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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Nach dem Börsenrücksetzer werfen Aktienanalysten jegliche Zurückhaltung über Bord

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Panik ist einmal mehr ein schlechter Börsenratgeber, lächerliche Forderungen nach einer Notfall-Zinssenkung - Und: Es hagelt Aktien-Upgrades.

09.08.2024   12:00
Von cash Insider
Der Hautpsitz von Meyer Burger.

Der Hautpsitz von Meyer Burger. Auch für diese Aktien traf diese Woche eine Heraufstufung ein.

Quelle: ZVG

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Die neue Woche begann am Schweizer Aktienmarkt wie die vorangegangene Woche endete: Mit schmerzhaften Kursverlusten. Das Nachsehen hat rückblickend, wer am Montag kurz nach Börseneröffnung die Nerven verlor und von seinen Aktienbeständen verkaufte.

So waren die Aktien des schweizerisch-schwedischen Industriekonzerns ABB an diesem Morgen mal eben für weniger als 41 Franken zu haben. Und bei jenen der UBS boten sich Schnäppchenjägern bei Kursen um 22,50 Franken günstige Kaufgelegenheiten. Die Liste derjenigen Aktien, welche mittlerweile wieder deutlich mehr kosten, liesse sich beliebig ergänzen. Einmal mehr zeigt sich – zumindest Stand heute –, dass Panik auch an der Börse noch nie ein guter Ratgeber war.

Schmunzeln musste ich, als an der New Yorker Börse Forderungen nach einer Notfall-Leitzinssenkung durch die amerikanische Notenbank laut wurden. Da scheint sich der eine oder andere "Profi" wohl mächtig verspekuliert zu haben...

Ich begegnete diese Forderungen mit folgenden Worten:

Ganz uneigennützig sind diese Forderungen der New Yorker Aktienmarktakteure natürlich nicht. Denn wie Erhebungen der Bank of America zeigen, notierte der amerikanische Leitindex S&P 500 in der Vergangenheit sechs Monate nach einer Notfall-Leitzinssenkung um durchschnittlich 20 Prozent höher. Eine der wenigen Ausnahmen geht auf den Kollaps von Lehman Bros im Krisenjahr 2008 zurück, wenn man der Grossbank Glauben schenken will.

Interessant ist, dass die Strategen der Bank of America ihrer Anlagekundschaft diesmal dazu raten, die erste Leitzinsreduktion durch die amerikanische Notenbank zum Verkauf von Aktien zu nutzen. Sie begründen ihre Haltung damit, dass die Finanzmärkte in den vergangenen Wochen und Monaten damit begonnen haben, erste Zinsschritte einzupreisen. Ausserdem werde die Gefahr einer harten wirtschaftlichen Landung noch immer unterschätzt.

Von den Geldmarktsätzen in New York lässt sich mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent darauf schliessen, dass die amerikanische Notenbank ihre Leitzinsen schon in den nächsten Tagen um 25 Basispunkte senken wird – gefolgt von vier weiteren Zinsschritten bis Ende Jahr. Beides erscheint mir etwas gar übertrieben – Rezessionsängste hin oder her.

Derweil legen auch hierzulande die Banken und ihre Aktienanalysten jegliche Zurückhaltung ab. Ich zähle nicht weniger als acht Heraufstufungen alleine seit Montag. Es macht ganz den Anschein, als gäbe es für die Banken momentan nur eine Strategie: Buy the dip.

Beim Überflieger VAT Group nutzten gleich zwei Analysten die jüngste Kursschwäche, um ihre Verkaufsempfehlungen zu überdenken. Erst ging James Winchester von der britischen Barclays von "Underweight" auf "Equal Weight" bei einem Kursziel von 399 (zuvor 343) Franken, dann zog sein Berufskollege Sebastian Kuenne von der Royal Bank of Canada nach und ging mit einem Kursziel von 370 (zuvor 380) Franken von "Underperform" auf "Sector Perform". Beide verwiesen dabei auf die längerfristig guten Wachstumsaussichten beim Vakuumventilehersteller aus dem Rheintal. Neue Erkenntnisse suchte man vergeblich.

Kursentwicklung der SIG-Aktien seit Anfang dieses Jahres (Quelle: www.cash.ch)

Bei SIG warf Barclays-Analyst Gaurav Jain seine Vorbehalte über Bord und stufte die Valoren des Verpackungsmaschinenherstellers mit einem Kursziel von 20 (zuvor 18) Franken von "Equal Weight" auf "Overweight" herauf. Er begründet diesen Schritt einerseits mit der enttäuschenden Kursentwicklung der letzten drei Jahre, andererseits aber auch mit der hohen Wahrscheinlichkeit einer bevorstehenden Wachstumsbelebung.

Noch bis im März dieses Jahres riet derselbe Analyst sogar mit "Underweight" zum Verkauf der Aktien. Urplötzlich scheint ihm die komplexe Buchführung nicht länger ein Dorn im Auge zu sein – genauso wenig wie die von ihm stets negativ angeprangerte Ergebnisqualität.

