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Ende April gab sich der norwegische Staatsfonds bei Logitech als neuer Grossaktionär zu erkennen. Wie bei den meisten ihrer anderen Schweizer Firmenbeteiligungen auch, hoffen die Skandinavier auf eine rasche und zuverlässige Umsetzung der in der Vergangenheit angekündigten Restrukturierungsmassnahmen.
Doch beim Westschweizer Hersteller von Peripheriegeräten scheint sich der norwegische Staatsfonds die Zähne auszubeissen, krebsen die Firmenverantwortlichen doch immer mehr von ihren Plänen zurück.
Ursprünglich wollte man sich am neuen Hauptsitz in Lausanne sowohl vom Geschäft mit Fernbedienungen als auch von jenem mit Peripheriegeräten für Spielkonsolen sowie von der digitalen Videoüberwachung trennen. Und auch die den Erwartungen einiges schuldig gebliebene US-Tochter LifeSize stand zur Disposition. Doch seit Ende April gilt LifeSize wieder als ein zukünftiges Geschäftsfeld von Logitech. Und seit gestern wissen wir, dass auch das Geschäft mit Fernbedienungen nicht mehr zum Verkauf steht.
In einer Pressemitteilung orientierte Logitech über eine Ausdehnung des Produktangebots im Geschäft mit Fernbedienungen auf das Smartphone. Ganz nebenbei liess man die Öffentlichkeit wissen, dass der Geschäftszweig nicht mehr verkauft werden soll. Zu gut habe sich der Absatz seit der Einführung neuer Produkte im April entwickelt.
Der für Helvea tätige Experte trifft den Nagel in einem Kommentar auf den Kopf: Er vermutet schlicht und einfach, dass es den Westschweizern nicht gelungen ist, einen Käufer für das Geschäft mit Fernbedienungen zu finden. Nachdem das Unternehmen nun schon zum zweiten Mal Pläne über den Haufen geworfen habe, werde eine über die Dividende hinaus gehende Kapitalrückführung an die Aktionäre immer unwahrscheinlicher.
Ich habe die Firmenverantwortlichen von Logitech in den letzten Monaten wiederholt in Schutz genommen. Mit solchen Mätzchen wie dem gestrigen stellt der Verwaltungsrat um Guerrino de Luca nach all den Ergebnisenttäuschungen und Gewinnwarnungen der letzten Jahre allerdings den letzten Funken Glaubwürdigkeit aufs Spiel.
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Die Inhaberaktien von Richemont hatten gestern gleich in zweifacher Hinsicht einen schweren Stand: Zum einen fiel der von HSBC erhobene Einkaufsmanager-Index für China im vergangenen Monat stärker als erwartet. Mit einem Stand von 48,3 Punkten signalisiert der Frühindikator eine wirtschaftliche Kontraktion. Zum anderen blieben die Schweizer Uhrenexporte im Monat Mai hinter den Erwartungen zurück. Die Exporte in die Schlüsselmärkte China und Hongkong verzeichneten gegenüber dem Vorjahr sogar einen prozentual zweistelligen Rückgang.
Dem für Merrill Lynch tätigen Experten dürfte der jüngste Kurseinbruch gerade gelegen kommen. Denn in einem Kommentar schreibt er, dass der Juni nicht nur für die europäischen Luxusgüteraktien sondern auch für jene von Richemont zu den schwächsten Monaten des ganzen Jahres gehöre. In den vergangenen Jahren hätten die Papiere des Westschweizer Unternehmens im Juni durchschnittlich 6 Prozent an Wert verloren. Der Folgemonat sei hingegen der mit Abstand beste des ganzen Jahres, denn im Juli hätten die Aktien diesen Rückgang mehr als wettgemacht.
Der Experte hält deshalb sowohl an seiner Kaufempfehlung als auch am Kursziel von 100 Franken fest, und rät der eigenen Anlagekundschaft im Hinblick auf den Mitte September zu erwartenden Zwischenbericht zum Einstieg. In Bezug auf die enttäuschenden Schweizer Uhrenexporte zeigt man sich bei Merrill Lynch wenig besorgt. Im vergangenen Jahr seien die Exporte in den Monaten Mai und Juni stark gestiegen und die Vergleichsbasis damit ambitiös hoch. Ab Juli werde die Vergleichsbasis aus dem Vorjahr dann allerdings wieder einfacher.
Regelmässige Leserinnen und Leser wissen, dass auch ich in meiner Kolumne gerne auf saisonale Aspekte Bezug nehme. Doch aus eigener Erfahrung weiss ich: Manchmal bestätigt auch die Ausnahme die Regel.
Ich möchte an dieser Stelle zu bedenken geben, dass sich der Börsenwert von Richemont in den vergangenen fünf Jahren mehr als versechsfacht hat. Dies sicherlich nicht ohne Grund, wenn man das atemberaubende Umsatz- und Gewinnwachstum der letzten Jahre betrachtet. Doch spätestens nach den schmerzhaften Korrekturen bei einstigen Börsenlieblingen wie AMS oder Apple wissen wir alle, dass auch Aktien wie die des Westschweizer Traditionsunternehmens keine Einbahnstrasse nach oben sind.