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An der New Yorker Börse sind sich die Anleger ziemlich einig: Momentan gibt es an den Aktien von Nvidia, Microsoft und Co schlichtweg kein Vorbeikommen. Zu verlockend sind die möglichen Ertragsströme, welche die jüngsten Fortschritte bei der generativen künstlichen Intelligenz den Pionieren auf diesem Gebiet künftig verspricht. Der Fantasie der Anleger sind dabei keine Grenzen gesetzt.

Wenn zig Milliarden an neuen Anlagegeldern an die Börse drängen und sich dort auf einige wenige Aktien konzentrieren, spricht man im Fachjargon auch von "Most Crowded Trades". Neugierig wie ich bin, habe ich mich schlau gemacht: Einen deutschen Begriff gibt es nicht.

Während ziemlich offensichtlich ist, in welche Aktien die Anlagegelder an der New Yorker Börse fliessen, ist dasselbe auf dieser Seite des grossen Teichs nicht ganz so eindeutig. Zwar lassen sich von der Liste der diesjährigen Börsengewinner diesbezüglich gewisse Rückschlüsse ziehen. Zu sehr sollte man sich allerdings nicht darauf verlassen.

Wertvolle Erkenntnisse entnehme ich einem 10 Seiten starken Strategiepapier der UBS. Die Autoren um Gerry Fowler haben eine Liste von europäischen Aktien zusammengestellt, welche in den Anlegerportefeuilles schon fast übervertreten sind.

Höhenflug der ABB-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Was mir auffällt: Von den 17 Aktien auf der besagten Liste sind mit immerhin sechs ziemlich viele aus der Schweiz zu finden. Es sind dies die Valoren von ABB, Alcon, Galenica, Nestlé, Novartis und Schindler. Auf anderen Listen ist die Ausbeute aus Schweizer Sicht ansonsten meist ziemlich mager.

Beim sogenannten "Crowding Factor" weisen Novartis (19), Schindler (18) und Nestlé (17) den höchsten Wert auf. Nur die Aktien von Compass Group, AstraZeneca und Relx Group sind bei den Anlegern noch beliebter. Doch auch jene von L'Oréal, Wolters Kluwer und Vivendi spielen weit vorne mit.

Dass Fowler und seine Mitautoren die beiden SMI-Schwergewichte Nestlé und Novartis zu den "Most Crowded Trades" zählen, überrascht mich dann doch ein bisschen. In den letzten Wochen fristeten die Aktien der beiden Unternehmen an der Börse nämlich so etwas wie ein Mauerblümchen-Dasein.

Interessant ist auch, dass die grösste Schweizer Bank die Valoren von ABB, Alcon, Nestlé und Schindler dennoch zum Kauf empfiehlt. Jenen des Aufzug- und Rolltreppenherstellers traut sie über die nächsten 12 Monate gar ein Kursplus von mehr als 30 Prozent zu. Bei Nestlé und Alcon sind es immerhin noch halb so viel, was auch nicht zu verachten wäre.

Für mich ist diese Liste vor allem eines, nämlich ein wertvoller Gegenindikator. Denn die Gleichung ist denkbar einfach: Anleger, welche bereits in ein Unternehmen investiert sind, kaufen höchst selten weitere Aktien zu. Und wehe das besagte Unternehmen wartet mit Negativmeldungen auf.

Kursentwicklung der Aktien von Partners Group in den letzten vier Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Nicht weniger aufschlussreich ist übrigens die Liste mit europäischen Aktien, die in den Anlegerportefeuilles eher untervertreten sind. Neben Zalando, Wacker Chemie und Adyen sticht mir insbesondere die Partners Group ins Auge – wobei mir die Anleger derzeit nicht einen übertrieben grossen Bogen um die Valoren des Risikokapitalspezialisten machen, wie der "Crowding Factor" verrät.

Etwas extrem scheint mir in Sachen Partners Group nur das offizielle 12-Monats-Kursziel der UBS, welches mit 1491 Franken um fast 80 Prozent über den zuletzt bezahlten Kursen liegt...

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