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Die Aktien von AMS Osram kennen momentan nur eine Richtung: Die nach oben. Die Valoren des Sensorenherstellers aus dem österreichischen Unterpremstätten haben seit Mitte April mehr als einen Drittel an Kurswert dazugewonnen. Alleine gestern Dienstag ging es für sie um gut 7 Prozent nach oben – begleitet von stark anschwellenden Handelsumsätzen.

Was für langjährige Aktionärinnen und Aktionäre einem Tropfen auf den heissen Stein gleichkommt – immerhin wurden im Frühling 2018 in der Spitze einst Kurse von 80 Franken und mehr bezahlt – sorgt bei erst kürzlich eingestiegenen Marktakteuren für eine ausgelassene Stimmung.

Schon seit Tagen wurde mir von auffälligen Käufen aus London berichtet. Nun hat dieser mysteriöse Käufer endlich einen Namen. Wie aus einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervorgeht, hat sich der bekannte Substanzinvestor "Rich" Pzena bei AMS Osram eingenistet. Über seine Investment-Boutique Pzena Investment Management hält er neuerdings etwas mehr als drei Prozent am Sensorenhersteller.

Die Aktien von AMS Osram konnten sich in den letzten Wochen von den historischen Tiefstkursen nach oben lösen (Quelle: www.cash.ch)

Gerade in amerikanischen Börsenkreisen ist der 65-jährige Pzena kein Unbekannter. Mit seiner Investment-Boutique hat er sich auf stark unterbewertete Substanzaktien spezialisiert. Hierfür stehen ihm rund 35 Milliarden Dollar an Kundenvermögen zur Verfügung.

Allem Anschein nach sieht Pzena auch im Sensorenhersteller ein stark unterbewertetes Unternehmen mit viel Substanz. Darüber lässt sich allerdings streiten, türmten sich per Ende Dezember in der Bilanz doch Nettoschulden in Höhe von 1,3 Milliarden Euro auf. Das entspricht in etwa dem momentanen Börsenwert.

Ausserdem hat AMS Osram in den letzten Jahren vor allem eines: Substanz vernichtet. Nicht zuletzt die milliardenschwere Übernahme von Osram erweist sich rückblickend als ein riesengrosser Fehler, ist das Unternehmen an der Börse doch nur noch ein Bruchteil dessen wert, was man einst für die frühere Siemens-Tochter berappte.

Und auch bei den Investitionen in die als zukunftsträchtig geltende Produktion von microLEDs ist alles andere als sicher, dass sich diese für den Sensorenhersteller bezahlt machen. Ein potenzieller Grossabnehmer ist überraschend abgesprungen und lässt das Unternehmen einfach so auf Vorabinvestitionen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro sitzen. Davon sollen 700 Millionen Euro ausserordentlich wertberichtigt werden, sofern nicht doch noch ein anderer Partner gefunden werden kann.

Vielleicht ist die Beteiligungsnahme durch Pzena Investment Management ja eine Wette darauf, dass es gar nie zu diesen Wertberichtigungen kommen wird. Wie aus hiesigen Börsenkreisen verlautet, könnte der neue Grossaktionär aus Übersee sein Aktienpaket in den kommenden Tagen und Wochen weiter ausbauen und so erneut für steigende Kurse sorgen.

Deckungskäufe aus dem Lager der Leerverkäufer könnten sich dabei als trendverstärkend erweisen. Auf der Liste der zehn am häufigsten leerverkauften Schweizer Aktien der Beratungsfirma S&P Global erscheinen jene von AMS Osram schon eine ganze Weile nicht mehr. Sprich: Es dürften weniger als fünf Prozent aller ausstehenden Titel leerverkauft sein.

Aktien von AMS Osram im mehrjährigen Kursvergleich (Quelle: www.cash.ch)

Wer auf eine Einflussnahme des neuen Grossaktionärs hofft, könnte enttäuscht werden. Wie mir gesagt wird, trat Pzena bisher nicht als oppositioneller Investor in Erscheinung.

Mich selber halten vor allem aber die hohen Fremdkapitalkosten von einem Einstieg beim Sensorenhersteller ab. Ich kommentierte die kürzlich vollzogene Bilanzsanierung mit folgenden Worten:

...und weiter...

Die daraus erwachsenden Fremdkapitalkosten müssen erst einmal geschultert werden. Und wer auf eine Einflussnahme des neuen Grossaktionärs bei AMS Osram hofft, könnte enttäuscht werden. Wie mir gesagt wird, trat Pzena bisher nicht als oppositioneller Investor in Erscheinung.

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