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Mittlerweile ist aus Zur Rose zwar DocMorris geworden. Wer sich in den ersten Januar-Tagen Aktien der Versandapotheke anlachte, konnte seinen Einsatz verdoppeln. An der Schweizer Börse schnitten nur die Valoren von Newron Pharmaceuticals noch besser ab.

Ganz zum Verdruss der Leerverkäufer. Wie Erhebungen der Beratungsfirma S&P Global Market Intelligence zeigen, wird bei DocMorris noch immer mit etwas mehr als 29 Prozent sämtlicher Titel auf rückläufige Kurse spekuliert. Das macht die Aktie zu der am häufigsten leerverkauften Aktie der Schweiz. Und das selbst im Wissen, dass es sich bei rund einem geschätzten Drittel davon bloss um Absicherungstransaktionen durch Wandelanleihe-Gläubiger handelt.

Gerade die Leerverkäufer dürften sich den morgigen Donnerstag fett in ihrer Agenda angestrichen haben. Dann nämlich legt die Versandapotheke den Zahlenkranz für das erste Halbjahr vor.

Höhenflug der Aktien von DocMorris seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Einmal mehr gehen die Analystenschätzungen weit auseinander. Gian Marco Werro von der Zürcher Kantonalbank etwa geht von einem Umsatz von 509 Millionen Franken aus. Das sind 47 Prozent weniger als in der ersten Hälfte letzten Jahres. Den Verkauf des Schweizer Geschäfts an den "orangen Riesen" Migros und die Folgen des starken Frankens herausgerechnet, dürfte ein organischer Umsatzrückgang von 11 Prozent resultiert haben.

Des Weiteren rechnet der Analyst auf Stufe EBITDA mit einem Fehlbetrag von 29 Millionen Franken, beim Reinergebnis gar von einem in Höhe von 56 Millionen Franken. Das deckt sich in etwa mit den Erwartungen anderer Berufskollegen. Diese gehen durchschnittlich von einem Verlust von 64 Millionen Franken bei einem Halbjahresumsatz von 505 Millionen Franken aus.

Zur Erinnerung: Für das gesamte Jahr strebt das Unternehmen einen Umsatzrückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich sowie einen operativen Verlust (EBITDA) auf bereinigter Basis zwischen 20 und 40 Millionen Franken an.

Werro zufolge steigt und fällt der Erfolg von DocMorris mit der deutschlandweiten Einführung elektronischer Medikamentenrezepte. Noch hat sich bei der Anzahl eingelöster Rezepte allerdings nicht die erhoffte Belebung eingestellt, wie Statistiken der deutschen Gematik zeigen.

Bisher hatte ich zwar noch nicht das Vergnügen, den Firmengründer Walter Oberhänsli persönlich kennenzulernen. Dass die Aktien von DocMorris zum Spielball verkommen sind, dürfte ihm vermutlich aber ein Dorn im Auge sein.

Ich denke da nicht nur an die Leerverkäufer mit ihren Wetten gegen sein Steckenpferd, sondern auch die vielen ausstehenden Derivate. Die Kombination von beidem bietet einer stärkeren Kursbewegung rund um die Veröffentlichung des Halbjahresergebnisses einen geradezu idealen Nährboden...

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Wenn an den Aktienmärkten ein Gewitter aufzieht und die Wogen höher gehen, wird den Aktien von Nestlé nicht selten die Rolle des Felsens in der Bandung zuteil. Das Geschäftsmodell des Nahrungsmittelherstellers aus Vevey gilt als krisensicher. Und gegessen wird schliesslich immer – in guten, wie auch in schlechten Zeiten.

In den letzten 24 Stunden konnte sich das Schwergewicht aus dem Swiss Market Index (SMI) der Schwäche an den Aktienmärkten für einmal jedoch nicht entziehen. Zeitweise kosteten sie keine 103 Franken mehr.

Kursentwicklung der Aktien von Nestlé in den letzten Tagen (Quelle: www.cash.ch)

Mittlerweile werden sogar erste Stimmen laut, wonach die Aktien von Nestlé schon bald für weniger als 100 Franken zu haben sein werden. Zugegeben: Sollte China in eine Rezession abrutschen, bekäme man das wohl auch in Vevey zu spüren. Dennoch kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Kurse dauerhaft in den zweistelligen Frankenbereich abrutschen. Das wird das Vorzeigeunternehmen auch selber mit Aktienrückkäufen über die zweite Handelslinie zu verhindern wissen...

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