht nur bei Alcon beherzt Aktien zugekauft hat. Auch bei Bâloise, SGS und Tecan haben die Fonds-Manager der grössten Schweizer Bank ihre Pakete ausgebaut. Ich schrieb gestern Donnerstag ausführlich darüber.
Die UBS liess ihrerseits am frühen Dienstagmorgen die Katze aus dem Sack und berichtete darüber, wie sich ihr Tagesgeschäft im dritten Quartal so entwickelt hat. Der ausgewiesene Verlust in Höhe von knapp 800 Millionen Dollar darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Grossbank bei der Integration der Credit Suisse beachtliche Fortschritte gelungen sind und sich die Übernahme als wahre Goldgrube erweist.
Erfreulich sind auch die Fortschritte bei der Gewinnung neuer Kundenvermögen. Selbst die Credit Suisse konnte im dritten Quartal unter positiven Vorzeichen zum Gruppenergebnis beitragen. Eine willkommene Überraschung.
Der für die Basler Kantonalbank tätige Analyst Peter Berger zögerte denn auch nicht lange und stufte die UBS-Aktien von "Marktgewichten" auf "Übergewichten" herauf. Das Kursziel veranschlagt er neuerdings mit 28 (zuvor 23) Franken.
Dass die Valoren der grössten Schweizer Bank ihre Kursgewinne vom Dienstag von bis zu 6 Prozent mittlerweile wieder abgeben mussten, zeigt wie verhalten die Stimmung unter den hiesigen Marktakteuren eigentlich ist. Für diese ist das Glas noch immer halb leer und nicht halb voll.
Kursentwicklung der UBS-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Ein "Miesepeter" ist auch Barclays-Analyst Amit Goel. Er bemängelt, dass die Erträge im dritten Quartal ausgerechnet in den wichtigen Geschäftsbereichen Wealth Management und Personal & Corporate Banking durchwachsen ausgefallen seien.
Sein Berufskollege Thomas Hallett von Keefe, Bruyette & Woods (KBW) stösst sich hingegen an den enttäuschenden Zinserträgen im Wealth Management. Ausserdem äussert er die Vermutung, dass die erfreuliche Nettoneugeldentwicklung bei der alten Credit Suisse mit grosszügigen Konditionen teuer erkauft wurde.
An dieser Stelle sei gesagt, dass die Valoren der UBS bei Barclays seit einer gefühlten Ewigkeit mit "Underweight" und bei KBW mit Underperform eingestuft werden. Beides kommt einer Verkaufsempfehlung gleich. Ein Schelm, wer bei den Aussagen der beiden Analysten Böses denkt...
An der Börse geriet Swiss Life nach der Veröffentlichung des Zwischenberichts für die Monate Januar bis September regelrecht unter die Räder. Dass die Analystenschätzungen knapp verfehlt und nicht wie üblich übertroffen wurden, bekamen die erfolgsverwöhnten Marktakteure wohl in den falschen Hals.
Zugegeben: Die hohen Wachstumsraten der letzten Jahre bei den Fee-Erträgen lassen sich so vermutlich nicht wiederholen. Zum einen wäre da die hohe Vergleichsbasis von 2022 und zum anderen profitierte der Lebensversicherer insbesondere im Immobilienbereich von einem geradezu idealen Umfeld. Ausserdem sind die Swiss-Life-Aktien seit Januar gut gelaufen. Deshalb vermutlich auch die Gewinnmitnahmen...
Mehr dazu am nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.
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