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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Nestlé, Roche und Novartis: Wird nach dem Dezember-Verfall endlich alles besser?

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: SNB-Zinsschritt nur schwer nachvollziehbar, Nestlé und Co. im Stimmungstief, Lonza überzeugt und Swatch Group sowie DocMorris von Herunterstufungen geplagt.

13.12.2024   12:00
Von cash Insider
Das Roche-Gebäude in Rotkreuz.

Das Roche-Gebäude in Rotkreuz.

Quelle: Bloomberg

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auf X/Twitter aktiv.

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Bei uns am Schweizer Aktienmarkt stand das Geschehen diese Woche ganz im Zeichen des letzten Zinsentscheids der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in diesem Jahr. Als diese gestern Donnerstag um halb zehn Uhr morgens ihren Entscheid verkündete, staunten viele Ökonomen nicht schlecht. Denn nur die allerwenigsten hatten mit einer Leitzinsreduktion um 50 Basispunkte gerechnet.

Innerhalb weniger Minuten schoss der Swiss Market Index (SMI) um knapp 100 Punkte nach oben. Auch der Euro machte gegenüber dem Franken fast einen ganzen Rappen gut. Doch die Freude darüber sollte nicht lange halten. Denn während der Euro zumindest einen Teil seiner Gewinne halten konnte, musste der SMI seine wieder preisgeben. Um die Mittagszeit herum fiel das Börsenbarometer vorübergehend sogar ins Minus.

Das dürften sich SNB-Präsident Martin Schlegel und seine Direktoriumskollegen vermutlich anders vorgestellt haben, sollten sie nur deshalb mit der grossen Kelle angerichtet haben, um den Aufwertungsdruck vom Franken zu nehmen. Als Schlegel kürzlich einigen Medienvertretern gegenüber die Wiedereinführung von Negativzinsen nicht ausschliessen wollte, vermutete ich blosses Säbelrasseln dahinter. Damals wusste ich noch nicht, wie falsch ich damit liegen würde.

Der jüngste Zinsentscheid ist zweifelsohne ein grosser (Rück-)Schritt in Richtung negativer Zinsen in der Schweiz - selbst wenn Schlegel die Wahrscheinlichkeit mittlerweile herunterspielt. Langjährige Leserinnen und Leser wissen nur zu gut, dass ich Negativzinsen für ein Unding halte. Zum einen entbehrt es jeglichem gesundem kaufmännischem Grundverständnis, wenn der Gläubiger dem Schuldner Zins entrichten muss - und nicht umgekehrt. Und zum anderen gehen Negativzinsen mit Nebenwirkungen einher - beispielsweise in Form wirtschaftlicher Fehlallokationen. Sprich: Das Geld fliesst in der Wirtschaft nicht länger dorthin, wo es den grösstmöglichen Nutzen entfaltet.

Umso mehr lässt sich der grosse Zinsschritt von gestern Donnerstag meines Erachtens schlichtweg nicht nachvollziehen. Die SNB schränkt dadurch nur unnötig ihren künftigen Handlungsspielraum ein. Gerade im Wissen, dass die Schweiz auf absehbare Zeit keine Devisenkäufe zur Schwächung des Frankens mehr tätigen kann, ohne von der künftigen US-Regierung nicht wieder als «Währungsmanipulatorin» gebrandmarkt zu werden, könnte sich das schon bald rächen. Ausserdem frage ich mich, ob die SNB noch genug Pfeile im Köcher hat, sollte die Weltwirtschaft und mit ihr die Schweizer Wirtschaft irgendwann in eine Rezession abrutschen.

Lange ist es her, als ich die kaufmännische Schule und später die Hochschule für Wirtschaft und Verwaltung besuchte. Dort wurde uns stets ein und dasselbe vermittelt: In wirtschaftlich guten Zeiten sollten die Geldpolitik restriktiv und die Zinsen hoch sein, um sie dann in Krisenzeiten senken zu können. Bloss: Die SNB scheint das irgendwie anders zu sehen.

Dass der Schweizer Aktienmarkt seit Wochen an Ort und Stelle tritt, ist nicht zuletzt der Kursflaute bei den drei Indexschwergewichten Nestlé, Roche und Novartis geschuldet. Die Aktien von Nestlé werden mittlerweile sogar zu weniger als 75 Franken gehandelt. So günstig waren sie letztmals im Frühsommer 2018 zu haben.