Gleich zwei Heraufstufungen gehen auf das Konto von Research Partners. Erst ging der Nebenwertespezialist bei den Valoren von Leonteq von "Halten" auf "Kaufen", wobei der zuständige Analyst Reto Huber seiner Kaufempfehlung mit einer Kurszielerhöhung auf 40 (zuvor 25) Franken den nötigen Nachdruck verlieh. Dass Huber seine diesjährigen Gewinnschätzungen gleichzeitig um 48 Prozent zurücknahm, scheint seiner neu gewonnenen Zuversicht keinen Dämpfer zu versetzen.

Auch die Aktien des Solarunternehmens Meyer Burger stufte der Analyst herauf – und zwar von "Verkaufen" auf "Halten". Das Kursziel lautet wie bis anhin 5 Franken. Trotz nach wie vor knapper Kapitalausstattung sei das Chancen-Risiko-Verhältnis erstmals seit Jahren ausgewogen, so die lapidare Begründung.

Kaufempfehlungen hagelte es für den Bauchemiespezialisten Sika, den Hörgerätehersteller Sonova sowie für das Immobilienbeteiligungsvehikel Swiss Prime Site. Bei Sika ging Stifel-Chefanalyst Christian Arnold bei einem Kursziel von 270 (zuvor 255) Franken von "Hold" auf "Buy", bei Sonova der bekannte Medizinaltechnikanalyst Dani Jelovcan von der Zürcher Kantonalbank von "Marktgewichten" auf "Übergewichten" und bei Swiss Prime Site sein Kollege Matteo Lindauer bei Vontobel mit einem Kursziel von 105 (zuvor 94) Franken von "Hold" auf "Buy".

Die Aktien von Sonova lagen zuletzt gut im Markt (Quelle: www.cash.ch)

Eine weitere Kaufempfehlung trifft aus dem Hause UBS ein. Die für die Grossbank tätige Analystin Haley Tam nimmt die Erstabdeckung der Aktien von Swissquote mit "Buy" und einem 12-Monats-Kursziel von 300 Franken auf. Alleine schon des breiten Produktangebots wegen hält sie die Online-Bank für gut aufgestellt, um sich weitere Marktanteile sichern zu können. Das wiederum spreche auch künftig für stark wachsende Kundenvermögen.

Die amerikanische Investmentbank J.P. Morgan nimmt ihrerseits die Erstabdeckung der Valoren von Galderma mit "Overweight" und einem Kursziel von 90 Franken auf. Der zuständige Analyst James Gordon argumentiert sowohl mit der starken Marktstellung der ehemaligen Nestlé-Tochter als auch mit den guten Wachstumsaussichten in eben diesen Absatzmärkten. Auch hier sucht man eigentlich vergebens nach neuen Erkenntnissen.

Ich kann mich nicht erinnern, in meinen gut drei Jahrzehnten an der Börse schon jemals auf eine solch geballte Ladung an Aktienheraufstufungen gestossen zu sein. Erst kürzlich hielt ich zum Thema Aktienempfehlungen folgendes fest:

An dieser Stelle möchte ich noch kurz auf das Halbjahresergebnis von Sandoz zu sprechen kommen. Gestern Donnerstag wurden die Aktien der einstigen Novartis-Tochter trotz einer Erhöhung der diesjährigen Umsatzvorgaben mit deutlichen Kursverlusten abgewatscht.

Ich erkläre mir diese Kursverluste einerseits damit, dass die Valoren des Herstellers von Nachahmermedikamenten in den letzten Wochen einen guten Lauf hatten und sich die diesjährige Kursbilanz selbst jetzt noch sehen lassen kann. Andererseits wurde schon im Vorfeld der Erstquartalszahlen auf eine Erhöhung der diesjährigen Umsatzvorgaben spekuliert. Das wiederum lässt ein geradezu lehrbuchmässiges "Buy the Rumor – sell the Facts" vermuten.

Dennoch gewinne ich dem vorliegenden Zahlenkranz vorwiegend positive Aspekte ab. So konnte der Umsatz mit Biosimilars im Jahresvergleich um 28 Prozent auf 1,34 Milliarden Dollar gesteigert werden. Analysten waren durchschnittlich von einem Umsatzbeitrag aus diesem aufstrebenden Geschäftszweig von 1,28 Milliarden Dollar ausgegangen, wobei die kühnsten Einzelschätzungen bei 1,294 Milliarden Dollar lagen.

Dass der operative Kerngewinn (EBITDA) in der ersten Jahreshälfte mit 885 Millionen Dollar etwas unter den durchschnittlich erwarteten 918 Millionen Dollar ausfiel, ist übrigens den eher hohen Herstellkosten geschuldet. Das Problem ist folglich nicht bei den Absatzpreisen zu suchen. Ausserdem verspricht Sandoz diesbezüglich in der zweiten Jahreshälfte Besserung.

Für mich zählt der kommerzielle Erfolg mit Biosimilars zu den vermutlich wichtigsten Aktienkurstreibern. Dieser Geschäftszweig dürfte auch in Zukunft für Überraschungen gut sein – dafür sprechen alleine schon die anstehenden Produktneulancierungen...

Vielleicht ist der Börsendebütant Sandoz auch nächsten Freitag wieder ein paar Zeilen wert, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.
 

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