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Jeweils in der zweiten Juli-Woche entscheidet die Index-Kommission der Schweizer Börse SIX über die Zusammensetzung der hiesigen Börsenbarometer. Schon Wochen zuvor werden im Berufshandel Wetten auf die heissesten Kandidaten für eine Aufnahme in den Swiss Market Index (SMI), den Swiss Leaders Index (SLI) oder den Swiss Market Index Midcap (SMIM) abgeschlossen.
Setzt man auf die richtigen Aktien, lässt sich damit gutes Geld verdienen. Denn indexorientierten Grossinvestoren und Herausgebern von strukturierten Produkten oder börsengehandelten Indexfonds bleiben oft nur wenige Wochen, um sich bei den jeweiligen Unternehmen einzukaufen.
Wer sich in diesem Jahr auf Veränderungen in der Zusammensetzung von SMI und SLI eingestellt hatte, wurde allerdings enttäuscht. Bei den beiden wichtigsten Börsenbarometern bleibt alles beim Alten. Nicht so beim SMIM, wo die Namenaktien von Sunrise Communications jene von Meyer Burger ablösen werden.
Schätzungen aus dem Berufshandel zufolge müssen grosse Marktakteure bis Mitte September Titel im Gegenwert von rund 120 Millionen Franken zukaufen, was 40 durchschnittlichen Tagesvolumen entspricht.
Zumindest bei der Citigroup zeigt man sich davon unbeeindruckt. In einer mir heute früh aus London zugespielten Unternehmensstudie nimmt der für die amerikanische Grossbank tätige Verfasser die Abdeckung von Sunrise Communications mit einer Verkaufsempfehlung und einem Kursziel von 70 Franken auf.
Für den Experten steht fest: Die Prognosen des Börsendebütanten für den diesjährigen operativen Gewinn (EBITDA) sind schlichtweg zu hoch. Dasselbe gilt für die Gewinnerwartungen anderer Berufskollegen. Auf Stufe EBITDA liegen die bankeigenen Prognosen für die kommenden zwei Jahre deshalb um bis zu 12 Prozent unter den jeweiligen Konsensschätzungen.
Der Studienverfasser räumt zwar ein, dass das Telekommunikationsunternehmen zum Ziel einer Übernahme werden könnte. Als möglicher Käufer muss einmal mehr der Rivale Salt herhalten. Allerdings rechnet der Experte aufgrund regulatorischer und wettbewerbsrechtlicher Hürden über die nächsten zwölf Monate nicht mit einer solchen Übernahmeofferte.
Liegt man bei der Citigroup richtig, dann müssen sich die Aktionäre von Sunrise Communications im Vorfeld der Halbjahresergebnispräsentation vom 20. August warm anziehen. Wie schon Mitte Mai halten die Amerikaner eine weitere Enttäuschung für denkbar, befürchten sie doch einen nachlassenden Ertragsstrom im Zusammenhang mit vorfinanzierten Mobiltelefonen.
Gefallen findet der Studienverfasser hingegen an den Namenaktien von Swisscom. Erst vor wenigen Wochen setzte er diese mit einem Kursziel von 700 Franken auf die viel beachtete "European Focus List".
Anders als der Experte der Citigroup erachte ich das Rückschlagspotenzial bei den Aktien von Sunrise Communications als überblickbar. Sollte der Börsendebütant anlässlich der Ergebnisveröffentlichung von Ende August tatsächlich enttäuschen, wären ihm Gelegenheitskäufe seitens indexorientierter Marktakteure so gut wie sicher. In den vergangenen Monaten haben sich prominente Grossaktionäre wie der deutsche Versicherungskonzern Allianz oder der Staatsfonds von Singapur beim Telekommunikationskonzern eingekauft. Und das nicht ohne Grund, gelten die Aktien doch als zukünftige Dividendenperle.
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Gegen die Swatch Group laufen an der Börse Wetten wie gegen kein anderes im SMI berücksichtigtes Unternehmen. Nicht öffentlich zugänglichen Statistiken zufolge belaufen sich die Baisse-Engagements auf nicht weniger als 14,8 Prozent aller ausstehenden Inhaberaktien (siehe Kolumne vom 1. Juli).
Am vergangenen Donnerstag erwischte der Westschweizer Luxusgüterhersteller die Baissiers nun aber auf dem falschen Fuss. Neben einem überraschend soliden Zahlenkranz wartete das Unternehmen mit ermutigenden Aussagen für die zweite Jahreshälfte auf. Prompt sprangen die Kursnotierungen um 5 Prozent nach oben.
Als trendverstärkend erwies sich eine Hochstufung der Papiere von "Hold" auf "Buy" durch Société Générale. Der für das französische Bankinstitut tätige Experte erwartet über die nächsten zwölf Monate einen Anstieg auf 470 (410) Franken.
In der Vergangenheit hatte der Experte eine eher unglückliche Hand. Nur wenige Tage vor der Jahresergebnispräsentation von Mitte Februar hatte er die Inhaberaktien der Swatch Group von "Sell" auf "Hold" und das bis dahin 320 Franken lautende 12-Monats-Kursziel auf 369 Franken angehoben.
Da dieses damals weit hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben war, machte er die Hochstufung am Tag der Ergebnisveröffentlichung wieder rückgängig und sprach erneut eine Verkaufsempfehlung aus.
An dieser hielt er bis Ende Juni fest, als er die Papiere von "Sell" auf "Hold" hochstufte und das 12-Monats-Kursziel auf 410 (369) Franken nachzog. Seit dem letzten Donnerstag empfiehlt er der eigenen Anlagekundschaft nun bekanntlich zum Kauf der Inhaberaktien der Swatch Group.
Mir ist völlig klar: Rückblickend ist man immer schlauer. Dennoch haben Anlagekunden der Société Générale, die sich in den letzten Monaten auf das Urteil des Experten abstützten das Nachsehen. Der vorliegende Fall ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich Panik an den Aktienmärkten selten bezahlt macht und der Aktionismus einiger Aktienanalysten völlig übertrieben ist.
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