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Über die letzten Monate hat sich der norwegische Staatsfonds hierzulande gleich bei mehreren Turnaround-Situationen eingekauft. Anfang Juni wurde bekannt, dass die Skandinavier auch bei Meyer Burger eingestiegen sind.

Während der norwegische Staatsfonds bei den anderen Unternehmen jeweils etwas mehr als 3 Prozent hält, hat er seine Beteiligung am im bernischen Gwatt beheimateten Solarzulieferunternehmen in die jüngste Kursschwäche hinein auf 5 Prozent ausgebaut.

Dieser Beteiligungsausbau ist gleichermassen ein Bekenntnis zu Meyer Burger als auch ein Vertrauensbeweis für die Firmenverantwortlichen. Denn letztere haben alles andere als eine einfache Aufgabe: Noch immer kämpft die Solarindustrie mit gewaltigen Überkapazitäten. Die Kürzung staatlicher Subventionen in Schlüsselmärkten wie Deutschland und die Einführung von Strafzöllen auf chinesischen Solarzellen und -modulen durch das US-Handelsministerium helfen der Investitionsbereitschaft ehemaliger und zukünftiger Grosskunden nicht gerade.

Und gerade auf diese Grosskunden ist Meyer Burger in der zweiten Jahreshälfte angewiesen. Ansonsten werden die Firmenverantwortlichen bei ihrer Umsatzprognose für das laufende Jahr von mindestens 400 Millionen Franken über die Bücher gehen müssen.

Und obschon die Beweggründe des Beteiligungsausbaus durch den norwegischen Staatfonds alles andere als offensichtlich sind, ist das Engagement der Skandinavier dennoch Balsam auf die Wunden der leidgeplagten Publikumsaktionäre.

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Erneut liegen die Inhaberaktien von Richemont gut im Markt. Aus dem Berufshandel wird mir von aus dem angelsächsischen Raum eintreffenden Kaufaufträgen berichtet.

Vermutlich stehen letztere im Zusammenhang mit der Aufnahme der Aktien auf die berühmt-berüchtigte «Europe 1 List» von Merrill Lynch. Der verantwortliche Experte bezeichnet die mit einem Kursziel von 100 Franken empfohlenen Papiere als Kernanlage für langfristig orientierte Investoren.

Schon vor Wochenfrist brach Merrill Lynch eine Lanze für den Westschweizer Luxusgüterkonzern. Damals schrieb der Experte, dass der Juni zu den schwächsten Monaten des ganzen Jahres gehöre. In den letzten Jahren hätten die Aktien von Richemont im Juni durchschnittlich 6 Prozent an Wert verloren. Der Folgemonat sei hingegen der mit Abstand beste des ganzen Jahres für die Papiere.

Ich möchte an dieser Stelle zu bedenken geben, dass sich der Börsenwert von Richemont in den vergangenen fünf Jahren mehr als versechsfacht hat. Dies sicherlich nicht ohne Grund, wenn man das atemberaubende Umsatz- und Gewinnwachstum der letzten Jahre betrachtet. Doch spätestens nach den schmerzhaften Korrekturen bei anderen ehemaligen Börsenlieblingen wissen wir, dass auch Aktien wie die des Westschweizer Traditionsunternehmens keine Einbahnstrasse nach oben sind.

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Die Aktionäre von Galenica haben allen Grund zur Freude: Mitte Mai kletterten die Namenaktien auf den höchsten Stand in der Firmengeschichte. Dies nicht ohne Grund. Denn entgegen allen Unkenrufen aus dem angelsächsischen Raum, steht das Berner Pharmaunternehmen heute deutlich besser da als noch vor wenigen Jahren.

Freuen dürfte sich auch Martin Ebner. Über die Beteiligungsgesellschaft Patinex halten der Financier und seine Frau Rosmarie schon seit längerer Zeit ein namhaftes Aktienpaket. Der letzten Offenlegungsmeldung von Mitte Mai zufolge kontrolliert das Ehepaar Ebner 9,08 Prozent aller Stimmen. Davon entfallen knapp 40 Prozent auf die Aktien selber. Die Differenz hält Patinex über Derivate.

Ende Februar meldete auch die BZ Bank eine Beteiligung im Umfang von 3,15 Prozent an Galenica. Das Bankinstitut gehört zu 60 Prozent dem Ehepaar Ebner. Es darf allerdings vermutet werden, dass die BZ Bank die Aktien des Berner Pharmaunternehmens im BZ Fine Pharma Fonds und damit auf Rechnung von Kunden hält.

Es gibt mittlerweile Anhaltspunkte dafür, dass Ebner seine Galenica-Beteiligung reduziert hat. Zum einen ist der von der BZ Bank gehaltene Stimmenanteil bis Mitte Juni wieder unter den meldepflichtigen Schwellenwert von 3 Prozent gefallen. Zum anderen blieben grössere ausserbörsliche Blocktransaktionen im Vorfeld des grossen Derivatverfalls vom letzten Freitag aus.

In der Vergangenheit waren jeweils im Vorfeld eines grösseren Derivatverfalls grössere ausserbörsliche Umschichtungen aus verfallenden Call-Warrants in solche mit einer längeren Laufzeit zu beobachten gewesen. Oft mit Transaktionen auf zugrunde liegenden Titeln im Umfang von mehreren Prozent aller ausstehenden Aktien. Dieses im Fachjargon «Roll-over» genannte Phänomen blieb in den letzten Wochen allerdings aus.

Im Berufshandel werden deshalb Spekulationen wach, wonach Ebner einen Grossteil seiner Call-Warrants entweder ausgeübt oder aber veräussert haben könnte. Von beidem ginge für die Publikumsaktionäre von Galenica Signalwirkung aus.

Eine Anfrage meinerseits am Hauptsitz in Bern wurde mit dem Hinweis beantwortet, dass von Patinex bisher keine meldepflichtige Offenlegung eingegangen sei. Allerdings kann Ebner zur Zeit grössere Anpassungen vornehmen, ohne gleich einen Schwellenwert zu verletzen.