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Was in New York die Aktien von Tech-Giganten wie Amazon, Microsoft oder Apple, sind hierzulande neben jenen von Logitech auch die von Tecan, Zur Rose oder Lonza. Aus Mangel an vernünftigen Vertretern aus der Technologieindustrie waren Anleger in den letzten Monaten gezwungen, auf wachstumsstarke Unternehmen aus anderen Wirtschaftszweigen auszuweichen.

Während sich mit den besagten Papieren seit Jahresbeginn viel Geld verdienen liess, neigen gerade die Finanzwerte seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie von Ende Februar über weite Strecken zur Schwäche. Die Aktien von Swiss Life oder Credit Suisse traf es dabei besonders hart.

Doch nun erhalten die Finanzwerte Zuspruch aus einer ziemlich unerwarteten Ecke. In einer Strategiestudie begeht die mächtige amerikanische Investmentbank J.P. Morgan gleich in zweifacher Hinsicht einen ziemlichen Tabubruch. So sind die Autoren um Mislav Matejka erstmals seit nunmehr fast zwei Jahren nicht mehr länger heiss auf Tech-Aktien, stufen sie diese doch von "Overweight" auf "Neutral" herunter. Im Gegenzug gehen die Strategen bei Bank- und Versicherungsaktien von "Neutral" auf "Overweight".

Wie mir mehrere voneinander unabhängige Quellen berichten, war es denn auch J.P. Morgan, die am gestrigen Montag beherzt bei hiesigen Finanzwerten wie etwa UBS, Partners Group oder Zurich Insurance zulangte und ein Kursfeuerwerk zündete. Diese drei Papiere werden übrigens auch offiziell mit "Overweight" zum Kauf angepriesen. Interessant zu sehen, dass die Amerikaner auf Worte auch tatsächlich Tagen folgen lassen.

Kursentwicklung der Aktien von UBS (rot), Partners Group (grün) und Zurich Insurance (gelb) über die letzten zwei Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Doch obschon am heutigen Dienstag wieder grössere Anschlusskäufe aus dem Ausland eintreffen, bleibt abzuwarten, ob es sich dabei nicht bloss wieder um ein Strohfeuer handelt. Allerdings könnte die mächtige amerikanische Grossbank den Zeitpunkt gut gewählt haben. Schliesslich sind die Realzinsen beim Dollar wieder im Steigen begriffen – und nicht nur dort. Letztendlich dürfte die künftige Zinsentwicklung den Finanzwerten auch hierzulande den Weg zeigen. In Zeiten negativer Zinsen sind steigende Zinsen nicht länger Gift für die Finanzwerte. Vielmehr sind sie zu begrüssen – zumindest solange sie nicht zu schnell und zu stark steigen.

Im Wissen, dass der Ausgang der amerikanischen Wahlen direkte Auswirkungen auf das transatlantische Zinsgefüge haben dürfte, verspreche ich mir von den nächsten Tagen wichtige Antworten auf die Frage: Schlägt jetzt endlich die Stunde von UBS, Zurich Insurance und Co.?

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Am gestrigen Montagmorgen spielten sich bei den Aktien von Stadler Rail teils dramatische Szenen ab. Kurz nach Handelsaufnahme drückten Ergebnisspekulationen die Kurse auf unter 36 Franken und damit auf den tiefsten Stand in der Firmengeschichte.

Die besagten Spekulationen losgetreten haben dürfte ein Kommentar der Credit Suisse. Darin warnt der Autor Patrick Laager vor hohen Entschädigungsforderungen in der zweiten Jahreshälfte. Und um dieser Warnung den nötigen Nachdruck zu verleihen, kürzt er seine diesjährigen Annahmen für die operative Marge auf 5,1 (zuvor 5,4) Prozent. Dadurch verringern sich die Gewinnschätzungen des Analysten um etwas mehr als 5 Prozent.

In Erwartung, dass das Tagesgeschäft unter Firmenpatron Peter Spuhler nur allmählich an Fahrt gewinnt, stuft Laager die Aktien des einstigen Börsenlieblings weiterhin nur mit "Neutral" und einem Kursziel von 37 (zuvor 38) Franken ein.

Aufstieg und Fall der Aktien von Stadler Rail seit dem Börsengang von Mitte April 2019 (Quelle: www.cash.ch)

Die scharfe Gegenbewegung von den Tagestiefstkursen bei 35,88 Franken in Richtung der Tageshöchstkurse bei 36,88 Franken liess am gestrigen Montag aber noch andere Spekulationen lautwerden. Spuhler höchst persönlich könnte Aktien zugekauft haben, so wird gemunkelt.

Die nächsten Tage dürften es zeigen, müsste er sich in seiner Doppelfunktion als Verwaltungsratspräsident und Firmenchef ad-interim gegenüber der Schweizer Börse SIX doch als Käufer zu erkennen geben.

 

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