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Kürzlich verzeichnete die UBS einen ungewöhnlichen Neuzugang im Grossaktionariat: Die eigene Fondstochter stieg in den Olymp der Aktionäre mit einem Stimmenanteil von drei Prozent und mehr auf.

Für Gesprächsstoff sorgte die Beteiligungsmeldung in hiesigen Börsenkreisen vor allem deshalb, weil es gerade bei den börsenkotierten Banken aus der Schweiz eigentlich als verpönt gilt, die Kundenportefeuilles mit "der eigenen Aktie" zu bestücken.

Ich äusserte damals folgende Vermutung:

...und weiter...

Nun trifft eine weitere Offenlegungsmeldung bei der SIX Swiss Exchange ein, wonach die Fonds-Manager der Grossbank auch bei Nestlé wacker Aktien zugekauft haben. Wie zuvor schon beim eigenen Mutterhaus, ist es das erste Mal überhaupt, dass die Fondstochter der grössten Schweizer Bank beim Nahrungsmittelmulti aus Vevey mehr als drei Prozent der Stimmrechte auf die Waage bringt.

Kursentwicklung der Nestlé-Aktien seit Januar. (Quelle: www.cash.ch)

Die Beweggründe hierfür dürften ähnliche sein wie bei der letzten Beteiligungserhöhung – genauso wie der Umstand, dass die Meldepflicht auch bei Nestlé durch den Erwerb von Aktien erwuchs. Vermutlich ganz zur Freude des hauseigenen Analysten Guillaume Delmas, welcher die Valoren schon seit einer gefühlten Ewigkeit zum Kauf anpreist. Zuletzt veranschlagte er ein 12-Monats-Kursziel von 118 Franken.

Dass sich die Fondstochter der UBS gegenüber den Regulatoren immer öfter als bedeutende Aktionärin zu erkennen geben muss, lässt die schiere Grösse der grössten Schweizer Bank erahnen.

Dass die Nestlé-Aktien am Freitagnachmittag – wie die beiden anderen SMI-Schwergewichte Roche und Novartis übrigens auch – unter die Räder gerieten, ist übrigens Verkaufsdruck über die Index-Futures geschuldet. Selbst Aktienrückkäufe seitens des Nahrungsmittelmultis über die zweite Handelslinie konnten die Abgaben nicht absorbieren.

Am frühen Morgen des 25. Aprils wird Nestlé die Quartalsumsatzzahlen veröffentlichen. Erst dann dürfte sich zeigen, ob die Angst einiger Analysten vor einer Wachstumsverlangsamung auch wirklich gerechtfertigt ist und wie realistisch die diesjährigen Finanzziele sind.

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Seit wenigen Tagen weisen die Aktien von Clariant wieder eine positive Kursbilanz für dieses Jahr auf. Nun trifft auch noch eine Liebeserklärung aus London für den Baselbieter Spezialitätenchemiehersteller ein: In einer 113 Seiten starken Branchenstudie stufen die Autoren um Sebastian Satz von der Citigroup die Valoren mit einem Kursziel von 16 (11,50) Franken von "Neutral" auf "Buy" herauf.

Nach dem Aus für das Sunliquid-Projekt und der Verschiebung der Mittelfristziele um zwei bis drei Jahre richte sich der Blick nach vorn, wie die Analysten schreiben. Nicht zuletzt auch aufgrund der in der Vergangenheit eingeleiteten Sparmassnahmen halten sie die momentanen Gewinnerwartungen für durchaus realistisch. Die Analysten sehen bei der Gewinnentwicklung künftig durchaus Raum für positive Überraschungen und zählen die Aktien deshalb neuerdings zu den Branchenfavoriten.

Die Aktien von Clariant liegen schon seit Wochen gut im Markt (Quelle: www.cash.ch)

Sollten die Dinge bei Clariant besser als erwartet laufen, halten Satz und seine Mitautoren sogar Kurse von bis zu 23 Franken für möglich. Das entspräche aus heutiger Sicht einem Aufwärtspotenzial von nicht weniger als 80 Prozent.

Mir erscheint die Kaufempfehlung ziemlich mutig. Zum einen konnten die Aktien in den letzten Wochen bereits zwei Kursfranken an Boden gutmachen und zum anderen bleibt die Situation in den Absatzmärkten noch eine ganze Weile schwierig. Ausserdem bleibt abzuwarten, ob die in der Vergangenheit eingeleiteten Sparmassnahmen auch wirklich die erhoffte Wirksamkeit entfalten. Ich selber bin da eher etwas skeptisch.

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