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Es ist still um Meyer Burger geworden. Sehr still sogar. Zumindest den Aktien des Solarunternehmens bekommt diese Nachrichtenflaute nicht gut. Seit Wochen bekunden sie Mühe. Abhilfe verspricht die Jahresergebnisveröffentlichung vom 24. März. Doch die liegt noch in weiter Ferne.
Das machen sich gerade die Leerverkäufer zunutze. Sie spekulieren mit nicht weniger als 18,5 Prozent der ausstehenden Titel auf rückläufige Kurse. Das macht Meyer Burger zum zweitbeliebtesten Ziel der Leerverkäufer aus der Schweiz – selbst im Wissen, dass es sich bei einem geschätzten Viertel der leerverkauften Aktien um Absicherungstransaktionen von Wandelanleihe-Gläubigern handeln dürfte.
Wie mir aus den Handelsräumen hiesiger Banken berichtet wird, hoffen die Leerverkäufer nun auf eine Herunterstufung der Aktien durch die UBS. Dort ist neuerdings die Analystin Barbora Blaha für das Solarunternehmen zuständig. Die Grossbank begründet die neuen Verantwortlichkeiten mit der Bündelung von Kapazitäten.
Seit zwei Wochen gleicht die Aktienkursentwicklung bei Meyer Burger einer Achterbahnfahrt (Quelle: www.cash.ch)
Als die Papiere im Mai letzten Jahres um die 39 Rappen kosteten, stufte ihr Berufskollege Alessandro Taiana sie mit einem 12-Monats-Kursziel von 60 Rappen von "Neutral" auf "Buy" herauf. Nach schwierigen Jahren sah der Analyst damals die Sonne für das Unternehmen aufgehen.
Wenige Monate später kürzte die UBS das 12-Monats-Kursziel auf 55 Rappen, um den Verzögerungen beim Hochfahren der Produktionskapazitäten sowie den gestiegenen Rohmaterialkosten Rechnung zu tragen. Zu diesem Zeitpunkt war mit Bosco Ojeda bereits ein anderer Kollege für Meyer Burger zuständig.
Auffällige Blocktransaktion: Was war denn da bei Meyer Burger los? |
Ob Barbora Blaha die Zuversicht ihrer beiden Vorgänger teilt, wird sich zeigen müssen. Gut möglich, dass die UBS-Analystin sich erst kurz, wenn nicht erst kurz nach der Veröffentlichung des Jahresergebnisses zu Wort meldet und Klartext spricht...
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Bei Zur Rose spielten sich am späten Dienstagnachmittag mal wieder dramatische Szenen ab: Innerhalb weniger Minuten schmierten die Aktien der Versandapotheke mal eben schnell um 15 Kursfranken ab – und zauberten damit ein breites Grinsen auf die Gesichter der Leerverkäufer.
Wie Erhebungen der Beratungsfirma IHS Markit zeigen, sind die Wetten gegen Zur Rose bis Ende Januar wieder auf gut 21 Prozent aller ausstehenden Aktien angeschwollen. Noch eine Woche zuvor wurde an der Börse bloss mit etwas mehr als 19 Prozent auf rückläufige Kurse spekuliert.
Zur Erinnerung: Bei einem geschätzten Drittel dieser Wetten handelt es sich um Absicherungstransaktionen einiger Wandelanleihe-Gläubiger, auch als "Delta-Hedging" bekannt.
Die verzögerte Einführung von E-Rezepten in Deutschland setzt den Aktien von Zur Rose sichtlich zu (Quelle: www.cash.ch)
Auslöser für den besagten Kurssturz war übrigens einmal mehr ein kritischer Artikel im Fachblatt Apotheke adhoc. Man habe sich zwar auf einen neuen Fahrplan für die deutschlandweite Einführung elektronischer Medikamentenrezepte, nicht aber auf einen verbindlichen Zeitplan geeinigt, so behauptet der Autor. Und selbst wenn er es nicht wortwörtlich schreibt, so lässt er zumindest durchblicken, dass die ersten 30'000 elektronischen Rezepte nie und nimmer bis Ende März verarbeitet werden können.
Analyst Sebastian Vogel von der UBS zückt vorsorglich schon mal seinen Rotstift. Noch setzt er diesen bei seinen Umsatzschätzungen für dieses und das kommende Jahr allerdings nicht an. Vogel fühlt sich von den jüngsten Entwicklungen in seiner Verkaufsempfehlung sowie im 169 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel für die Aktien von Zur Rose bestätigt. Denn auch der UBS-Analyst weiss: Nichts scheut die Börse mehr als die Ungewissheit.
Zur Rose - auch einer der Schweizer Aktienfavoriten des cash Insiders für 2022 |
Sein Berufskollege Alexander Thiel von Jefferies geht seinerseits davon aus, dass Apotheke adhoc den Artikel nachträglich korrigieren muss. Es sei nie davon die Rede gewesen, dass das elektronisch Medikamentenrezept erst dann eingeführt wird, wenn alle 30'000 Rezepte verarbeitet wurden.
Ganz uneigennützig ist diese Haarspalterei nicht, preist der Analyst die Aktien der Versandapotheke doch seit dem Frühsommer 2020 zum Kauf an – zuletzt mit einem Kursziel von 515 Franken.
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