Kurszerfall bei den Nestlé-Aktien seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Kürzlich berichtete ich von einem Kommentar der Bank Vontobel. Darin warnte die Zürcher Bank vor einem derivatebedingten Kursrutsch. Ich schrieb damals:

...und weiter...

Im Wissen um diese grossen Derivatkonstrukte, welche die drei Indexschwergewichte im Zaum halten, wäre ich nicht überrascht, wenn der Verkaufsdruck mit dem grossen Dezember-Verfall vom kommenden Freitag nachlassen würde. Zumindest eine kurzfristige Gegenbewegung erscheint mir eigentlich überfällig. Wird nun endlich alles besser? Vor dem Morgengrauen ist die Nacht ja bekanntlich am dunkelsten.

Der neue Lonza-Chef Wolfgang Wienand konnte diese Woche punkten, wie ein Blick auf die Aktienkursentwicklung unschwer erkennen lässt. Rund um den diesjährigen Investorentag wurden die Valoren des Pharmazulieferers aus Basel mit üppigen Gewinnen belohnt.

Dass die diesjährigen Umsatz- und Margenvorgaben bestätigt wurden, sorgte für allgemeines Aufatmen. Dasselbe dürfte für die nächstjährigen Finanzziele gelten, wird den Aktionärinnen und Aktionären doch ein Umsatzwachstum in Lokalwährungen von rund 20 Prozent bei einer operativen Kerngewinnmarge (EBITDA) von 30 Prozent in Aussicht gestellt. Analysten waren bisher von einem Umsatzwachstum von 19,7 Prozent bei einer operativen Kerngewinnmarge von bloss 28,5 Prozent ausgegangen, wie ich einem Kommentar aus der Feder der Vontobel-Analystin Sibylle Bischofberger entnehmen kann.

Gut kommen auch die Verkaufspläne für das Kapselgeschäft an - obwohl dies die Spatzen am Lonza-Sitz in Basel schon seit Wochen von den Dächern pfeifen. Während ich diesen Schritt begrüsse, frage ich mich, weshalb man sich die amerikanische Capsugel vor acht Jahren für stolze 5,5 Milliarden Dollar überhaupt anlachte.

Dass das nächstjährige Margenziel über den durchschnittlichen Analystenerwartungen liegt, lässt sich damit erklären, dass das Kapselgeschäft mit seinen etwas tieferen Margen in diesen Zielen schon nicht mehr berücksichtigt wird. Ausserdem erscheinen mir die neuen längerfristigen Wachstumsvorgaben geringfügig unter den bisherigen Mittelfristzielen zu liegen - selbst wenn das Unternehmen selbst von «vergleichbaren» Vorgaben spricht.

Mich freut es natürlich sehr, kommen die Informationen zum Investorentag in Börsenkreisen so gut an. Schliesslich sind die Aktien von Lonza noch immer fester Bestandteil meiner Schweizer Aktienfavoriten für 2024. Ich kann mir übrigens gut vorstellen, dass ein Teil des Verkaufserlöses für das Kapselgeschäft in ergänzende Übernahmen fliesst. Bei seinem früheren Arbeitgeber Siegfried blickt Lonza-Chef Wolfgang Wienand jedenfalls auf eine geradezu beeindruckende Erfolgsbilanz bei solchen Übernahmen zurück.

Hohe Wellen warf in den letzten Tagen eine Unternehmensstudie aus dem Hause Zürcher Kantonalbank zu DocMorris. Eigentlich ist ihr Autor Gian Marco Werro ja für seine lobenden Worte für die Aktien der Versandapotheke bekannt. Doch davon hat er in der jüngsten Studie nicht mehr viel übrig. Seines Erachtens stellt das schwache Umsatzwachstum das Unternehmen vor neue Herausforderungen. Dasselbe gelte für den intensiven Wettbewerb mit dem Rivalen Redcare Pharmacy und den dadurch ausufernden Marketingkosten.

