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Tito Tettamanti gilt als einer der letzten grossen Schweizer Financiers. Und das obschon es in den letzten Jahren ruhig um den mittlerweile 85-jährigen Tessiner geworden ist.
Nun meldet er sich beim Berner Telekommunikationsunternehmen Ascom zurück. Wie einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX entnommen werden kann, hat sich seine Beteiligungsgesellschaft Sterling Strategic Value wieder mit 3,06 Prozent beim Berner Telekommunikationsunternehmen Ascom eingekauft.
Über die Motive für diese Beteiligungsnahme lässt sich vorerst nur spekulieren, auch wenn diese mehr oder weniger auf der Hand liegen: In einem Kommentar aus dem Aktienhandel der MainFirst Bank äussert der Autor die Vermutung, dass Tettamanti eine Abspaltung des Bereichs Network Testing wenn nicht gar eine Unternehmensaufspaltung anstreben könnte.
Der Experte verweist auf die bankeigenen Schätzungen eines Gewinns von 1,50 Franken je Aktie für das kommende Jahr. Davon abgeleitet schliesst er einen Kursanstieg auf über 20 Franken nicht aus. Offiziell werden die Valoren von Ascom bei der MainFirst Bank mit "Outperform" und einem Kursziel von 18 Franken zum Kauf empfohlen und zu den Favoriten unter den kleinen Unternehmen gezählt.
Wenn ein bekannter Financier wie Tito Tettamanti bei einem Unternehmen wie Ascom in der Nähe der Jahreshöchstkurse zukauft, wird er seine guten Gründe haben. Ich schliesse jedenfalls nicht aus, dass der neue Grossaktionär seine Beteiligung weiter ausbauen und bei Ascom schon bald wieder aktiv Einfluss nehmen wird. Für Fantasie ist aus Sicht der Publikumsaktionäre jedenfalls gesorgt.
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Noch immer buhlt Monsanto um die Gunst von Syngenta. Bislang vergeblich, zeigte man dem amerikanischen Rivalen beim Basler Agrarchemiehersteller doch die kalte Schulter. Nun könnte die Geschichte rund um die Braut, die sich ziert, eine ganz neue Wendung nehmen. Gestern Nachmittag wurden nämlich erneut Spekulationen wach, wonach der finanzkräftige deutsche Chemiekonzern BASF an einer Gegenofferte arbeite. Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte - das wussten schon unsere Väter und Grossväter.
Die Spekulationen um eine Gegenofferte seitens von BASF sind nicht neu, trafen solche doch schon vor wenigen Wochen aus London ein. Damals wie heute heisst es, der deutsche Chemiekonzern habe sich von einem Bankenkonsortium rund um die Citigroup eine Brückenfinanzierung geben lassen.
In Branchenkreisen wird eine solche Gegenofferte aufgrund gewaltiger wettbewerbsrechtlicher Hürden allerdings noch immer als sehr unwahrscheinlich erachtet. Gerade BASF müsste es ja eigentlich besser wissen, gilt das Bundeskartellamt doch als die strengste Regulierungsbehörde der Welt. Ausserdem würde eine Übernahme von Syngenta eine Kapitalerhöhung voraussetzen, und die letzte solche liegt in der Firmengeschichte von BASF Jahrzehnte zurück.
Wie dem auch immer sei: Monsanto beisst bei Syngenta weiterhin auf Granit. Erst vergangene Woche begaben sich Firmenchef Mike Mack und sein Finanzvorstand John Ramsay auf eine mehrtägige Road-Show, um einmal mehr Stimmung gegen die Pläne der Amerikaner zu machen.
Das nicht ohne Grund, brodelt es im Aktionariat von Syngenta doch ganz schön. Zumindest lässt dies eine Umfrage von Bernstein Research bei 100 zufällig ausgewählten Grossinvestoren vermuten. Bei 64 handelt es sich um Aktionäre des Basler Agrarchemieherstellers, bei 20 weiteren zumindest um frühere Aktionäre.
Wie sich dem mir zugespielten Ergebnis der Umfrage entnehmen lässt, sind 92 Prozent der Befragten für Verhandlungen mit dem Rivalen Monsanto. 5 Prozent würden eine strategische Neuausrichtung befürworten und gerade mal 3 Prozent am Status Quo festhalten.
Interessant ist auch, dass ein auf 473 Franken je Aktie nachgebessertes Angebot angenommen würde. Auf die bislang gebotenen 449 Franken müssten die Amerikaner läppische 5 Prozent draufpacken.
Auch sonst sollten die Umfrageergebnisse den Verwaltungsrat von Syngenta nachdenklich stimmen. Drei von vier der Befragten halten die bis Ende 2018 definierten Zielsetzungen für den operativen Gewinn (EBITDA) als eher unrealistisch oder gar nicht realistisch.
Die Grossinvestoren fordern einen stärkeren Kostenfokus, eine Abspaltung des Saatgutgeschäfts, eine höhere Kapitalrückführung an die Aktionäre sowie einen Wechsel an der Konzernspitze, sollte sich das Unternehmen für einen Alleingang entscheiden. Zufriedene Aktionäre äussern sich anders...
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