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Chefstratege Chris Potts von Kepler Cheuvreux wird nachgesagt, er sei anderen Berufskollegen stets eine Nasenlänge voraus. Schon seit Jahren stemmt er sich immer mal wieder gegen die gängige Meinung – und trifft damit nicht selten ins Schwarze.
Doch beim Schweizer Aktienmarkt hat er in den letzten Wochen kein Glück gehabt. Stufte Potts diesen ab Mitte September in zwei Schritten von "Underweight" auf "Overweight herauf, geht er nun wieder auf "Underweight". Der Durchbruch des Branchenprimus Pfizer und dem deutschen Partnerunternehmen Biontech beim Impfstoff gegen Covid-19 ändere einfach alles, so räumt der Stratege schweren Herzens ein.
Auch bei seinen Branchenpräferenzen bleibt kein Stein auf dem anderen. Pharmawerte wie Roche und Novartis kürzt er von "Overweight" auf "Neutral", Nahrungsmittelaktien wie Nestlé gar von "Overweight" auf "Underweight". Im Gegenzug stuft Potts die Finanzwerte von "Underweight" auf "Neutral" herauf und räumt gerade den Bankaktien wieder etwas mehr Gewicht in den Aktienportefeuilles ein. Davon dürften hierzulande wenigstens die Papiere von UBS und Credit Suisse profitieren.
Trotz Kursfeuerwerk notiert der SMI bloss auf dem Stand von Mitte Juli (Quelle: www.cash.ch)
Darf man dem bekannten Strategen Glauben schenken, dann haben die bis zuletzt ach so gefeierten Wachstumsaktien ihren Zweck als "sicherer Hafen" während der Pandemie mittlerweile erfüllt. Vielmehr sieht er die Aktienmärkte in Erwartung steigender Zinsen im Dollarraum schon früh im neuen Jahr zur Normalität zurückfinden.
Allerdings lässt sich die erst vor wenigen Tagen bekannt gewordene Heraufstufung des Technologiesektors von "Neutral" auf "Overweight" durch Potts nicht so richtig mit steigenden Zinsen vereinbaren. Denn wie die Berufskollegen der mächtigen amerikanischen Investmentbank J.P. Morgan kürzlich festhielten, sind steigende Zinsen im Dollarraum Gift für dieses Titelsegment.
Ich bezeichnete damals schon die Heraufstufung des Schweizer Aktienmarktes durch Kepler Cheuvreux als halbherzig. Ähnliches liesse sich diesmal von jener für den Technologiesektor behaupten.
Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass die momentane Börsenentwicklung viele Experten etwas überfordert.
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Bis vor wenigen Tagen war die Welt der Aktionäre von Zur Rose in bester Ordnung. Der Teil-Lockdown beim nördlichen Nachbarn Deutschland werde noch einmal viel Geld in die Kasse spülen, so lautete ihre Hoffnung. Schliesslich erzielt die Versandapotheke aus dem Thurgauischen mehr als die Hälfte ihres Jahresumsatzes dort.
Doch dann kam die eigentlich erfreuliche Erfolgsmeldung von Pfizer und Biontech beim Impfstoff gegen Covid-19 und setzte auch den Aktien von Zur Rose sichtlich zu. Nach dem satten Minus von 12 Prozent vom Montag setzten die Papiere ihre Talfahrt am gestrigen Dienstag ungebremst fort – bis sie bei Kursen um 235 Franken wieder auf Interesse stiessen.
Anders als Vontobel und UBS bei Roche scheint es der amerikanischen Investmentbank Jefferies bei Zur Rose mittels verbalen Interventionen zu gelingen, die Talfahrt zu stoppen – zumindest für den Moment.
Analyst Alexander Thiel macht denn auch den Programmhandel für die schmerzhaften Kursverluste verantwortlich. Diesem seien die strukturell bedingten Wachstumsaussichten der Versandapotheke eigentlich völlig egal, so schreibt er weiter und preist deren Aktien einmal mehr mit einem Kursziel von 450 Franken zum Kauf an. Thiel sieht das Unternehmen den traditionellen Anbietern im 60 Milliarden Euro schweren deutschen Markt längerfristig sowieso das Wasser abgraben – Covid-19-Impfstoff hin oder her.
Der Jefferies-Analyst rettet den Zur-Rose-Aktionären den Tag (Quelle: www.cash.ch)
An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Papiere von Zur Rose just an dem Tag im Juli bei 304,50 Franken neue Kursrekorde schrieben, als der Jefferies-Analyst sein Kursziel kräftig auf 450 (zuvor 300) Franken erhöhte.
Interessant ist, dass sich seine Aussagen mit den mir in den letzten Tagen zugetragenen Informationen decken, wonach auch das hiesige Geschehen vom Programmhandel und damit von ausländischen Momentum-Investoren bestimmt wird...
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