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In meiner gestrigen Kolumne berichtete ich über eine Studie von Barclays Capital zum europäischen Technologiesektor. Darin sah sich der Verfasser dazu gezwungen, seine negative Haltung für die Namenaktien von Logitech zu überdenken. Der Experte erhöhte nicht nur das Anlageurteil von «Underweight» auf «Equal weight», er verdoppelt auch das Kursziel auf 13 (6,80) Franken.

Die Hochstufung ist bezeichnend und zeigt, wie sehr die Baissiers beim Westschweizer Peripheriegerätehersteller mittlerweile mit dem Rücken zur Wand stehen. Kein Wunder, haben die Papiere doch alleine in den letzten drei Monaten um über 50 Prozent an Wert gewonnen.

Und darf man einem Kommentar aus dem Berufshandel der MainFirst Bank Glauben schenken, dann ist die Kapitulation der Baissiers weit fortgeschritten. Die Baisseengagements seien zuletzt auf gerademal 4 Prozent aller ausstehenden Aktien geschmolzen. In der Spitze seien sogar Engagements im Umfang von knapp 29 Prozent offen gewesen, so der Verfasser des Kommentars weiter.

Ich selber kann mich zumindest an Baisseengagements zwischen 16 und 19 Prozent aller ausstehenden Aktien erinnern. Wie dem auch immer sei: Fakt ist, dass das Lager der Baissiers seine Haltung über die letzten Wochen grundlegend überdenken musste.

Nun ist Logitech an der Reihe. Nach zwei Ergebnisüberraschungen in Folge muss der in Ungnade gefallene Börsenliebling Ende Monat einen soliden Quartalsausweis vorlegen. Denn am Markt hat man sich auf nicht weniger als ein überzeugendes Weihnachtsgeschäft eingeschworen. Das Unternehmen muss nun unter Beweis stellen, dass die vorangegangenen Ergebnisüberraschungen keine einmalige Angelegenheit waren und wird dabei auf eine harte Probe gestellt.

Und auch wenn ich bei Logitech weiterhin an einen erfolgreichen Turnaround glaube, so schadet es nicht, ab und an mal einen aufgelaufenen Gewinn einzustreichen. Zumindest das Lager der Baissiers fällt in Zukunft wohl als Käufer dieser Aktien weg.

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Es wurde in den letzten Wochen viel über den amerikanischen Aktienmarkt geschrieben. Möglicherweise auch deshalb, weil die dortigen Aktienindizes ungewöhnlich nüchtern ins neue Jahr starten mussten.

Geht es nach den Charttechnikexperten der UBS Investment Bank, dann nimmt der amerikanische Aktienmarkt die Rekordjagd noch einmal auf. In einem mir zugespielten Kommentar geben sie allerdings unmissverständlich zu verstehen, dass sich die Hausse in einem fortgeschrittenen Stadium befindet.

So sei der breit gefasste S&P-500-Index in der Zeit seit März 2009 nie um mehr als 20 Prozent eingebrochen. Die in den letzten Jahren beobachtete Hausse suche ihresgleichen, so die Verfasser des Kommentars. Den Experten zufolge muss man um mehr als hundert Jahre zurückgehen, um auf einen vergleichbaren Anstieg zu stossen. Selbst in einem von den Zentralbanken bestimmten Umfeld werde die Hausse früher oder später zu Ende gehen.

Der für gewöhnlich sieben Jahre dauernde Zyklus spreche genauso wie der sogenannte «Präsidentschafts-Zyklus» für eine Korrektur im Laufe dieses Jahres. Die Experten sehen eine Wahrscheinlichkeit von 72 Prozent, dass der S&P-500-Index noch in diesem Jahr um mehr als 20 Prozent fällt. Bis dahin könne das Börsenbarometer bis in den Sommer hinein allerdings noch in die Region von 1920 bis 1970 Punkten vorstossen, so heisst es. Bei diesen Prognosen stützen sich die Experten auf die «Elliott-Wave-Theorie» ab.

Eines habe ich in meiner bisherigen Laufbahn gelernt: Trends dauern für gewöhnlich länger als allgemein gedacht. Und möglicherweise gibt die Charttechnik auch dieses Mal wieder konkrete Anhaltspunkte in Form einer klassischen Trendumkehr-Formation. Ich für meinen Teil bleibe jedenfalls wachsam, was die Hausse am amerikanischen Aktienmarkt anbetrifft.

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Jahrelang war Nestlé in der europäischen Nahrungsmittelindustrie das Mass aller Dinge. Trotz seiner Grösse stellte der Westschweizer Primus die Rivalen beim organischen Wachstum regelmässig in den Schatten.

Im Ausblick auf die kommenden 12 Monate lässt der für Nomura tätige Verfasser allerdings weder ein gutes Haar am europäischen Nahrungsmittelsektor, noch an Nestlé. Der Sektor wird weiterhin mit «Bearish» und die Aktien der Westschweizer mit «Reduce» eingestuft. Nach einer Abwärtsrevision der diesjährigen Gewinnschätzungen lautet das Kursziel neu gerademal 55 (59) Franken.

Die Bewertung europäischer Nahrungsmittelaktien liege beim 18,5-fachen diesjährigen Gewinn und liege damit auf dem höchsten Stand seit mehr als zehn Jahren, so der Experte. Und das, obschon er die Gewinnschätzungen um durchschnittlich 4 Prozent zu hoch erachtet.

Auch für die Aktien von Nestlé findet der Experte keine guten Worte. Er sehe keine Faktoren, welche für eine organische Wachstumsbeschleunigung sprächen, so lässt der Experte durchblicken. Mit seiner Prognose eines organischen Umsatzwachstums von 4,6 Prozent liegt er nicht nur hinter jenen seiner Berufskollegen zurück, sondern auch unter der von Nestlé definierten Zielbandbreite von 5 bis 6 Prozent.

Ich gebe offen zu: Die Bewertung von Nestlé ist nicht ohne. Das Geschäftsmodell, der Leistungsausweis der Firmenverantwortlichen und die Bilanz allerdings auch nicht. Aufwärtspotenzial verspreche ich mir von einer Wiederaufnahme des Aktienrückkaufprogramms und einer konsequenten Bereinigung des Firmenportfolios. Und wer weiss, vielleicht trennen sich die Westschweizer wider anders lautenden Erwartungen ja doch noch von ihrer L'Oréal-Beteiligung.