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Still und leise haben die Valoren von Roche und Sandoz in den letzten Wochen Boden gutgemacht. Die Genussscheine von Roche trennen mittlerweile knapp 40 Franken von den Mehrjahrestiefstkursen von Anfang Mai. Das entspricht von unten her gerechnet einem Plus von 19 Prozent. Bei den Aktien von Sandoz wurden vor wenigen Tagen in der Spitze Kurse von 33 Franken und mehr bezahlt. Es ist dies der höchste Stand seit der Abspaltung vom ehemaligen Mutterhaus Novartis im vergangenen Oktober.
In einem Kommentar aus den Handelsräumen der Bank Vontobel beschäftigen sich die mir nicht namentlich bekannten Autoren mit den möglichen Gründen für die relative Kursstärke. Roche-Chef Thomas Schinecker gebe sich gegen aussen fokussierter als zuvor, was an der Börse gut ankomme. Ähnliches gelte für seine Wachstumsambitionen im Geschäft mit der Abnehmspritze sowie für die künftige Akquisitionspolitik des Unternehmens.
Bei den möglichen Gründen für die neuen Kursrekorde bei Sandoz dreht sich hingegen alles um den Turnaround in Nordamerika sowie die kommerziellen Erfolge mit biotechnologischen Nachahmermedikamenten. Unter dem Dach von Novartis hatte die ehemalige Tochter in Nordamerika bekanntlich mit hausgemachten Problemen zu kämpfen.
Kursentwicklung der Sandoz-Aktien seit der Abspaltung von Novartis (Quelle: www.cash.ch)
Wie einer der Autoren weiter ergänzt, geht er davon aus, dass die Valoren von Roche bis vor wenigen Wochen regelmässig leerverkauft wurden, um mit dem Erlös Aktien des Börsenüberfliegers Novo Nordisk zu kaufen. Sogar sogenannte "Pair-Trades" zu Gunsten beliebter Technologiewerte hält er für denkbar.
Ähnliches könnte bis vor kurzem auch die Aktien von Sandoz ausgebremst haben. Gut möglich, dass dieses Pendel nun wieder umschwenkt und den beiden Valoren weiterhin Rückenwind verleiht. Die Genussscheine von Roche werden bei der Bank Vontobel übrigens "offiziell" mit "Hold" und einem Kursziel von 248 Franken eingestuft. Auch bei den Aktien von Sandoz ist der bankeigene Pharmaanalyst für "Hold" mit einem Kursziel von 30 Franken.
Bei der ehemaligen Novartis-Tochter berichtete ich kürzlich, dass die Leerverkäufer ihre Wetten gegen die in New York gehandelten Titel ausgedünnt hätten. Auch das könnte zur relativen Stärke beigetragen haben.
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Bleiben wir doch gleich beim Thema Roche: In der neusten Ausgabe eines viel gelesenen deutschen Anlegerbriefs - in hiesigen Börsenkreisen auch als "Düsseldorfer" bekannt – brechen die Autoren einmal mehr eine Lanze für die Genussscheine. Sie gehen davon aus, dass die Valoren der Pharma- und Diagnostikgruppe aus Basel spätestens nach einem Vorstoss auf über 260 Franken von Grossinvestoren wiederentdeckt werden. Ab dann sei mit raschen Kursbewegungen zu rechnen, wie weiter zu lesen ist.
Allerdings schleicht sich einmal mehr ein kleiner ,aber nicht eben unbedeutender Fehler ein – und zwar bei der folgenden Aussage: Der Wert des Pakets an eigenen Aktien, die von Novartis erworben worden seien, würden als bilanziell verkraftet beziehungsweise als gut platziert gelten.
Seit wenigen Wochen verspüren die Bons von Roche wieder Rückenwind (Quelle: www.cash.ch)
Nur: Platziert wurde gar nichts. Roche hat die damals erworbenen Aktien im Rahmen einer Kapitalherabsetzung vernichtet. Beim Nachschauen auf der Webseite der Pharma- und Diagnostikgruppe wäre man ohne grossen Aufwand auf entsprechende Informationen gestossen.
Der Anlegerbrief macht beileibe nicht zum ersten Mal mit fehlerhaften oder verwirrenden Aussagen von sich reden. So wurde Roche in der Vergangenheit schon einen Vorstoss ins Geschäft mit biotechnologischen Nachahmermedikamenten mittels von Übernahmen nachgesagt. Auch zu Verwechslungen in Sachen Grossaktionariat kam es schon.
Erstmals zum Kauf der Genussscheine von Roche rieten die Autoren übrigens im April 2022 bei Kursen von knapp 400 Franken. Zwischenzeitlich mit schmerzhaften Verlusten ausgestiegen, ist man seit Anfang Februar wieder an Bord.
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3 Kommentare
Was die Chefs von Roche erzählen, das interessiert die Anleger kaum mehr. Nur wichtige Pharma-Erfolge könnten überzeugen. Da ist leider wenig in Sicht. Die hauseigene Forschung ist nicht mehr führend. Es braucht neue Impulse auf allen Ebenen.
Alles gut und recht zu Roche.
Einfacher ist der Umstand, dass Roche oversold war, und die Technik eine Falling Wedge aufzeigte.
Um 230 war es eine Frage der Zeit bis diese aktiviert wurde und Raum bis 255 mal zuliess. Aktuell wöre eine Konsolidierung gesund. Anschliessend kann es bis 280 weitergehen.
Mit kleinen, finanziell aber nicht relevanten Erfolgsmeldungen aus der Diagnostiksparte wird die teure «Kiste» Roche nicht interessanter für Aktieninvestoren. Da kann sich der CEO noch lange auf irgendetwas fokussieren. Und von Herrn Schwan, dem Hauptarchitekten des Roche-Uebels, haben wir auch schon lange nichts mehr gehört…..