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Beim Blick auf die Liste der hiesigen Verliereraktien stachen in den vergangenen Tagen immer etwa dieselben Namen ins Auge: Medartis, Sensirion und Klingelnberg.

Eines haben diese drei Unternehmen gemeinsam: Sie alle wagten erst im Laufe des letztes Jahres den Gang an die Börse. Und gleich noch etwas eint sie: Im Sommer 2018 galten die Drei als wahre "Überflieger" unter den hiesigen Nebenwerten.

Am ärgsten erwischte es die Aktien des Automobilzulieferers Klingelnberg. Sie fielen im gestrigen Handel vorübergehend bis auf 32,60 Franken und damit auf den tiefsten Stand seit ihrem Debüt. Gegenüber dem seinerzeitigen Ausgabepreis errechnet sich mittlerweile ein sattes Minus von fast 40 Prozent. Die Angst vor geringeren Bestellungen seitens von Grosskunden aus der Automobilindustrie ist allgegenwärtig.

Eine bessere Bilanz weist auf, wer beim Sensorenhersteller Sensirion Aktien zu je 36 Franken aus Emission zugeteilt erhielt. Allerdings haben die Papiere alleine seit Anfang März gut 15 Prozent verloren. Ausserdem bringt das Unternehmen aus Stäfa an der Börse gut 40 Prozent weniger auf die Waage als noch letzten September.

Die Aktien von Klingelnberg stehen stellvertretend für jene anderer Börsendebütanten von 2018 (Quelle: www.cash.ch)

Bei Medartis - dem Dritten im Bunde - sind es immerhin noch gut 30 Prozent weniger als damals. Erst vor wenigen Wochen erlitten die Aktien einen ziemlichen Rücksetzer, als der Spezialist für Knochen-Fixierungen der Öffentlichkeit ein Jahresergebnis am unteren Ende der eigenen Zielvorgaben präsentierte.

Das wohl abschreckendste Beispiel der jüngeren Börsengeschichte ist und bleibt aber immer noch Asmallworld. Mittlerweile ist der Handel in diesen Aktien beinahe zum Erliegen gekommen. Die Geld- und Briefkurse sind dünn und die Kursausschläge dementsprechend stark. Die Papiere des "Netzwerks für die Reichen und Schönen" trennen weniger als 20 Rappen von den Tiefstkursen von Mitte Februar bei 2,50 Franken. Das sind fast 80 Prozent weniger als am ersten Handelstag.

Bei den Aktien von Klingelnberg, Sensirion und Medartis treten dem Vernehmen nach amerikanische Fonds als Abgeber in Erscheinung. Diese mächtigen Marktakteure sind berüchtigt dafür "keine Gefangenen" zu machen. Sprich: Verkauft wird - egal zu welchen Preisen.

Nicht selten kommt es zu Übertreibungen, die sich längerfristig orientierte Anleger durchaus zunutze machen können. Letztendlich besteht die Kunst allerdings darin, den richtigen Zeitpunkt für den Einstieg zu erwischen.

Für den breiten Schweizer Aktienmarkt verspricht der Rückzug amerikanischer Fonds aus Aktien kleiner Unternehmen für gewöhnlich hingegen nichts Gutes.

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Die letzten Tage waren keine guten für die hiesigen Finanzwerte. Bei den Aktien der Credit Suisse errechnet sich alleine seit dem vergangenen Mittwoch ein Minus von fast 9 Prozent, bei jenen von Julius Bär sogar fast eines von 10 Prozent. Noch stärker gerieten die Papiere des Vermögensverwalters GAM unter Druck. Sie gaben um satte 20 Prozent nach. Dass die Aktien der UBS "nur" 6 Prozent einbüssten, ist einer Heraufstufung von "Reduce" auf "Hold" durch Analyst Jacques-Henri Gaulard von Kepler Cheuvreux zu verdanken. Allerdings führt Gaulard die Papiere wie bis anhin auf der "Least Preferred List" - der Liste der zu meidenden Bankaktien.

Nicht nur in der Schweiz – auch auf anderen Börsenplätzen warfen Anleger in den letzten Tagen im grossen Stil Finanzwerte auf den Markt. Die Angst vor einer wirtschaftlichen Rezession mit all ihren Schattenseiten für die Banken sowie den negativen Folgen dauerhaft tiefer Zinsen sitzt tief.

Das ruft nun erste Aktienstrategen auf den Plan. Getreu dem Motto besser spät als nie stuft der für Julius Bär tätige Patrik Lang die weltweiten Finanzwerte von "Overweight" auf "Neutral" herunter. Dem Strategen zufolge weisen zehnjährige amerikanische Staatsanleihen erstmals seit 2007 eine tiefere Rendite als solche mit einer Laufzeit von gerademal drei Monaten auf. Im Wissen, dass die Finanzwerte in einem von rückläufigen Zinsen und einer flachen Zinskurve geprägten Umfeld eine unterdurchschnittliche Kursentwicklung aufweisen, rät Lang mehr nicht länger zu einer Übergewichtung dieses Titelsegments. Auch dass die Gewinnerwartungen bei vielen Unternehmen aus diesem Wirtschaftszweig seit nunmehr sechs Monaten rückläufig sind, fällt dem Strategen plötzlich auf.

Die Aktien von UBS (rot) und Credit Suisse (grün) im Fünfjahresvergleich mit dem SMI (gelb) (Quelle: www.cash.ch)

Auch die Strategen um Emmanuel Cau bei der britischen Barclays geben sich geläutert. In Erwartung längerfristig tiefer Zinsen reduzieren sie die europäischen Bankaktien von "Overweight" auf "Market Weight". Die Finanzwerte als solche stufen sie ebenfalls mit "Market Weight" ein.

Die Strategen von Julius Bär und Barclays müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, zu lange an ihrer positiven Einschätzung für die Finanzwerte - und insbesondere für die Bankaktien - festgehalten zu haben. Interessant ist, dass amerikanische Investmentbanken wie J.P. Morgan oder die Citigroup schon seit einer gefühlten Ewigkeit zum Kauf europäischer Bankaktien raten. Wer dieser Empfehlung Folge leistete, bezahlte in den letzten Jahren ein hohes Lehrgeld. Vermutlich ist der Boden bei den Aktien von UBS, Credit Suisse und Co. erst dann gefunden, wenn auch die letzte dieser amerikanischen Investmentbanken entnervt das Handtuch wirft.

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