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Manchmal dauert der Abstieg vom gefeierten Börsenliebling zum Prügelknaben nur wenige Wochen. Dass das auch in die andere Richtung möglich ist, beweist Logitech.

Noch bis vor zwei Jahren musste sich der Westschweizer Peripheriegerätehersteller den Vorwurf gefallen lassen, an Innovationskraft verloren zu haben. Der Grund: Das Unternehmen hatte es verschlafen, in den schon damals rasch wachsenden Markt für Peripheriegeräte für Tablet-PCs und Smartphones vorzustossen.

Stummer Zeuge war der Börsenwert von Logitech. Dieser fiel vorübergehend auf unter eine Milliarde Franken. Seither hat sich das Unternehmen diesem hausgemachten Problem proaktiv angenommen und seine Hausaufgaben gemacht. Mit Erfolg: Zwischen Spätsommer 2013 und März 2014 erfuhr der Aktienkurs knapp eine Verdreifachung.

Doch obschon sich seither ein solides Quartalsergebnis ans nächste reiht, kommen die Valoren des Peripheriegeräteherstellers einfach nicht vom Fleck. Rund um den diesjährigen Investorentag vom letzten Mittwoch spielten sich zeitweise sogar dramatische Szenen ab.

Zwar hielt das Unternehmen an den Zielsetzungen für das noch knapp zwei Wochen laufende Geschäftsjahr 2014/15 fest. Bei einem Umsatz von 2,11 Milliarden Dollar wird ein operativer Gewinn (EBIT) von 185 Millionen Franken angestrebt. Allerdings sah man sich aufgrund ungünstiger Verschiebungen im Währungsgefüge zu einer Reduktion der nächstjährigen Umsatz- und Gewinnziele gezwungen. Neu wird den Aktionären ein operativer Gewinn von 150 (185) Millionen Dollar in Aussicht gestellt.

Selbst die Verdoppelung der Jahresdividende auf umgerechnet 0,52 (0,26) Franken je Aktie und die Bekenntnis zu einer auch über die kommenden Jahre grosszügigen Kapitalrückführung an die Aktionäre reichte am Mittwoch nicht aus, um einen Kursrutsch zu verhindern.

Zusätzliches Öl ins Feuer goss J.P. Morgan mit einer Unternehmensstudie. Darin stufte die mächtige amerikanische Grossbank die Aktien von Logitech von "Neutral" auf "Underweight" zurück, was einer Verkaufsempfehlung gleichzusetzen ist. Darüber hinaus strich der zuständige Experte das Kursziel auf 13 (15) Dollar zusammen.

Zum einen stösst sich der Studienverfasser an der stärker als befürchteten Reduktion der nächstjährigen Zielsetzungen und zum anderen kritisiert er, dass die Entscheidungsträger keinen konkreten Plan für eine langfristige Rückkehr auf den Wachstumspfad vorgelegt hätten.

Sowieso sei das Unternehmen auf Basis der neuen Umsatz- und Gewinnschätzungen fair bewertet, was im weiteren Jahresverlauf für eine im Vergleich zum Gesamtsektor unterdurchschnittliche Entwicklung spreche. Allerdings rät der Experte ganz klar von Wetten auf tiefere Kurse ab. Denn dank der soliden Bilanz und der starken Barmittelgenerierung sei es Logitech möglich, mittels Aktienrückkäufen und Dividenden Aktionärswerte zu schaffen.

Die Probleme der Westschweizer mit dem gegenüber dem Euro sackstarken Dollar ist nicht neu. Deshalb war schon vor dem Investorentag auf eine Reduktion der nächstjährigen Zielsetzungen spekuliert worden. Ähnliches gilt jedoch auch für die Verdoppelung der Ausschüttung. Aufgrund der attraktiv hohen Dividendenrendite von gut 4 Prozent und in Erwartung einer Wiederaufnahme des Aktienrückkaufprogramms sind die Aktien von Logitech meines Erachtens ein Kauf und kein Verkauf. Selbst die Bewertung ist kein Argument, das Handtuch zu werfen, errechnet sich unter Ausklammerung der umfangreichen Nettobarmittel doch ein überaus vernünftiges Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11.

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Seinen Einstieg bei der AFG Group hatte sich Michael Pieper vermutlich anders vorgestellt: Nur wenige Wochen, nachdem der erfolgsverwöhnte Industrielle dem bisherigen Grossaktionär Edgar Oehler und dessen Frau die verbleibenden Aktien abgeluchst hatte, sah sich das Unternehmen überraschend zu einer Gewinnwarnung gezwungen.

Insbesondere in Analystenkreisen warf die Warnung hohe Wellen. Von den zwei für die AFG Group und ihre Valoren positiv gestimmten Banken warf Helvea das Handtuch. Nicht so die UBS, welche beim 12-Monats-Kursziel zwar auf 21 (22) Franken zurückkrebste, im gleichen Atemzug aber die Kaufempfehlung bekräftigte.

Für Irritation sorgt im Berufshandel nun eine aktuelle Offenlegungsmeldung. Dieser Meldung lässt sich entnehmen, dass das UBS Fund Management die Beteiligung unter den Schwellenwert von 3 Prozent reduziert hat.

Die Kritik aus dem Handel lautet wie folgt: Auf der einen Seite rät die grössere der beiden Schweizer Grossbanken ihren Anlagekunden zum Kauf der Aktien, auf der anderen Seite reduziert ihre Fondsgesellschaft ihre Titelbestände bei ein und demselben Unternehmen.

Solche Beobachtungen kommen immer mal wieder vor und beschränken sich nicht nur auf die UBS. Erklären lassen sich diese mit den Unterschieden zwischen Buy- und Sell-Side-Research von Banken. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt.

 

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