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Am kommenden Donnerstag steht der geldpolitische Entscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Dass dann die Leitzinsen um 25 Basispunkte nach unten genommen werden, gilt auch in Börsenkreisen als so sicher wie das Amen in der Kirche – gefolgt von gleich mehreren weiteren Zinsschritten bis Ende Jahr.
Ähnlich sehen es die Autoren eines Strategiepapiers aus den Londoner Büroräumen der UBS. Angesichts des bescheidenen Wirtschaftswachstums und des nachlassenden Teuerungsschubs sehen Sutanya Chedda und ihre Mitautoren gleich mehrere Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen ihre Leitzinsen in der zweiten Jahreshälfte senken.
Da der momentane Zyklus sich gleich in mehrerlei Hinsicht vom üblichen Zyklus abhebt, sehen die Strategen darin einen möglichen Aktienkurstreiber. Erst vor wenigen Tagen erhöhten sie darauf abgestützt ihre Prognosen für den breit gefassten Stoxx Europe 600 Index.
Aus äusserem Anlass warten die Autoren im Strategiepapier mit 20 europäischen Aktien auf, welche von rückläufigen Zinsen profitieren sollten. Zudem nennen sie 20 Aktien mit einer negativen Korrelation zur Zinsentwicklung.
Auf der Liste möglicher Gewinner sind mit dem Risikokapitalspezialist Partners Group und dem Pharmazulieferer Siegfried immerhin zwei Unternehmen aus der Schweiz mit ihren Aktien vertreten. Beide werden übrigens auch von den hauseigenen Analysten zum Kauf angepriesen.
Kursentwicklung der Aktien der Partners Group seit Januar (Quelle: www.cash.ch)
Die Liste möglicher Verlierer umfasst hingegen keine Unternehmen aus der Schweiz – was nicht heissen will, dass es hierzulande keine solchen gäbe. Dass etwa die Nestlé-Rivalen Unilever, Anheuser-Busch InBev oder aber L'Oréal und AstraZeneca auf der Liste zu finden sind, deutet zumindest an, wo auch bei uns die Verlierer zu finden sein könnten.
Anders als die UBS-Strategen bin ich mir da nicht so sicher, dass die erhofften Leitzinssenkungen nochmals zu deutlich höheren Aktienkursen sorgen. Vielmehr scheint es mir, als ob sich die Aktienmärkte schon seit Monaten von der Zinsentwicklung nach oben abgekoppelt haben. Entweder sind die Zinsen momentan zu hoch – oder aber es sind dies die Aktienkurse. Vor diesem Hintergrund scheinen mir die kommenden Leitzinsreduktionen deshalb bereits eingepreist...
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Der Zwischenbericht von Zurich Insurance für die ersten drei Monate kam in Analystenkreisen gut an. Jener der Bank of America sah sich gar zu einer Heraufstufung der Aktien von "Neutral" auf "Buy" bei einem Kursziel von 530 (zuvor 490) Franken veranlasst. Wenige Wochen zuvor riet die amerikanische Investmentbank sogar noch mit "Underperform" zum Verkauf der Papiere.
Selbst die Finanzwertespezialisten bei Keefe, Bruyette & Woods schlugen ungewöhnlich sanfte Töne an. Das war bei früheren Gelegenheiten oft anders, wobei der zuständige Analyst William Hawkins nicht an Kritik geizte.
Die Zurich-Aktien verspüren seit wenigen Wochen wieder Auftrieb (Quelle: www.cash.ch)
Nach einem Treffen mit Personen aus der Geschäftsleitung richtet Hawkins sich mit einem weiteren wohlwollenden Kommentar an seine Anlagekundschaft. Kritikpunkte muss man – wenn überhaupt – zwischen den Zeilen suchen.
Da frage ich mich doch, ob und wie lange man bei Keefe, Bruyette & Woods noch an der "Underperform" lautenden Verkaufsempfehlung sowie am Kursziel von 370 Franken für die Aktien von Zurich Insurance festhalten will.
Selbst bei J.P. Morgan – die amerikanische Investmentbank stuft die dividendenstarken Valoren mit "Underweight" ein – veranschlagt man mittlerweile ein Kursziel von 425 Franken.
Ich wäre daher nicht überrascht, wenn es schon bald eine Verkaufsempfehlung weniger für die Aktien von Zurich Insurance gäbe. Zumindest eine kräftige Kurszielerhöhung müsste eigentlich aber schon drin liegen.
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