Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auf X/Twitter aktiv.
+++
Am Montagmittag berichtete ich in meiner Kolumne davon, dass die UBS ihre taktischen Kaufempfehlungen ausgedünnt habe. Am Schweizer Aktienmarkt sei die grösste Schweizer Bank mit Clariant und Inficon neuerdings nur noch mit zwei Empfehlungen im Rennen. Kurz zuvor zog sie bei jener für die Valoren des Mischkonzerns Bucher vorzeitig die Reissleine – und das mit einem Kursplus von gerade einmal zwei Prozent.
Als ich diese Zeilen schrieb, wusste ich noch nicht, dass die Grossbank beinahe zeitgleich auch bei Inficon einen überraschenden Rückzieher machen würde. Überraschend deshalb, weil der hauseigene Analyst die Aktien des Halbleiterausrüsters wie bis anhin mit «Buy» und einem 12-Monats-Kursziel von 1445 Franken anpreist. Ausserdem muss die Grossbank gegenüber dem seinerzeitigen Einstandskurs sogar ein leichtes Minus hinnehmen.
Auch die Aktien von Börsenüberflieger Inficon bekundeten zuletzt Mühe (Quelle: www.cash.ch)
Übrig bleibt aus Schweizer Sicht einzig die taktische Kaufempfehlung für die Valoren des Spezialitätenchemieherstellers Clariant. In den Handelsräumen der UBS traut man letzteren einen raschen Vorstoss in die Kursregion von 13,84 bis 14,21 Franken zu. Die Reissleine ziehen sollten Anlegerinnen und Anleger bei einem Rücksetzer in die Kursregion von 11,03 bis 10,87 Franken – sofern die Grossbank denn nicht auch bei den Baselbietern vorzeitig die Geduld verliert.
Ich kommentierte die Absetzung der Bucher-Aktien am Montag mit folgenden Worten:
Die jüngsten Anpassungen bei den taktischen Aktienempfehlungen der Grossbank sind keine Absage an die Aktienmärkte – sondern vielmehr an den eigentlichen Heimmarkt der UBS. Denn Empfehlungen hat die grösste Schweizer Bank noch immer reichlich ausstehend. Dies etwa für die Valoren von Reckitt Benckiser, Continental, RWE oder Glencore. Und neben Samsung in Asien setzt sie ihren Schwerpunkt vor allem auf Nordamerika und dort neben Ultra Beauty, Newmont und Merck neuerdings auf Datadog und Vertex Pharmaceuticals.
Lange Rede, kurzer Sinn: Für einen Börsenrücksetzer rüstet man sich in den Handelsräumen der UBS vermutlich nicht. Vielmehr sieht die Grossbank die Musik vor allem an der New Yorker Börse spielen. Wenn man ihr etwas nicht vorwerfen kann, dann ist das ein übertriebener Hang zum heimischen Aktienmarkt – im amerikanischen Raum auch als «Home Bias» bekannt.
+++
Zuerst eine gute Nachricht für die nicht gerade erfolgsverwöhnten Aktionärinnen und Aktionäre von Adecco: Der für die Deutsche Bank tätige Analyst Steve Woolf stuft die Valoren des Stellenvermittlers von «Hold» auf «Buy» herauf. Am 36 Franken lautenden Kursziel hält er indes fest.
Die schlechte Nachricht jedoch: Die Kaufempfehlung kommt ziemlich halbherzig daher. Denn der Analyst räumt ein, dass sich die Situation in den wichtigsten Märkten des Unternehmens zuletzt weiter eingetrübt habe. Er rechnet deshalb nicht mit einer raschen Belebung.
Auch die Börse reagiert eher unterkühlt auf die Kaufempfehlung für die Aktien von Adecco (Quelle: www.cash.ch)
Auch für die Talentschmiede LHH und für Akkodis findet Woolf im Vorfeld der anstehenden Ergebnisveröffentlichung keine ermutigenden Worte. Will man ihm Glauben schenken, dann könnten die beiden Tochterunternehmen im dritten Quartal erneut weniger verdient haben.
Dennoch ist man bei der Deutschen Bank überzeugt davon, dass die künftige Gewinnkraft Adeccos grundlegend unterschätzt wird. Wie realistisch die Prognosen der Grossbank sind – immerhin geht sie bis Ende 2028 von einem jährlichen Gewinnwachstum zwischen 20 und 25 Prozent aus – wird sich zeigen müssen.
Ich selber bin da deutlich vorsichtiger. Wertvolle Erkenntnisse erhoffe ich mir vom Zahlenkranz für das dritte Quartal. Nun heisst es warten bis zum 5. November.
Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar. |