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Auch bei uns am Schweizer Aktienmarkt dürften die letzten Wochen den meisten Marktakteuren schmerzhafte Verluste beschert haben. Gerade einstige Überflieger wie die Aktien des Bankensoftwarespezialisten Temenos, des Dentalimplantateherstellers Straumann oder des Pharmaentwicklers Idorsia gerieten dabei kräftig unter die Räder (siehe auch Immer mehr beliebte Aktien neigen zur Schwäche vom 8. Oktober).
Darf man Alexis Chassagnade von Julius Bär Glauben schenken, dann ist das Erfolgsrezept an der Börse allerdings denkbar einfach: Wer auf die relativen Gewinner setzt, verdient sich eine goldene Nase.
Erhebungen des bekannten Markttechnikexperten zufolge waren seit dem Jahr 1929 die besten 20 Prozent der Aktien für mehr als 95 Prozent sämtlicher Kursgewinne verantwortlich. Auf die übrigen 80 Prozent der Aktien entfielen hingegen keine 5 Prozent der langjährigen Kursgewinne.
Und Chassagnade wäre nicht Chassagnade, wenn er nicht mit Aktien aufwarten würde, die derzeit in genau diesen Raster passen. Da wären zunächst mal die Papiere des amerikanischen Kultunternehmens Apple sowie jene des Unterhaltungskonzerns Walt Disney. Beide schnitten seit dem 3. Oktober deutlich besser ab als der breite amerikanische Leitindex.
Aus Europa finden die Aktien der in Konkurrenz zu Swiss Re stehenden Scor Erwähnung, ebenso wie jene von Swiss Life. Bis vor wenigen Tagen kosteten die Papiere des Lebensversicherungskonzerns aus Zürich noch 378 Franken - und damit soviel wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Angesichts seiner Erhebungen rät Chassagnade seiner Kundschaft bei Aktien zu einem aktiven und auf die relativen Gewinner fokussierten Anlageansatz.
Dieser Anlageansatz mag im ersten Moment zwar einleuchten - immerhin sind computergesteuerte Handelsprogramme für geschätzte 80 Prozent der weltweiten Börsenvolumina verantwortlich. Viele dieser Handelsprogramme setzen gezielt auf relative Gewinner.
Die «relativen Gewinner» von vor zwei Wochen wie Vifor (rot), Logitech (grün) oder Temenos (gelb) brachten nicht den erhofften Erfolg. (Quelle: www.cash.ch)
Wer sich hierzulande vor wenigen Wochen allerdings bei den relativen Gewinnern einkaufte, dem waren Kursverluste so gut wie sicher (siehe Wie gefährdet sind die «Aktien der Stunde»? vom 26. Juli und Sind teure Wachstumsaktien das einzig Richtige? vom 13. August). Ganz so einfach wie der für Julius Bär tätige Markttechniker schreibt, ist es dann doch wieder nicht, an der Börse nachhaltig Erfolg zu haben...
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Das Übernahmeangebot für Ceva Logistics überrasche ihn nicht, schrieb Andy Chu von der Deutschen Bank gestern, als er die Aktien von "Buy" auf "Hold" herunterstufte. Interessant ist, dass der Analyst das Kursziel neu auf 26 (zuvor 28,50) Franken beziffert - bewertet das Barangebot des dänischen Rivalen DSV das Transportunternehmen aus Baar doch mit 27,75 Franken je Aktie. Mit anderen Worten: Chu glaubt nicht so recht an einen Verkauf von Ceva Logistics ins Ausland.
Wie mir aus Bankenkreisen berichtet wird, steht das Abwehrdispositiv gegen DSV mittlerweile denn auch. Eine Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX scheint dies bestätigen zu wollen. Wie der Meldung entnommen werden kann, hat eine nahestehende juristische Person - höchst wahrscheinlich der Ankeraktionär CMA CGM - 4,38 Millionen Titel im Gegenwert von 114,4 Millionen Franken erworben.
Kursentwicklung der Aktien von Ceva Logistics über die letzten zwei Wochen. (Quelle. www.cash.ch)
Unter Berücksichtigung dieser knappen 8 Prozent der ausstehenden Aktien käme CMA CGM auf rund 33 Prozent der Stimmen - genug, um eine Übernahme durch DSV zu vereiteln.
Dass die Dänen mit einem deutlich höheren Angebot nachlegen, gilt in Branchenkreisen als ziemlich unwahrscheinlich. Somit dürfte der Mist bei den Aktien von Ceva Logistics wohl gekarrt sein, was mich wieder rückläufige Kurse erwarten lässt.
Mit dieser Meinung bin ich nicht alleine, nutzte doch auch der bekannte britische Multimillionär Ross Turner das Kursfeuerwerk vom vergangenen Donnerstag, um bei seinem Hedgefonds Pelham die Beteiligung von 4,86 auf unter 3 Prozent zu reduzieren.
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