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Rund um den Globus haben die Anleger neuen Mut geschöpft. Das lassen zumindest die schon seit Wochen steigenden Aktienkurse vermuten. Weder die teils ziemlich ernüchternden Unternehmensergebnisse, noch die Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft konnten der wiedergewonnenen Zuversicht bislang etwas anhaben.

Überraschendes offenbaren nun die Strategen der Credit Suisse. Nach Treffen mit Kunden in den USA, Europa und Asien zeichnen diese nämlich ein überraschend düsteres Stimmungsbild. Noch nie zuvor hätten sie mit so vielen verunsicherten und vorsichtigen Kunden zu tun gehabt, so die Experten.

Wie der mir zugespielten Strategiestudie zu entnehmen ist, sorgt vor allem das kränkelnde China für Unbehagen. Die Kundschaft sei sich einig, dass die dortige Wirtschaft aufs Jahr hochgerechnet bestenfalls mit 3 bis 4 Prozent wachse. Seit China 32 Prozent zur weltweiten Wirtschaftsleistung und 30 Prozent zur Investitionstätigkeit beitrage, sei das Wachstum noch nie tiefer gewesen. Darüber hinaus sei man sich den Exzessen der letzten Jahre bei den Investitionen, der Kreditvergabe und im Immobilienmarkt durchaus bewusst.

Doch damit nicht genug: Den Studienverfassern zufolge gehen die Vorbehalte weit über China hinaus. Die Angst der Kundschaft gelte auch dem rezessiven Wirtschaftsumfeld, der nachlassenden Wirkung der Zentralbankpolitik, der Möglichkeit einer zu frühen Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank sowie der stolz bewerteten amerikanischen Leitbörse. Zudem berichten die Experten von zwei neuen Faktoren, welche für Vorbehalte sorgen würden: Zum einen wären da die rückläufigen Währungsreserven einiger Schwellenländer und zum anderen der politische Druck hin zu einer höheren Versteuerung der Unternehmensgewinne.

Wer jetzt denkt, dass sich die Strategen der Credit Suisse von ihrer optimistischen Einschätzung der Aktienmärkte abbringen lassen, der irrt gewaltig. Da sich die Kundschaft der Grossbank in die ungewöhnlich hohen Risiken verbissen zu haben scheint, halten sich die Experten eigenen Angaben zufolge an die ebenfalls ungewöhnlich hohen Renditemöglichkeiten. In diesem Zusammenhang sprechen die Studienverfasser die mit 5,8 Prozent überdurchschnittlich attraktive Risikoprämie von Aktien an.

Wie repräsentativ die jüngsten Erfahrungen der Strategen sind, darüber lässt sich bloss spekulieren. Mir gegenüber treten hiesige Pensionskassenverantwortliche und Händler jedenfalls weder ängstlich noch verunsichert auf, soviel sei gesagt.

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Hedgefonds und Private Equity Firmen werden in der Öffentlichkeit gerne mit "Heuschrecken" verglichen. Diesen Ruf haben sie sich weitestgehend selber zuzuschreiben, ist der Vergleich doch nicht ganz abwegig. Nicht selten fallen diese finanzkräftigen Investoren aus heiterem Himmel über börsengehandelte Unternehmen her, und das nur mit einem Hintergedanken: Innerhalb kürzester Zeit möglichst viel Geld zu verdienen.

Seit wenigen Tagen verdichten sich die Anhaltspunkte dafür, dass Syngenta zum Opfer solcher Hedgefonds oder Private Equity Firmen werden könnte. Das wird mir zumindest aus New York berichtet. Nach konkreten Namen fragt man bisweilen allerdings vergebens.

Wird der in Basel beheimatete Agrarchemiekonzern tatsächlich zum Ziel ausländischer Finanzinvestoren, hätte er das selbst zu verschulden. Obschon Monsanto während mehreren Monaten um die Hand von Syngenta anhielt, zeigte man dem amerikanischen Rivalen die kalte Schulter. Eine nichtbindende Offerte wurde von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung als zu tief zurückgewiesen. Syngenta sei mehr als die gebotenen 449 Franken je Aktie wert, so beteuerte man in Basel immer wieder.

Doch lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Das wissen wir spätestens seit vergangenem Donnerstag, als das aus Teilen von Novartis und AstraZeneca entstandene Unternehmen einen deutlichen Umsatzrückgang einräumen und bei den Jahresprognosen zurückkrebsen musste. Im Zuge dieser Neuigkeiten tauchten die Aktien von Syngenta kurzerhand unter 290 Franken und damit einen Drittel unter die Jahreshöchstkurse von Ende Mai.

Der Zeitpunkt für einen Einstieg könnte aus Sicht eines oder mehrerer ausländischer Finanzinvestoren nicht besser sein: Die Unternehmensbewertung befindet sich am unteren Ende der historischen Bandbreite und die Branche befindet sich in einem Zyklustief. Gleichzeitig schlummert noch immer ein nicht unbeträchtliches Kosteneinsparpotenzial. Möglich wäre auch eine Unternehmensaufspaltung mit einem anschliessenden Verkauf des Pflanzenschutzgeschäfts an Monsanto und des Saatgutgeschäfts an BASF oder Bayer.

Wo Rauch ist, ist bekanntlich auch Feuer. Rückblickend wäre die Hochzeit mit Monsanto vermutlich das kleinere Übel gewesen. Ich wage allerdings zu bezweifeln, ob der US-Rivale jetzt noch bereit ist, den Baslern in der Rolle des "weissen Ritters" zu Hilfe zu eilen.

Der geplante Verkauf des Gemüsesaatgutgeschäfts und das am Freitag wiederaufgenommene Aktienrückkaufprogramm reichen als Bollwerk gegen eine ungewünschte Beteiligungsnahme aus der Private Equity Industrie nicht aus. Als Abwehrdispositiv käme eventuell eine Kreuzbeteiligung oder ein Zusammenschluss mit dem amerikanischen Partnerunternehmen DuPont in Frage.

 

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