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Das Wort der UBS hat an der Börse Gewicht. Nach der Zwangsheirat der Credit Suisse mit der grössten Schweizer Bank sogar ein noch viel Grösseres.
So reagieren die Aktien von Accelleron heute Dienstag mit einem Kursfeuerwerk auf eine Erhöhung des 12-Monats-Kursziels auf 51,80 (zuvor 47) Franken durch den Analysten Sebastian Vogel. Im Zuge dessen steigen die Valoren der einstigen ABB-Tochter auf den höchsten Stand seit deren Börsendebüt vor zwei Jahren.
Die überschwängliche Reaktion der Börse überrascht gleich in dreifacher Hinsicht. Zum einen erhöht die Grossbank ihre Gewinnschätzungen bloss um einige wenige Prozente, um dem freundlicheren Branchenumfeld Rechnung zu tragen. Und zum anderen sind die Accelleron-Aktien bereits beeindruckend gut gelaufen. Mit einem Plus von mehr als 80 Prozent seit Januar spielen sie auf der diesjährigen Gewinnerliste weit vorne mit. Hinzu kommt, dass die letzte Kurszielerhöhung durch den UBS-Analysten erst wenige Wochen her ist. Auch der damaligen Anpassung lagen übrigens nur geringfügig höhere Gewinnschätzungen zugrunde.
Dienstags-Kursfeuerwerk bei den Aktien von Accelleron (Quelle: www.cash.ch)
In den letzten Wochen und Monaten bewegte die UBS hierzulande gleich bei mehreren Aktien die Kurse. Anders als bei Accelleron waren allerdings Hoch- oder Herunterstufungen und nicht eine blosse Kurszielanpassung die treibende Kraft dahinter. Interessant ist übrigens, dass es die Credit Suisse war, welche das Unternehmen im Oktober vor zwei Jahren einst gemeinsam mit Goldman Sachs an die Börse brachte. Alles bloss ein Zufall...?
Mit der Verschmelzung der eigenen Fondstochter mit jener der Credit Suisse ist die UBS zu einer schon beinahe übermächtigen Marktakteurin aufgestiegen. Ich bezeichnete die grösste Schweizer Bank im Mai dieses Jahres – in Anlehnung an den weltweit grössten Vermögensverwalter - als «Blackrock der Schweiz». Und das nicht ohne Grund, wie sich nun herausstellt. An die geballte Marktmacht der Grossbank muss ich mich jedenfalls erst noch gewöhnen.
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Der Fondsanbieter GAM driftet in Richtung Bedeutungslosigkeit ab. Mittlerweile kosten die Aktien der einst stolzen Julius-Bär-Tochter keine 17 Rappen mehr. Darauf abgestützt, errechnet sich ein Börsenwert von gerade noch 26 Millionen Franken.
Zu wenig für die Finanzwertespezialisten von Keefe Bruyette & Woods. In einem mir zugespielten Kommentar aus der Feder der zuständigen Analystin Irene Rossetto setzt diese die Abdeckung der Aktien aus. Weder das «Market Perform» lautende Anlageurteil noch das Kursziel von 1,10 Franken haben länger ihre Gültigkeit.
Kurszerfall bei den GAM-Aktien über die letzten Jahre (Quelle: www.cash.ch)
Begründet wird dieser Schritt mit der Neuverteilung von Zuständigkeiten in den Büroräumlichkeiten von Keefe Bruyette & Woods. Für mich kommt diese Begründung deshalb überraschend, weil es sich um sogenanntes «Sponsored Research» handelt. Sprich: GAM selber zahlte Geld, damit die eigenen Aktien von den Finanzwertespezialisten überhaupt abgedeckt werden.
Folglich ist anzunehmen, dass der Impuls für diesen weiteren Schritt auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit vom Fondsanbieter höchst persönlich ausging – vermutlich mit dem Ziel Kosten einzusparen. Denn schliesslich befindet sich ein 27-Prozent-Paket in den festen Händen einer Aktionärsgruppe rund um den französischen Telekom-Milliardär Xavier Niel.
Wer weiss – vielleicht kündigt die Einstellung der Abdeckung durch Keefe Bruyette & Woods ja sogar einen Rückzug von der Börse an. Hätten die Aktionärinnen und Aktionäre von GAM einst doch nur die Übernahmeofferte der britischen Liontrust angenommen. Sie wären – selbst im Wissen um die jüngste Kursschwäche bei den Aktien der Briten – um einiges besser gefahren. Wie im wahren Leben, so auch an der Börse: Rückblickend ist man stets schlauer...
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2 Kommentare
"Interessant ist übrigens, dass es die Credit Suisse war, welche das Unternehmen im Oktober vor zwei Jahren einst gemeinsam mit Goldman Sachs an die Börse brachte. Alles bloss ein Zufall...?"
Ja, da "wundere" ich mich mit Dir zusammen, lieber Insider...
Ist ja logisch. Es wundert mich wenn sich da noch wer wundert. Vorbei sind die Zeiten mit den diversen "Ringbanken". Da ist doch die UBS der Marketmaker.