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An den Aktienmärkten wird der Zukunft eines Unternehmens oft ein grösseres Gewicht beigemessen, als den harten Fakten. Wächst die Lücke zwischen Realität und Fiktion allerdings ins Unerträgliche oder halten die Firmenverantwortlichen ihre Versprechen wiederholt nicht ein, droht der betroffenen Aktie Ungemach.

Bei uns sind solche Unternehmen glücklicherweise eher dünn gesät. Darf man einem Kommentar aus dem Hause Barclays Capital Glauben schenken, dann handelt es sich bei Sulzer seit wenigen Tagen um eine dieser Firmen.

Zwar anerkennt der Verfasser darin die solide Geschäftsentwicklung während der zweiten Hälfte des letzten Jahres. Unter Ausklammerung ausserordentlicher Wertberichtigungen auf dem Wasserpumpengeschäft seien die Markterwartungen klar übertroffen worden. Der Ausblick für das laufende Jahr sei allerdings überraschend lustlos formuliert.

Klare Worte findet der Experte auch, was die am vergangenen Donnerstag kommunizierten Mittelfristziele angeht. Der in Winterthur beheimatete Industriekonzern verfüge zweifelsohne über Restrukturierungspotenzial. Dennoch sei die angestrebte Verbesserung der operativen Marge von 10 auf 14 bis 16 Prozent bis in drei Jahren schlichtweg nicht machbar.

Den neuen Zielsetzungen liege keine signifikante Umsatzerosion zugrunde. Und das obschon das Unternehmen mehr als die Hälfte des Jahresumsatzes mit Kunden aus der Öl- und Gasindustrie erziele. Aufgrund des Ölpreiszerfalls sitze bei diesen Kunden das Geld in Zukunft nicht mehr so locker. Spätestens ab dem kommenden Jahr sei mit einer signifikanten Verschlechterung der Nachfrage zu rechnen.

In Anbetracht der ambitiös hohen Mittelfristziele sei sogar die Frage gestattet, ob man bei Sulzer nicht unter Realitätsverlust leide, so der Experte weiter.

Die Aktien werden bei Barclays Capital deshalb weiterhin mit "Equal-weight" und einem Kursziel von 98 Franken eingestuft. Nachdem die Papiere alleine in den vergangenen vier Handelstagen um 12 Prozent zulegen konnten, leitet sich davon ein rechnerisches Abwärtspotenzial von knapp 18 Prozent ab.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich über die letzten Jahre immer mal wieder eine Lanze für die Aktien von Sulzer gebrochen habe. Ich wurde erst vorsichtig, als im letzten Sommer erhebliche Zweifel am Turnaround aufkamen und von internem Widerstand gegen die neue Organisationsstruktur zu hören war.

Seither hat sich der Ölpreis nahezu halbiert. Wie der jüngste Zahlenkranz eindrucksvoll beweist, hat die Investitionsbereitschaft in der zweiten Hälfte vergangenen Jahres noch nicht darunter gelitten. Wenn ich aber sehe, wie führende Unternehmen aus der Öl- und Gasindustrie ihre Investitionspläne reihenweise zusammenstreichen, ahne ich nichts Gutes.

Nach der jüngsten Kurserholung sind die Aktien von Sulzer alles andere als günstig. Das ist für eine Turnaround-Situation wie die vorliegende nicht ungewöhnlich. In Anbetracht des latent vorhandenen Enttäuschungspotenzials rund um die ambitiösen Mittelfristziele und des schwachen Leistungsausweises bei Firmenübernahmen, drängt sich ein Einstieg dennoch nicht auf. Und selbst mit einem umfassenden Aktienrückkaufprogramm liessen sich zwar Aktionärswerte schaffen, die Probleme im operativen Geschäft jedoch nicht über Nacht lösen.

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Eigentlich können sich die Aktionäre der Zurich Insurance Group nicht beklagen. Die im April entrichtete Dividende miteingerechnet konnten sie sich in den vergangenen 12 Monaten über ein Kursplus von rund 30 Prozent freuen.

Und wie sagt man doch so schön: Nach der Dividende ist vor der Dividende. Schon in wenigen Wochen wird wieder der alljährliche Geldregen auf die Aktionäre niederprasseln.

Mit der jüngsten Ergebnisveröffentlichung fällt der in Zürich beheimatete Versicherungskonzern jedoch in altes Fahrwasser zurück, blieb der um Sonderfaktoren bereinigte Reingewinn im Schlussquartal doch weit hinter den Markterwartungen zurück.

In einem Kommentar bezeichnet der für Bernstein Research tätige Verfasser den Zahlenkranz lakonisch als enttäuschend. Trotz bescheidenen Schadensforderungen habe sich die operative Eigenkapitalrendite überraschend vom firmeneigenen Zielband von 12 bis 14 Prozent nach unten entfernt.

Für den Experten steht fest, dass den Aktien nach dem Dividendenabgang vom April eine etwas längere Durststrecke bevorsteht. Seine Gewinnschätzungen für die Jahre 2015 und 2016 liegen um durchschnittlich 17 Prozent unter den jeweiligen Konsensschätzungen, vom 245 Franken lautenden Kursziel lässt sich sogar ein Abwärtspotenzial von 20 Prozent ableiten. Dieser Umstand spiegelt sich auch in der "Underperform" lautenden Verkaufsempfehlung wider.
 

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