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Die Genussscheine von Roche liegen am Mittwoch mit mehr als vier Prozent im Plus. Das verleiht auch dem Swiss Market Index (SMI) einen Schub. Von den etwas mehr als 100 Punkten, welche das renommierte Börsenbarometer höher notiert, sind gut 60 Punkte dem diesjährigen SMI-Schlusslicht zuzuschreiben.

Das Kursfeuerwerk ist das Ergebnis eines eher unglücklichen Umstands. Denn wie Roche in einer Medienmitteilung einräumt, kam es zu einer unbeabsichtigten Veröffentlichung einer Studienzwischenanalyse zur Lungekrebstherapie Tiragolumab. Eigentlich eine Schmach für die Basler...

In Analystenkreisen wird die durchgesickerte Zwischenanalyse als ermutigend beurteilt – wobei vor zu viel Euphorie noch immer gewarnt wird. Für die Barclays-Analystin Emily Fields etwa bewegt sich die Überlebenswahrscheinlichkeit der Patienten mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen. Ihres Erachtens sind die Informationen allerdings zu bruchstückhaft, um jetzt schon verlässliche Rückschlüsse auf die finalen Studienergebnisse ziehen zu können. Sie geht davon aus, dass diese erst Anfang nächsten Jahres vorliegen werden. Bis dahin stuft die Pharmaanalystin die Genussscheine mit "Equal Weight" und einem Kursziel von 270 Franken ein.

Intraday-Kurssprung bei den Genussscheinen von Roche (Quelle: www.cash.ch)

Ihr Berufskollege Michael Leuchten bei der UBS begegnet der Krebstherapie Tiragolumab sogar mit Skepsis. Für ihn steht weiterhin die Frage im Raum, was Roche beabsichtigt, um der eigenen Forschungs- und Entwicklungspipeline nach verschiedenen Rückschlägen - speziell bei Gantenerumab - endlich neuen Schwung verleihen zu können. Die Genussscheine werden bei der Grossbank mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 280 Franken eingestuft.

Wie der für J.P. Morgan tätige Richard Vosser schreibt, lässt er für Tiragolumab bloss einen Spitzenumsatz von 600 Millionen Franken in sein Bewertungsmodell miteinfliessen. Auf Erhebungen der Nachrichtenagentur Bloomberg abgestützt liegen die durchschnittlichen Umsatzschätzungen für die Krebstherapie mit 2 Milliarden Franken deutlich darüber. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Pharmaanalyst schon seit Januar mit "Underweight" zum Verkauf der Genussscheine rät. Das Kursziel lautete zuletzt 260 Franken.

Noch ist übrigens unklar, ob Roche aufgrund des Datenlecks mit Konsequenzen zu rechnen hat. Es wäre ungeschickt, wenn das gute Verhältnis zu den Zulassungsbehörden dadurch Kratzer bekommen würde...

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Als ich die Aktien von DocMorris am vergangenen Mittwoch vor einer grösseren Kursbewegung wähnte, hätte ich im Traum nicht daran gedacht, dass die Leerverkäufer gleich reihenweise aus dem Sattel geworfen würden.

Im ersten Moment reagierte die Börse sogar eher etwas unterkühlt auf den Umsatzrückgang in der ersten Jahreshälfte. Von gut 50 Franken ging es für die Valoren der Versandapotheke erst auf 48 Franken – bevor aggressive Deckungskäufe ein wahres Kursfeuerwerk zündeten.

Kursfeuerwerk bei den Aktien von DocMorris nach den Zahlen (Quelle: www.cash.ch)

Gestern Dienstag wurden in der Spitze dann sogar Kurse von 68 Franken und mehr bezahlt. Einsetzende Gewinnmitnahmen liessen die Notierungen im Tagesverlauf allerdings deutlich zurückfallen. Mittlerweile werden denn auch erste Stimmen laut, wonach die DocMorris-Aktien kurzfristig etwas übers Ziel hinausgeschossen sein könnten.

Ich schrieb kürzlich:

...und...

Rückblickend könnte diese Einschätzung treffender kaum gewesen sein. Man muss jedoch kein eingefleischter Börsenprofi sein, um erahnen zu können, dass diese Derivat- und Leerverkaufsspirale jederzeit auch wieder in die andere Richtung drehen kann...

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