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Am gestrigen Dienstag berichtete ich noch vor Börsenbeginn im Insider-Briefing, dass Julius Bär den Schweizer Aktienmarkt von "Neutral" auf "Overweight" heraufgestuft hat. Mit anderen Worten: Stratege Mathieu Racheter und seine Abteilungskollegen räumen Aktien aus der Schweiz neuerdings ein überdurchschnittliches Gewicht in den Portefeuilles ihrer Anlagekundschaft ein.

Sie begründen diesen Schritt damit, dass der Schweizer Aktienmarkt in Zeiten einer wirtschaftlichen Wachstumsverlangsamung besser als andere Börsen abschneidet. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn gleichzeitig auch die Unternehmensgewinnentwicklung an Schwung verliert.

Im Wissen, dass Firmen aus der Gesundheitsbranche wie etwa Roche oder Novartis im Swiss Market Index (SMI) mit fast 38 Prozent und jene aus der Nahrungsmittelindustrie – ich denke da an Givaudan und Nestlé – mit immerhin 24 Prozent vertreten sind, überrascht mich diese Erkenntnis nicht.

Entwicklung des SMI mit Dividenden-Korrektur (SMIC) über die letzten fünf Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Wie die Strategen von Julius Bär vorrechnen, weist der Schweizer Aktienmarkt beim Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) derzeit einen Abschlag von 4 Prozent gegenüber dem europäischen Durchschnitt auf. Das ist – wie auch Racheter und seine Abteilungskollegen festhalten – höchst ungewöhnlich. Denn eigentlich gilt der Schweizer Aktienmarkt wegen seiner hohen Qualität und seinen grundsoliden Firmenbilanzen als der teuerste in ganz Europa.

Zur Erinnerung: Bis vor vier Wochen stuften dieselben Strategen Aktien aus der Schweiz sogar noch mit "Underweight" ein – was die jüngste Heraufstufung fast zu so etwas wie einer "Kehrwende in zwei aufeinanderfolgenden Schritten" macht.

Nicht weniger interessant als der wiedergewonnene Optimismus der drittgrössten Schweizer Bank für den Heimmarkt ist die mitgelieferte Titelauswahl. Neben den beiden Schwergewichten Nestlé und Roche haben es ihr aus dem SMI auch die Valoren von ABB, Zurich Insurance, Givaudan, Partners Group, Holcim und insbesondere Swiss Life angetan. Eines haben diese Aktien übrigens gemeinsam: Sie alle werden bei Julius Bär auch offiziell mit "Buy" eingestuft. So viel "Unité de doctrine" will gelobt werden.

Zugegeben: Wirklich neu ist die Erkenntnis, dass die vorauseilenden Wirtschaftsindikatoren ihren Höhepunkt bereits durchschritten haben und die Unternehmensgewinnentwicklung an Schwung verlieren könnte, nicht.

Die Aktien der Partners Group sind nicht zu bremsen (Quelle: www.cash.ch)

Schon bevor ich mich im Juli in die Sommerferien verabschiedete, mischten sich erste optimistischere Stimmen unter die Empfehlungen der Banken und ihrer Strategen, was den weitestgehend als konjunkturresistent geltenden Schweizer Aktienmarkt anbetrifft.

Einmal mehr war der für Kepler Cheuvreux tätige Stratege Chris Potts vielen seiner Berufskollegen einen Schritt voraus: Er stufte den Schweizer Aktienmarkt schon damals von "Neutral" auf "Overweight" herauf, nachdem er diesem wenige Wochen zuvor noch ein unterdurchschnittliches Gewicht eingeräumt hatte.

Dieser Schritt wurde deshalb notwendig, weil Potts sowohl die europäischen Pharma- als auch die Nahrungsmittelaktien mit "Overweight" bewertete. Mit diesen Branchenpräferenzen gibt es an Aktien aus der Schweiz wohl kein Vorbeikommen.

In einer meiner letzten Kolumnen vor den Ferien schrieb ich:

Damals wusste ich noch nicht, wie richtig ich mit dieser Einschätzung der Situation doch liegen sollte. Denn während Julius Bär und zahlreiche andere Schweizer Banken erst jetzt aufspringen und den Zug am Rollen halten, können sich die angelsächsischen Grossinvestoren zurücklehnen und dem Geschehen entspannt beiwohnen.

 

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