In einer Studie zum europäischen Luxusgütersektor berichten die für die Berenberg Bank tätigen Verfasser erstmals von einer Markenmüdigkeit seitens der Konsumenten. Anhaltspunkte dafür gebe es gerade bei den bekanntesten und gängigsten Marken wie Louis Vuitton oder Cartier.
Parallel dazu machen die Experten in diesem Segment einen erhöhten Investitionsbedarf aus, weshalb sie bei den Luxusgüterherstellern in Zukunft mit Druck auf die Rendite auf dem investierten Kapital rechnen.
Bei der Berenberg Bank setzt man deshalb auf Aktien von Unternehmen mit Raum für nicht zu Lasten der Rentabilität gehenden Marktanteilsgewinnen, einer hohen Innovationskraft, einem vertikal integrierten Geschäftsmodell und Preisgestaltungsmacht. Dazu zählen die Experten unter anderem die mit einem Kursziel von 625 Franken zum Kauf empfohlenen Papiere der Swatch Group. Von den Aktien grosser Luxusgüterkonglomerate wie Richemont wird der Anlagekundschaft hingegen für die nächsten 12 bis 18 Monate abgeraten. Letztere werden denn auch nur mit «Hold» und einem Kursziel von 72 Franken eingestuft.
Die jüngsten Rückmeldungen aus China vom dortigen Neujahrsgeschäft fallen überraschend ermutigend aus. Gemäss dem chinesischen Handelsministerium lagen die während der Festtage erzielten Detailhandelsumsätze bei umgerechnet 85 Milliarden Dollar und damit um 14,7 Prozent über dem Vorjahr. Dass die Schmuckverkäufe sogar um 38 Prozent zulegen konnten, spricht meines Erachtens eher für die Aktien von Richemont als für jene der Swatch Group.
Sollten sich die Anhaltspunkte für eine Markenmüdigkeit, wenn nicht gar -verdrossenheit über die kommenden Monate häufen, wären dies mit ziemlicher Sicherheit keine guten Neuigkeiten für die beiden Westschweizer Luxusgüterhersteller. Obschon ich mir sehr wohl bewusst bin, dass ich bei den Aktien von Richemont und Swatch Group in der jüngeren Vergangenheit völlig daneben lag, bleibe ich bei meiner vorsichtigen Haltung. Was mich allerdings freut ist, dass die Namenaktien der Swatch Group damit begonnen haben, ihren Bewertungsabschlag gegenüber den Inhaberaktien zu verringern. Auf den hohen Bewertungsabschlag habe ich an dieser Stelle schon vor Monaten hingewiesen.
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Die Namenaktien von Swisscom steigen am frühen Dienstagnachmittag auf neue Jahreshöchststände. Darf man Berichten aus dem Berufshandel Glauben schenken, dann treten vermehrt ausländische Marktteilnehmer als Käufer in Erscheinung.
Vermutlich stehen die aus dem Ausland eintreffenden Kaufaufträge im Zusammenhang mit der Unternehmensstudie aus dem Hause Macquarie. Darin stuft der Verfasser die Papiere des einstigen Monopolunternehmens um zwei Stufen von «Underperform» auf «Outperform» hoch. Nach einer Aufwärtsrevision seiner Gewinnschätzungen für die kommenden zwei Jahre um 3 bis 6 Prozent beziffert der Experte das Kursziel neu auf 450 (345) Franken.
Er habe im Vorfeld der Jahresergebnispräsentation mit enttäuschenden firmeneigenen Prognosen für das laufende Geschäftsjahr und einer nur gehaltenen Dividende gerechnet, so begründet der Experte seine bisherige Zurückhaltung. Nach der Ergebnisveröffentlichung seien dem Markt nun beide Faktoren bekannt. Der Experte hält die Aktien von Swisscom im europäischen Vergleich zunehmend für attraktiv. Darüber hinaus geht er ab dem kommenden Jahr von einer kontinuierlichen Erhöhung der Dividende aus.
Insbesondere mit seinen Prognosen für die zukünftige Dividendenentrichtung hebt sich der für Macquarie tätige Experte von seinen Berufskollegen ab. Allerdings lässt sich vom neuen Kursziel der Australier ein Aufwärtspotenzial von weniger als 10 Prozent für die Aktien ableiten. Die Papiere eigenen sich daher vor allem für an hohen Ausschüttungen interessierte Anlegerinnen und Anleger.
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Die Namenaktien von Clariant setzen ihre Aufholjagd auf den Gesamtmarkt fort. Nachdem sich die Papiere des Basler Spezialitätenchemieherstellers während nahezu zweier Jahre schlechter als der SMI entwickelt haben, versuchen sie seit Ende November Boden gutzumachen.
Auf den ersten Blick wusste das am vergangenen Donnerstag veröffentlichte Jahresergebnis zu überzeugen. Sowohl beim um Restrukturierungskosten bereinigten EBITDA als auch beim EBIT wurden die jeweiligen Konsensschätzungen klar übertroffen. Sonderfaktoren blähten das Ergebnis im Schlussquartal allerdings um rund 50 Millionen Franken auf. Und auch die Entwicklung auf Stufe Free Cash Flow liess zu wünschen übrig.
Der Ende Dezember bekanntgegebene Verkauf der Bereiche Textile Chemicals, Paper Specialities und Emulsions für umgerechnet etwas mehr als 500 Millionen Franken führte bei den Aktien von Clariant seither für eine Neubeurteilung und -bewertung durch den Markt. Grundsätzlich bleiben die Basler den Beweis jedoch noch schuldig, dass sie mit der Bereinigung des Firmenportfolios auch wirklich Aktionärswerte schaffen können.
Zum Jahreswechsel verfügte Clariant über Barmittel im Umfang von 1,7 Milliarden Franken. Der für BNP Paribas tätige Experte rechnet damit, dass dem Unternehmen im weiteren Jahresverlauf durch Spartenverkäufe weitere 500 Millionen Franken zufliessen werden.
Ob Aktionärswerte geschaffen werden können, hängt meines Erachtens von der Verwendung dieser Barmittel ab. In erster Linie dürfte Fremdkapital zurückbezahlt werden. Ob sich der Markt damit zufrieden geben wird, wage zumindest ich zu bezweifeln.