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Eigentlich gilt das Geschäft mit Zement ja als langweilig – und darüber hinaus erst noch als ziemlich energieintensiv. Dennoch mauserte sich Holcim unter Jan Jenisch zu einer Erfolgsgeschichte, welche bei uns in der Schweiz ihresgleichen sucht.
Der Weltmarktführer aus Zug übertraf in den letzten Jahren nicht nur die Erwartungen der Analysten, sondern auch die eigenen Finanzziele – und beides mit beeindruckender Regelmässigkeit. Folglich spielten die Aktien in dieser Zeit bei den Unternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) weit oben auf der Gewinnerliste mit.
Allerdings hat Dodge & Cox das Holcim-Paket zuletzt ausgedünnt. Das geht aus einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervor. Als Verkäufer zu erkennen geben muss sich der genauso bekannte wie erfolgreiche amerikanische Substanzinvestor, weil er erstmals seit dem Frühsommer letzten Jahres weniger als 3 Prozent am Weltmarktführer aus Zug hält.
Über die Beweggründe für die Beteiligungsreduktion lassen sich bestenfalls Mutmassungen anstellen. Womöglich verleitete die starke Aktienkursentwicklung die Amerikaner dazu, Kasse zu machen. Auch die Geschäftsentwicklung könnte ausschlaggebend gewesen sein, übertraf Holcim die Analystenerwartungen in den vergangenen Quartalen doch nicht mehr ganz so deutlich wie in den Jahren zuvor.
Höhenflug der Holcim-Aktien über die letzten Jahre (Quelle: www.cash.ch)
Dodge & Cox zählt schon seit einer gefühlten Ewigkeit zu den bedeutendsten Aktionären des Baumaterialherstellers. Erstmals gaben sich die Amerikaner im Sommer 2015 mit einem Stimmenanteil von 3,4 Prozent als solche zu erkennen. Im Frühling 2017 reduzierten sie ihre Beteiligung auf unter 3 Prozent und verschwanden ab dann vom Radarschirm der Öffentlichkeit. Erst im November 2021 tauchte der Substanzinvestor dann wieder auf dem Radarschirm auf. Mit anderen Worten: Die Amerikaner sind für eine aktive Bewirtschaftung ihrer Beteiligungen bekannt.
Interessant erscheint mir, dass die Beteiligungsreduktion mit zwei Titelverkäufen aus dem Verwaltungsrat von Holcim einhergeht – wobei es sich hierbei vermutlich um einen blossen Zufall handelt. Wie der SIX Swiss Exchange gemeldet wurde, haben sich zwei Verwaltungsräte des Baumaterialherstellers von Aktien im Gesamtwert von 3,4 Millionen Franken getrennt. Seit der Ergebnisveröffentlichung von Ende Juli belaufen sich die Verkäufe sogar auf fast 6,4 Millionen Franken.
Es macht beinahe ein bisschen den Anschein, als verkomme das Vorzeigeunternehmen zum Opfer des eigenen Erfolgs der letzten Jahre. Denn die Erwartungen der Börse sind hoch und das Umfeld in vielen Regionen dieser Erde nicht gerade das Einfachste.
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Wenn die Analysten von Goldman Sachs eine Aktie auf die "European Conviction Buy List" setzen oder eine Aktie von dieser streichen, dann geht das für gewöhnlich mit grösseren Kursbewegungen einher. Momentan setzt sich die besagte Liste aus nicht weniger als 23 Titeln zusammen und reicht von "A" wie Air Liquide über "P" wie Philips oder "S" wie Saint Gobain bis hin zu "Z" wie Zenga.
Die Aktien von Philips schneiden seit Jahresbeginn stark ab (Quelle: www.cash.ch)
Inwiefern die Branchenpräferenzen der Amerikaner für die magere Ausbeute aus Schweizer Sicht verantwortlich sind, lässt sich nicht abschliessend sagen. Das heisst übrigens nicht, dass Goldmann Sachs nicht auch hiesige Aktien zum Kauf empfiehlt. Ich denke da etwa an die Kaufempfehlung für die Valoren der UBS mit einem 12-Monats-Kursziel von 37,10 Franken. Und auch für die Aktien von Alcon oder Novartis sind die Amerikaner ganz schön zuversichtlich. Für einen Platz auf der "European Conviction Buy List" reicht es halt trotzdem nicht...
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2 Kommentare
Us-Investoren gewinnen bei Holcim doppelt.
Einerseits durch die hohe Börsenbewertung,
anderseits durch den hohen Frankenkurs.
Danke für diese Zeilen. Ja, der erstarkte Franken verbessert die Bilanz für in Dollar rechnende Investoren zusätzlich.