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Das hatte sich Lonza-Präsident und Interims-Chef Albert Baehny vermutlich anders vorgestellt: Seit er Mitte Oktober zum diesjährigen Investorentag lud, hat der Kurs seiner Aktie nochmals deutlich nachgegeben.

Mit einem Minus von etwas mehr als 26 Prozent in diesem Jahr kommt dem Pharmazulieferer aus Basel bei den Unternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) mittlerweile sogar die undankbare Rolle des Schlusslichts zu. Von den Jahreshöchstständen vom Frühsommer aus betrachtet haben sich die Aktien nahezu im Kurs halbiert.

In den letzten Wochen wurde Lonza an der Börse erst für eine einschneidende Kurszielreduktion auf 375 (zuvor 530) Franken durch den Stifel-Analysten Daniel Jelovcan abgestraft und danach auch noch für einen schwachen Zwischenbericht des chinesischen Rivalen WuXi Biologics in Sippenhaft genommen. Die Chinesen berichteten von einem verhaltenen Tagesgeschäft. Mit einer Belebung sei wohl erst ab Mitte nächsten Jahres zu rechnen. Davon betroffen ist auch das Pharmazuliefergeschäft, was auch beim Weltmarktführer aus Basel prompt Ergebnisängste nach sich zog.

Nicht davon abschrecken lässt man sich beim norwegischen Staatsfonds. Wie eine Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange verrät, haben die Skandinavier bei Lonza zuletzt kräftig Aktien zugekauft. Erstmals seit mehr als fünf Jahren halten sie wieder mehr als 3 Prozent am Pharmazulieferer. In der Spitze waren die Norweger einst sogar Herren über mehr als fünf Prozent der Stimmen. Das ist allerdings schon etwas länger her.

Kurszerfall bei den Lonza-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Eigentlich wird den Verantwortlichen beim norwegischen Staatsfonds ja nachgesagt, dass sie bei Aktien indexnah investieren. Dennoch gibt es schon seit Jahren auch immer wieder Anhaltspunkte für Einzelwetten. Lonza war eine solche und könnte nun wieder eine sein...

...zumal gerade die Probleme bei WuXi Biologics hausgemacht sind, wenn man Barclays-Analystin Emily Field Glauben schenken will. Ihres Erachtens ist die Reduktion der diesjährigen Finanzziele beim chinesischen Pharmazulieferer Verzögerungen bei gleich drei grösseren Aufträgen geschuldet. Bei allen dreien zieht sich der Markteintritt der jeweiligen Wirkstoffe in die Länge. Wie Field weiter schreibt, räumen die Verantwortlichen zudem ein, dass ihre vorherigen Finanzziele auf gar optimistischen Annahmen fussten. Die Analystin preist die Aktien von Lonza denn auch wie bis anhin mit "Overweight" und einem Kursziel von 430 Franken zum Kauf an.

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Der November war erst wenige Tage alt, als ich davon berichtete, dass der für die Bank Julius Bär tätige Mensur Pocinci die dividendenstarken Aktien von Zurich Insurance in die beste Zeit des Jahres übergehen sehe.

Der Markttechnikexperte unterlegte diese Aussage damals mit geradezu beeindruckendem Zahlenmaterial. Hätte man sich seit dem Jahr 1990 immer nur für die Zeit von Anfang November bis Ende April eingekauft, hätte man aus einem investierten Franken in all den Jahren 16,39 Franken gemacht. Wäre man stattdessen immer nur zwischen Anfang Mai und Ende Oktober investiert gewesen, wären vom besagten Franken gerade mal 58 Rappen übrig. Und auch wenn es der Julius-Bär-Experte nicht explizit schreibt, dann liegt der Grund für diese gewaltige Diskrepanz nicht zuletzt in der üppigen Dividende. Diese kommt bekanntlich jeweils im April zur Auszahlung – sozusagen als Krönung der jeweils besten Monate des ganzen Jahres.

Geht es nach Analyst Michael Huttner von der Berenberg Bank, dürfte im April nächsten Jahres sogar eine Dividende in Höhe von 26 Franken je Aktie zur Auszahlung kommen. Das entspräche aus heutiger Sicht einer Rendite von knapp 6 Prozent – hinzu zum geplanten Aktienrückkaufprogramm in noch unbekannter Höhe.

Kursentwicklung der Zurich-Aktien in den letzten drei Monaten (Quelle: www.cash.ch)

Interessant ist, was der versierte Versicherungsanalyst im neusten Kommentar über das Sorgenkind Farmers schreibt. Der überzeugende Zwischenbericht des amerikanischen Rivalen Progressive lässt ihn vermuten, dass das Combined Ratio auch bei der Zurich-Tochter bereits im laufenden Quartal und damit ein Jahr früher als gedacht wieder unter 100 Prozent fällt.

Ganz uneigennützig sind diese Aussagen wohl nicht, stuft Huttner die Aktien von Zurich Insurance doch mit "Buy" und einem Kursziel von knapp 509 Franken ein. Mit dieser Einschätzung fuhr er im bisherigen Jahresverlauf eher mässig, schnitten die Valoren doch deutlich substanziell als jene von Swiss Life oder Swiss Re ab.

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