Die Aktien von DocMorris hatten in den letzten Tagen einen schweren Stand (Quelle: www.cash.ch)

Werro sieht einen zusätzlichen Mittelbedarf daraus erwachsen und rechnet deshalb mit einer baldigen Kapitalerhöhung. Darauf abgestützt halbiert er das Kursziel auf 45 (zuvor 90) Franken. Und obwohl selbst das noch immer einem Aufwärtspotenzial von mehr als 70 Prozent entspricht, stuft der Analyst die Aktien von DocMorris von «Übergewichten» auf «Marktgewichten» herunter.

Ich habe mich kurz schlau gemacht: Die bisherige Kaufempfehlung Werros geht auf Mitte Juni dieses Jahres zurück. Damals stufte er die Valoren der Versandapotheke in Erwartung eines kräftigen Wachstums im Geschäft mit elektronischen Medikamentenrezepten bei Kursen um die 55 Franken auf «Übergewichten» herauf.

Ich warnte schon im März dieses Jahres bei Kursen um die 80 Franken vor einem intensiveren und dadurch deutlich kostspieligeren Wettbewerb der Versandapotheke mit ihrem Rivalen Redcare Pharmacy. Damals war mir allerdings noch nicht bewusst, mit wie harten Bandagen die beiden Unternehmen um neue Kundschaft kämpfen. Dass DocMorris alleine in diesem Jahr knapp zwei Drittel an Börsenwert eingebüsst hat, spricht jedenfalls Bände. Zumindest die Leerverkäufer dürfte das freuen.

Ebenfalls grosse Wetten haben die Leerverkäufer gegen die Swatch Group laufen. Das wiederum haben sich Firmenchef Nick Hayek und seine Familienaktionäre in gewisser Weise selbst zuzuschreiben. Nicht gerade für ihr aktionärsfreundliches Gebaren bekannt, bieten sie den besagten Spekulanten viel Angriffsfläche.

Für zusätzliches Wasser auf die Mühlen der Leerverkäufer sorgt nun Analyst Jon Cox von Kepler Cheuvreux. Mit reichlich Verspätung straft nun auch er die Inhaberaktien des Bieler Uhrenherstellers von «Hold» auf «Reduce» ab. Nach einer Reduktion seiner Gewinnschätzungen um bis zu 19 Prozent lautet das Kursziel neuerdings noch 140 (zuvor 160) Franken.

Eigenen Aussagen zufolge reagiert Cox mit diesem Schritt auf die anhaltende Absatzflaute in China, genauso wie auf die tiefsitzende Frustration der Anlegerinnen und Anleger. Zudem äussert er die Befürchtung, dass mögliche Strafzölle unter der künftigen Regierung in Washington auch die Swatch Group treffen könnten. Zumindest diese Erkenntnis des Analysten ist neu.

Die kommende Woche steht ganz im Zeichen des Zinsentscheids in den USA. Für gewöhnlich schliessen nicht wenige Grossinvestoren nach dem Dezember-Verfall bereits ihre Bücher. Mehr dazu nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.
 

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3 Kommentare

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unusual_whales

Für gewöhnlich drückt der Grosse Verfall bis Mitte Woche (je nach Gamma (+/-) nach oben oder unten) da Market Maker ihre Positionen glatt stellen, bzw. rollen.

Gut möglich das Donnerstag/Freitag die Gegenbewegung beginnt. Man würde es den arg gebeutelten Investoren gönnen!

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plutos

Was Nestlé betrifft, könnte es auch sein, dass nach dem Verfall nochmal eine grössere Wette auf Kursverfall erfolgt. Das Management hat den Investoren trotz des massiven Rückgangs dieses Jahr noch immer keine kraftvolle Strategie vorgelegt. Das sieht man auch an der mehr als verhaltenen Reaktion des Markets auf die Investorentage. Ein bisschen links und rechts Schräubchen drehen, reicht nicht. Der Markt wartet auf Substantielleres und Kraft/Wirkungsvolleres. Und solange das nicht sichtbar ist, ist die Wette auf sinkende Kurse plausibler als auf steigende.

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jeanneymar

Vielleicht sollte der Verfasser sein Dossier zur SNB schicken, um einen grösseren Einfluss auf die Zinspolitik zu nehmen, dann wird alles besser, wer weiss ?

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