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Seit wenigen Tagen herrscht auch am Schweizer Aktienmarkt Weltuntergangsstimmung. Es scheint, als hätten die Marktakteure die schon seit Monaten vor sich hin schwelenden geopolitischen Braktienmarkt an kritischem Punkt.ndherde erst jetzt realisiert. Genauso fällt erst jetzt auf, dass sich der Aktienkurs vieler Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren weit von der Gewinnentwicklung nach oben abgekoppelt hat.

Der plötzliche Stimmungsumschwung hat Spuren hinterlassen, auch am Schweizer Aktienmarkt. Während die meisten Auguren den Swiss Market Index (SMI) für ihre Lagebeurteilung hinzuziehen, verspreche ich mir vom Swiss Performance Index (SPI) ein zuverlässigeres Bild. Es ist richtig, dass der SMI zu Wochenbeginn den seit Sommer 2011 entstandenen Aufwärtstrend gebrochen hat. Das wurde medial auch dementsprechend ausgeschlachtet.

Was allerdings nicht vergessen werden darf: Die zu Lasten des SMI gehenden Dividendenabgänge verfälschen das Bild substanziell. Dieses Problem besteht beim SPI nicht, werden die Dividenden beim sogenannten Performance-Index doch reinvestiert. Darüber hinaus ist das Börsenbarometer deutlich breiter gefasst und liefert damit zuverlässigere Rückschlüsse auf die Situation am Schweizer Aktienmarkt.

Die schlechte Nachricht ist, dass der SPI heute bei 8'170 Punkten den seit Mitte letzten Jahres entstandenen Aufwärtstrend verletzt hat. Und als ob das nicht schon genug wäre, wurde auch gleich noch der bei 8'140 Zählern verlaufende trendbestimmende gleitende Durchschnitt auf 200 Tage verletzt.

Es gibt jedoch auch gute eine gute Nachricht. Denn noch hat das Börsenbarometer den bei 7'950 Punkten verlaufenden mehrjährigen Aufwärtstrend noch nicht verletzt. Auf dem Weg dorthin verläuft in der Region von 8'000 bis 8'020 Zählern ein weiteres Abwehrdispositiv der Haussiers.

Eine klassische Trendumkehrformation hat sich beim SPI bislang noch nicht gebildet, was vermuten lässt, dass es sich beim jüngsten Rückschlag um eine blosse Korrektur und noch nicht um eine grundlegende Trendwende handelt. Mit einer solchen ist erst dann zu rechnen, wenn das Börsenbarometer von der Schlüsselunterstützung von 8'000 Punkten aus zu einer vorübergehenden Gegenbewegung ansetzt und eine sogenannte «Schulter-Kopf-Schulter»-Formation entsteht. Für eine «Double-Top»-Formation müsste der SPI sogar bis knapp unterhalb der bisherigen Höchststände von Mitte Juni bei 8'650 Zählern klettern.

Nicht nur beim SMI, auch beim SPI sind die Indexschwergewichte Nestlé, Roche und Novartis für gut die Hälfte der gesamten Marktkapitalisierung verantwortlich. Seit wenigen Tagen berichten mir Händler bei allen drei Aktien von Futures-bedingtem Verkaufsdruck. Mit anderen Worten: Die Indexschwergewichte werden von Absicherungstransaktionen über die Futures in Mitleidenschaft gezogen.

Aus diesem Grund habe ich mir auch kurz die charttechnische Konstellation dieser drei Aktien angeschaut. Nach der Ergebnisüberraschung und dem Kursfeuerwerk von gestern verfügen die Valoren von Nestlé über die beste Ausgangslage. Allerdings bedarf es schon einem Anstieg über die starke Widerstandsmarke bei 70 Franken, um eine weitere Aufwärtsbewegung loszutreten.

Die Bons von Roche notieren mittlerweile unter ihrem gleitenden Durchschnitt auf 200 Tage und könnten vorübergehend auf die Schlüsselunterstützung bei 250 Franken zurückfallen. Damit weisen diese Papiere die ungünstigste Ausgangslage unter den drei Indexschwergewichten auf. Denn die Aktien von Novartis verfügen in der Region von 75 Franken über die Möglichkeit für eine erste Stabilisierung.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich schon seit einiger Zeit vor einer Korrektur an den Aktienmärkten warne. Rückblickend kam meine Warnung sogar um einiges zu früh. Ich bleibe allerdings dabei und rate davon ab, voreilig in Panik zu verfallen. Noch befinden wir uns am Schweizer Aktienmarkt in einer längst überfälligen Korrektur und noch nicht in einer grundlegenden Trendwende. Allerdings ist auch die hiesige Börse an einem kritischen Punkt angelangt, an dem sich entscheiden könnte, ob es bei einer kurzen Korrektur bleibt oder sich die Stimmung dauerhaft eintrübt.

Wichtige Anhaltspunkte erhoffe ich mir von den Aktien von UBS und Credit Suisse. Auch wenn ihre Gewichtung im SPI bei weniger als 10 Prozent liegt, eignen sie sich als Frühindikatoren für den Gesamtmarkt. Können sich die mittlerweile stark überverkauften Papiere der beiden Schweizer Grossbanken fangen, wäre das demnach ein ermutigendes Signal.

Ich werde an dieser Stelle jedenfalls weiterhin börsentäglich die neusten Ereignisse und Entwicklungen rund um unseren Heimmarkt aufgreifen und abhandeln – selbst wenn auch ich nur mit Wasser koche.