Vergangene Nacht erlitten die Rohstoffe im US-Handel einen empfindlichen Rückschlag. Insbesondere bei den Edelmetallen war eine regelrechte Kapitulation der Haussiers zu beobachten. Für Verunsicherung sorgte die Veröffentlichung des letzten Protokolls der Januartagung der US-Notenbank. Dem Protokoll lässt sich entnehmen, dass einige Mitglieder des Offenmarktausschusses Besorgnis über die Kosten und Risiken weiterer Anleihenrückkäufe äusserten.

In der Folge wurden am Markt Spekulationen laut, wonach die US-Notenbank ihr Rückkaufprogramm für amerikanische Staatsanleihen und verbriefte Hypothekarkredite früher als gedacht beenden könnte. Dies verhalf dem Dollar überraschend zu Auftrieb und setzte im Gegenzug die Rohstoffe unter Verkaufsdruck.

Verstärkt wurde die Talfahrt durch hartnäckige Gerüchte, dass ein grosser Rohstoff-Fonds in Probleme geraten sei. Dieser Fonds sei im Nachmittagshandel zu Positionsveräusserungen gezwungen gewesen, so wird mir berichtet. Bisher wurden diese Berichte allerdings nicht offiziell bestätigt.

Es bleibt abzuwarten, ob es sich beim an den Rohstoffmärkten beobachteten Kollaps um ein einmaliges Phänomen handelt. Zumindest die Gold-Unze macht mir aus charttechnischer Sicht einen angeschlagenen Eindruck. Denn mittlerweile hat der gleitende Durchschnitt auf 50 Tage jenen auf 200 Tage wie erwartet zu einem sogenannten «Kreuz des Todes» unterschritten. Die nächste ernst zu nehmende Unterstützungsmarke verläuft beim Edelmetall denn auch erst bei 1525 Dollar je Unze. Hoffen wir, dass die Gold-Unze spätestens dort Boden findet.

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Bei den Namenaktien von ABB zeigt die Kursentwicklung seit nahezu vier Jahren seitwärts. Obschon die Papiere des in Zürich niedergelassenen Industriekonzerns seit der Veröffentlichung des Jahresergebnisses deutlich zulegen konnten, notieren sie noch immer auf dem Stand vom Spätsommer 2009.

Die Situation in den Absatzmärkten war in den letzten Jahren denn auch nicht einfach. Rückblickend kann sich der Leistungsausweis von CEO Joe Hogan und seinen Mitstreitern durchaus sehen lassen. Von der Börse honoriert wurde er bisweilen allerdings nicht.

Darf man den Aussagen des für Credit Suisse tätigen Verfassers einer aktuellen Unternehmensstudie Glauben schenken, dann könnte sich dies jedoch schon bald ändern. Dem Experten zufolge wird ABB den Gewinn über die kommenden drei Jahre um jährlich 15 Prozent steigern und die um 7 Prozent wachsenden Mitbewerber weit hinter sich zurück lassen. Deshalb wird die Wiederabdeckung der Aktien in der Studie mit «Outperform» und einem 12-Monats-Kursziel von 26 Franken aufgenommen.

Die Prognosen des Experten unterscheiden sich in zwei wesentlichen Punkten von jenen seiner Berufskollegen: Einerseits rechnet er im Automationsgeschäft mit besseren Wachstumsaussichten, ausgehend von weiteren Marktanteilsgewinnen sowie einer konjunkturellen Erholung im Schlüsselmarkt China. Andererseits sieht der Experte ins kommende Jahr hinein Raum für eine Margenerholung im Bereich Power Products, zeige das Unternehmen im Neugeschäft mittlerweile doch Disziplin bei der  Preisgestaltung. Mit den Gewinnschätzungen für die kommenden Jahre liegt man bei der Credit Suisse deshalb um durchschnittlich 7 Prozent über den jeweiligen Konsensschätzungen des Marktes. Weiteres Aufwärtspotenzial von bis zu 8 Prozent macht der verantwortliche Experte im Falle grösserer Firmenübernahmen aus. ABB stünden dazu bis Ende Jahr 12 bis 18 Milliarden Dollar zur Verfügung, so steht es in der Unternehmensstudie.

Für mich zählen die Aktien von ABB weiterhin zu den diesjährigen Börsenfavoriten. Mit der Jahresergebnispräsentation vom vergangenen Donnerstag fällt ein zentraler Unsicherheitsfaktor weg. Als ermutigend beurteile ich vor allem die im Strominfrastrukturgeschäft erzielten Margenverbesserungen, wobei die in den letzten Monaten eingeleiteten Kosteneinsparmassnahmen ihre Wirkung erst noch entfalten werden. Anders als der für die Credit Suisse tätige Experte sähe ich in Zukunft lieber ein Aktienrückkaufprogramm anstelle von Grossübernahmen.

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Schon seit Tagen befinden sich die Namenaktien von Nobel Biocare auf Talfahrt. Ein Kommentar aus dem Hause Deutsche Bank sorgt heute noch einmal für auffällige Abgaben aus dem Ausland. Im Kommentar quittiert die Verfasserin die vorsichtigen Zielsetzungen des Herstellers von Premiumimplantaten mit einer Abwärtsrevision ihrer Gewinnschätzungen um bis zu 18 Prozent. Auf Basis ihrer neuen Annahmen errechnet die Analystin gerademal ein Kursziel von 5,90 (6,70) Franken für die zum Verkauf empfohlenen Papiere.

Der Analystin zufolge sei das Jahresergebnis nur aufgrund einer tieferen als erwarteten Steuerbelastung über den Konsensschätzungen ausgefallen. Ausserdem sei die Bewertung vor dem Hintergrund eines jährlichen Umsatzwachstums von rund 3 Prozent und eines Gewinnwachstums von rund 8 Prozent über die nächsten Jahre schlichtweg zu stolz.

Mir ist bewusst, dass das heute vom Erzrivalen Straumann für das Geschäftsjahr 2012 veröffentlichte Ergebnis alles andere als ein Ruhmesblatt ist. Allerdings halte ich die von Straumann kommunizierten Kosteneinsparmassnahmen für sehr viel glaubwürdiger als die von Nobel Biocare in Aussicht gestellten. Gleichzeitig werden die Aktien von Straumann mit einem Bewertungsabschlag gehandelt, den ich aufgrund des vorteilhafteren Wachstumsprofils als nicht gerechtfertigt erachte. Ich gebe diesen deshalb weiterhin ganz klar den Vorzug.