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Als der Deutsche Aktienindex (DAX) am Freitag neue Rekorde feierte, ahnte noch niemand, dass Sartorius nach Börsenschluss seine diesjährigen Finanzziele senken würde. Die Quittung folgte umgehend. Alleine am Montag wurden die Valoren des Pharma- und Laborausrüsters um 16 Prozent zurechtgestutzt.
Auch in der Schweiz gerieten viele der hiesigen Branchennachbarn unter die Räder. Die Aktien des Pharmazulieferers Lonza verloren gut 3 Prozent, jene des Laborausrüsters Tecan sogar fast 6 Prozent. Selbst das Schwergewicht Roche hatte an diesem Tag Kursverluste zu beklagen, zählte Sartorius in den letzten Jahren doch ebenfalls zu den Profiteuren der Corona-Pandemie. Da war eins und eins schnell zusammengezählt...
Gestern Dienstag dann beschlich einen ein Déjà-vu-Gefühl, als auch der deutsche Spezialitätenchemiehersteller Lanxess eine einschneidende Warnung aussprach. In Erwartung eines schwachen zweiten Quartals geht die frühere Bayer-Tochter noch von einem operativen Jahresgewinn (EBITDA) vor Einmaleffekten von 600 bis 650 Millionen Euro aus. Dem stehen durchschnittliche Analystenschätzungen in Höhe von 890 Millionen Euro gegenüber. Am Ende des Tages hiess es dann Minus 17 Prozent für die Aktien von Lanxess.
Kursdebakel bei den Aktien von Lanxess und Sartorius (Quelle: www.cash.ch)
Zuvor hatten schon die deutsche Croda sowie die britische Victrex ihre Jahresvorgaben gesenkt – beide ebenfalls in einem ziemlich einschneidenden Ausmass.
Dementsprechend blank liegen nach den letzten Tagen die Nerven der Marktakteure. Man fragt sich, ob auch einige Schweizer Firmen bei ihren diesjährigen Finanzzielen unter negativen Vorzeichen über die Bücher gehen müssen. Und wenn ja, welche das denn sein könnten.
Antworten auf diese Fragen liefert ein 35 Seiten starkes Strategiepapier aus dem Hause Stifel – wenn auch eher unbeabsichtigt. Der amerikanische Broker lud in den letzten Tagen zur Swiss Equity Conference. In diesem Jahr trafen rund 140 Investorinnen und Investoren auf 110 Vertreter von 59 Publikumsgesellschaften von "A" wie ABB bis "Z" wie Zurich Airport, der Betreibergesellschaft des Flughafens Zürich.
Arnold und seine Mitautoren sehen denn auch vor allem bei Comet (Mittelfristziele) und bei der VAT Group (Jahresziele) die Möglichkeit einer Prognosesenkung. Letztere führte erst kürzlich Kurzarbeit für 650 Beschäftigte ein und äusserte sich eher vorsichtig zur diesjährigen Geschäftsentwicklung, ohne aber konkret zu werden.
Kursentwicklung der Lonza-Aktien in den letzten Tagen (Quelle: www.cash.ch)
Nicht weniger interessant scheint mir, dass die Stifel-Analysten bei Dufry, Holcim, SGS, SIG, Sulzer, Swissquote und Zurich Airport sogar Raum für höhere Jahresvorgaben sehen. Bei einigen dieser Unternehmen liegen die Gewinnerwartungen der Analysten allerdings schon heute über den firmeneigenen Zielen.
Man braucht nicht wie ich drei Jahrzehnte an der Börse tätig zu sein, um erahnen zu können, dass sich die Aktienkurse in den letzten Wochen etwas gar weit von der wirtschaftlichen Realität nach oben abgekoppelt haben – und das nicht nur bei unseren nördlichen Nachbarn.
Genaueres werden wir wohl erst erfahren, wenn hierzulande ab Mitte Juli die Halbjahresberichterstattung anläuft. Zu diesem Zeitpunkt werde ich – zum ersten Mal seit einem Dreivierteljahr – in den Sommerferien weilen und das Geschehen nur aus der Distanz verfolgen...
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