Der cash Insider ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Lesen Sie börsentäglich von weiteren brandaktuellen Beobachtungen am Schweizer Aktienmarkt.
***
Noch bis vor wenigen Jahren schienen dem Geschäftsmodell von Leonteq kaum Grenzen gesetzt. Dank der führenden Technologieplattform gab es bei strukturierten Produkten selbst für Partnerfirmen wie Swiss Life oder die Raiffeisen Gruppe kein Vorbeikommen an der ehemaligen Tochter von EFG International.
Der Erfolg spiegelte sich bei Leonteq auch in der Aktienkursentwicklung wider. Weniger als drei Jahre nach der Abspaltung vom Mutterhaus von Ende Oktober 2012 hatte sich der Börsenwert des aufstrebenden Unternehmens bereits verzehnfacht.
Doch auf den raschen Aufstieg folgte ein tiefer Fall. Eine Abfolge von Ergebnisenttäuschungen und der Verlust eines wichtigen Partners für den asiatischen Raum holten die Aktien des Anbieters strukturierter Produkte auf den harten Boden der Realität zurück.
Wenn Selbstgefälligkeit ein Geschäftsmodell wäre, hätte Leonteq vermutlich auch das vergangene Jahr wieder mit einem Rekordgewinn abgeschlossen. Spätestens seit Mitte Dezember wissen wir allerdings, dass dem nicht so ist: Völlig unerwartet kündigte das Unternehmen in einer Medienmitteilung an, dass nur von einem Vorsteuergewinn von 17 Millionen Franken auszugehen sei. Gerademal vier Wochen zuvor machten die Firmenvertreter anlässlich des Investorentages noch gute Miene zum bösen Spiel. Zu diesem Zeitpunkt gingen Analysten noch von einem Vorsteuergewinn von knapp 60 Millionen Franken aus.
Das Nachsehen haben nicht nur die Publikumsaktionäre. Neben der Raiffeisen Gruppe mit 44,3 Prozent der Stimmen hält auch der bekannte Vermögensverwalter Veraison eine namhafte Beteiligung von gut 5 Prozent.
Angeblich brodelt es schon seit Wochen im Aktionariat. Von einer von Veraison angestachelten Revolte gegen Leonteq-Chef Jan Schoch und den Vizepräsidenten Lukas Ruflin - beide übrigens Mitgründer des Unternehmens - ist mittlerweile sogar die Rede.
Seit wenigen Tagen sind die Aktien von Leonteq wieder gefragt; Quelle: www.cash.ch
Nicht nur der Vermögensverwalter ist darauf angewiesen, den Anbieter strukturierter Produkte möglichst rasch wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Der Raiffeisen Gruppe droht ein schmerzhafter Goodwill-Abschreiber, sollten die einst frenetisch an der Börse gefeierten Wachstumspläne das Papier nicht wert sein, auf dem sie niedergeschrieben wurden.
Nun wird in hiesigen Handelskreisen darauf spekuliert, dass der mit Abstand bedeutendste Aktionär die beiden Firmengründer auskaufen und eventuell auch gleich den übrigen Publikumsaktionären ein Angebot machen könnte.
In der zweiten Hälfte vergangener Woche waren bei Leonteq jedenfalls erstmals seit Wochen wieder grössere Call-Warrants-Käufe zu beobachten...
***
Erst am Freitag zögerte der für Kepler Cheuvreux tätige Analyst nicht lange und stufte die Aktien von Arbonia im Zuge einer Umsatzenttäuschung von "Buy" auf "Hold" herunter. Zudem fallen die Papiere des bekannten Bauzulieferers aus der Ostschweiz aus den "Swiss Top Picks".
Das Ausscheiden gibt Platz für jene von Sika. Diese werden bei Kepler Cheuvreux schon eine ganze Weile mit einem Kursziel von 5'570 Franken zum Kauf empfohlen.
Und obschon der Innerschweizer Baustoffhersteller als Gewinner der freundlicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa und steigenden Infrastrukturinvestitionen in Nordamerika gilt, sind seine Aktien an der Börse nicht unumstritten.
Die Sika-Aktien (rot) lassen den SPI (grün) weit hinter sich zurück; Quelle: www.cash.ch
Grund ist der noch immer vor sich hin schwelende Rechtsstreit zwischen dem Unternehmen und seinen Familienaktionären. Diese wollen die Kontrollbeteiligung nach Frankreich verkaufen und die übrigen Publikumsaktionäre aussen vor lassen, was dem Verwaltungsrat verständlicherweise ein Dorn im Auge ist.
Für den Analysten von Kepler Cheuvreux steht allerdings schon heute fest, dass Sika als Sieger aus dem Streit mit den Familienaktionären hervorgehen wird.
Mit dieser Ansicht befindet sich der Experte in guter Gesellschaft. Auch seine für Helvea oder Vontobel tätigen Berufskollegen wähnen den Baustoffhersteller im Vorteil. Bleibt bloss zu hoffen, dass soviel Mut auch belohnt wird.
Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar. |