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Qualität hat seinen Preis. Das gilt auch für die Namenaktien von Geberit. Noch nie zuvor mussten Anleger so tief für die Papiere des in Rapperswil beheimateten Sanitärtechnikkonzerns in die Tasche greifen wie in diesen Tagen.

Auf Basis der diesjährigen Konsensschätzungen errechnet sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von gut 28 sowie ein Verhältnis vom Unternehmenswert (EV) zum operativen Gewinn (EBITDA) von stolzen 18. Damit stellt Geberit alle anderen im Swiss Market Index (SMI) vertretenen Firmen in den Schatten.

Man könnte meinen, als die teuerste SMI-Aktie zu gelten sei eine eher zweifelhafte Ehre. Doch die hohe Bewertung ist auch ein Zeugnis für die herausragende Leistung der Entscheidungsträger im Verwaltungsrat und in der Geschäftsleitung.

Eine Meisterleistung der Kommunikation war das am Dienstag veröffentlichte Jahresergebnis. Den Umsatz gab Geberit schon Mitte Januar bekannt. Dieser riss niemanden vom Hocker. Im selben Wisch wurde die firmeneigene Zielbandbreite für den operativen Gewinn (EBITDA) angehoben, worauf die Aktien sogar mit Kursgewinnen reagierten. Am Dienstag nun legte das Unternehmen mit einem über dieser Zielbandbreite liegenden operativen Gewinn nach. Und wieder war ihm eine positive Resonanz der Marktakteure sicher.

Der vorsichtige Ausblick für das laufende Jahr lässt darauf schliessen, dass dieses Spiel von vorn beginnt und der Sanitärtechnikkonzern im ersten Moment absichtlich tiefstapelt.

Für Gesprächsstoff sorgt einmal mehr der für Goldman Sachs tätige Experte. Er führt die Aktien weiterhin auf der viel beachteten "Conviction Buy List" und hebt das 12-Monats-Kursziel auf Basis des letztjährigen Zahlenkranzes auf 400 (365) Franken an. Und das obschon sich die Papiere seit März 2009 im Kurs mehr als vervierfacht haben.

In Erwartung weiterer Marktanteilsgewinne sowie attraktiver Dividenden und Aktienrückkäufe hält der Experte die Gewinnerwartungen anderer Berufskollegen für das kommende Jahr für um 20 Prozent zu tief. Für ihn ist klar: Die Diskussion rund um die stolze Bewertung von Geberit ist übertrieben und völlig fehl am Platz.

Interessant ist der Leistungsausweis von Goldman Sachs beim hiesigen Börsenliebling. Im Juni vergangenen Jahres sprachen die Amerikaner für die bis dahin zum Verkauf empfohlenen Aktien von Geberit erstmals eine Kaufempfehlung aus. Mit 365 Franken lag das 12-Monats-Kursziel ursprünglich um gut 20 Prozent über dem damaligen Kurs.

Auf die "Conviction Buy List" wurden die Papiere erst Mitte Oktober gesetzt, als an den Aktienmärkten eine Ausverkaufswelle rund um den Globus rollte. Diese riss den Aktienkurs von Geberit innerhalb von zwei Wochen um über 10 Prozent in die Tiefe, was zeigt, dass auch Qualitätsaktien wie jene des Ostschweizer Sanitärtechnikkonzerns nicht völlig gegen Rückschläge immun sind.

Obschon die Bewertung von Geberit zuletzt auf neue Höchststände geklettert ist, laufen kaum Wetten gegen das Unternehmen. Schätzungen zufolge umfassen diese nur gerade 0,6 Prozent aller ausstehenden Aktien.

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Dem Genfer Bankensoftwarehersteller Temenos hallt schon seit Jahren der Ruf einer Spezialität nach, sind die Softwareunternehmen am Schweizer Aktienmarkt doch dünn gesät. Nicht zuletzt angelsächsische Marktakteure nutzen die Papiere aufgrund ihrer starken Kursausschläge gerne als Spielball.

Langfristig orientierte Anleger dürften sich hingegen schon mehrfach die Finger verbrannt haben. Denn Temenos gehört zu den Unternehmen, welche gerne viel versprechen und diese Versprechen dann nur schwer einhalten können.

Dennoch gehört die Genfer Firma zu den Lieblingskindern der Aktienanalysten. Von 12 Experten empfehlen nur gerade zwei die Papiere zum Verkauf. Einer davon ist jener von Helvea.

In einem aktuellen Kommentar bekräftigt er sowohl die Verkaufsempfehlung als auch das optisch tiefe Kursziel von 22 Franken. Davon lässt sich ein rechnerisches Abwärtspotenzial von knapp 40 Prozent ableiten.

Zu meiner Überraschung zieht der Experte vom in diesen Tagen veröffentlichten Geschäftsbericht grundsätzlich positive Rückschlüsse. Die noch nicht fakturierten Leistungen seien im Jahresvergleich weniger geworden, so schreibt er. Allerdings seien die Delkredererückstellungen innerhalb von nur einem Jahr von 2 auf 3 Prozent des Jahresumsatzes und die noch nicht beglichenen Rechnungen um 2 Prozent gestiegen.

Daraus schliesst der Verfasser des Kommentars, dass die von Temenos ausgewiesenen Wachstumsraten im Vergleich mit anderen Mitbewerbern ein zu gutes Bild abgeben und eigentlich bereinigt werden müssten.

Das Problem mit der Zahlungsmoral ist nicht neu bei den Genfern, scheint für viele Analysten allerdings schon seit längerer Zeit kein Thema mehr zu sein. Das verrät auch ein Blick auf die Baisseengagements, sind derzeit doch nur Wetten im Umfang von rund 0,8 Prozent aller ausstehenden Aktien auf rückläufige Kurse ausstehend.

 

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