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Als Roche kürzlich zum «Pharma Day» nach London lud, wollte der Funke nicht so recht auf die Börse überspringen. Die Genussscheine des Pharma- und Diagnostikherstellers aus Basel gingen an diesem Tag sogar mit einem leichten Minus aus dem Handel.
Dennoch scheint die Charmeoffensive von Firmenchef Thomas Schinecker und seinen Geschäftsleitungskollegen still und leise Früchte zu tragen. Neusten Erhebungen der New York Stock Exchange (NYSE) zufolge liefen zuletzt noch Wetten im Umfang von 2,6 Millionen der dort gehandelten American Deposit Receipts (ADRs) gegen Roche.
Das sind zwei Drittel weniger als noch Ende Juli, was dem tiefsten Stand seit mehr als zweieinhalb Jahren entspricht. Mit anderen Worten: Nicht wenige Leerverkäufer haben sich von ihren Wetten verabschiedet.
Wie es sich bei den Valoren diesseits des Atlantiks verhält, ist nicht bekannt. Anders als die Börsenbetreiberin in New York hält es unsere SIX Swiss Exchange nicht für notwendig, öffentlich zugängliche Statistiken zu diesem Thema zu führen. In die Lücke springen Beratungsfirmen mit kostenpflichtigen Angeboten. Letztere sind gut situierten Marktakteuren vorbehalten.
Kursentwicklung der Bons von Roche im mehrjährigen Vergleich (Quelle: www.cash.ch)
Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne dürften mir nun entgegnen, dass in New York selbst zu Spitzenzeiten nie wirklich üppige Wetten gegen Roche liefen. Dem widerspreche ich nicht. Allerdings ist jener Umstand der schlechten Handelbarkeit der dortigen Stücke geschuldet. Auch die Leerverkäufer dürften sich deshalb bei ihren Spekulationen auf die hierzulande gehandelten Valoren konzentrieren.
Signalwirkung haben die NYSE-Erhebungen allemal, darf doch vermutet werden, dass die Aktivitäten der dortigen Leerverkäufer den hier ansässigen stark ähneln.
Wertvolle Erkenntnisse erhoffe ich mir bei Roche von den Neunmonatsumsatzzahlen. Diese stehen nächsten Mittwoch zur Veröffentlichung an. Dass an diesem Tag auch diesjährigen Finanzziele bestätigt werden, gilt in Börsenkreisen als sicher.
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Noch bis vor wenigen Wochen sah alles danach aus, als ob die Swiss Re ihr diesjähriges Gewinnziel übertreffen könnte. Zur Erinnerung: Der Rückversicherer strebt einen Reingewinn von mehr als 3,6 Milliarden Dollar an.
Allerdings werden immer öfter Zweifel an der Erreichbarkeit des diesjährigen Gewinnziels laut. Das mag den milliardenschweren Schäden im Zusammenhang mit dem Unwettertief «Milton» an der Südwestküste Floridas geschuldet sein – aber eben nicht nur.
Wie der für Keefe Bruyette & Woods tätige Analyst Darius Satkauskas schreibt, dürften die Kosten aus Naturkatastrophen das Budget auch schon im dritten Quartal überstrapaziert haben. Jene für das Unwettertief «Milton» werden dann erst im Schlussquartal verbucht.
Die Aktien von Swiss Re haben die Kursscharte rund um das Unwettertief Milton bereits wieder ausgewetzt (Quelle: www.cash.ch)
Folglich sieht der Analyst die Teppich-Etage von Swiss Re im Dilemma. Entweder der Rückversicherer stärkt wie ursprünglich angekündigt die Reserven, oder aber das diesjährige Gewinnziel wird verfehlt. Satkauskas selber geht für das dritte Quartal von einem Reingewinn in Höhe von 800 Millionen Dollar aus. Mit 3,5 Milliarden Dollar liegen seine Annahmen für das ganze Jahr klar unter dem firmeneigenen Gewinnziel.
Beides fliesst ins Bewertungsmodell mit ein und erklärt, weshalb die Aktien von Swiss Re bei Keefe Bruyette & Woods mit «Underperform» und einem Kursziel von gerade mal 85 Franken zum Verkauf empfohlen werden.
Einmal mehr zeigt sich, dass der Rückversicherer – wie seine ausländischen Rivalen übrigens auch – wortwörtlich den Launen der Natur ausgeliefert ist. Ob da ein offizielles Gewinnziel wirklich Sinn macht, bleibt eine offene Frage.
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1 Kommentar
Roche braucht endlich neue Produkte, neue Erfolge und eine effiziente Forschung. Wenn das eintrifft, dann ist der Charme des Chefs nur Nebensache.