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Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) mit Sitz in Basel ist für ihre Verschwiegenheit genauso berühmt wie auch berüchtigt. Dementsprechend erzählt man sich die wildesten Gerüchte über die «Bank der Zentralbanken».

Vor etwas mehr als fünf Jahren brach William White, der damalige Chefökonom, sein Schweigen allerdings und warnte vor Kreditexzessen. Nur wenige Wochen später läutete der Kollaps der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers die Finanzkrise ein.

Mittlerweile ist White Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses der OECD. Das hält ihn allerdings nicht ab, in der britischen Tagespresse vor erneuten Kreditexzessen zu warnen.

Der ehemalige Chefökonom der BIZ findet gegenüber «The Telegraph» ziemlich klare Worte: Die derzeitige Situation erinnere ihn stark an jene 2007. Nur dass die Staatsverschuldung und jene der Privathaushalte im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt in den entwickelten Ländern 30 Prozent über dem Stand von damals liege. Dazu komme das gewaltige Kreditwachstum in den Schwellenländern, so der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses der OECD.

Erst kürzlich warnte sein früherer Arbeitgeber in einem Quartalsbericht, dass sich die Ausgabe nachrangiger Anleihen und verbriefter Kredite in Europa über die vergangenen drei Jahre auf umgerechnet 52 Milliarden Dollar mehr als verdreifacht habe. Gleichzeitig sei die Kreditvergabe westlicher Banken in die Schwellenländer auf einen neuen Rekordstand gestiegen.

Gefahren gehen derzeit insbesondere von den Schwellenländern aus. Gerade in China waren die letzten Jahre von einem unkontrollierten Kreditwachstum geprägt, das kulturell verankerte Schattenbankensystem noch gar nicht miteinbezogen. Ob die Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen von ihrer Politik des billigen Geldes abkehren können, muss vor diesem Hintergrund stark angezweifelt werden.

Sicher ist: Der Mensch vergisst meist viel zu schnell – und die Finanzmärkte sowieso. Umso mehr stimmt mich die heutige Warnung des ehemaligen Chefökonoms der BIZ sehr nachdenklich.

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Am Hauptsitz von Novartis in Basel stellte man sich schon vor Monaten auf Konkurrenz für das Milliardenmedikament Diovan ein. Ursprünglich wollte der indische Generikahersteller Ranbaxy letzten November mit einer eigenen Version des Blutdruckpräparats auf den Markt kommen.

Allerdings machte die FDA dem Mitbewerber in letzter Sekunde einen Strich durch die Rechnung: Aufgrund von Beanstandungen legte die US-Gesundheitsbehörde die für die Herstellung des Medikaments vorgesehene Produktionsanlage kurzerhand still. Seit gestern ist klar, dass sich die Freigabe der Anlage durch die FDA in die Länge zieht.

Zwar stehen andere Generikahersteller mit eigenen Versionen von Diovan in den Startlöchern. Da Ranbaxy beim Einreichen des Zulassungsantrags allerdings eine Exklusivfrist von 180 Tage zugesichert erhielt, sind alle anderen Anbieter bis auf weiteres blockiert. Mitbewerber wie Mylan versuchten sogar schon die Exklusivfrist auf dem Rechtsweg anzufechten, jedoch ohne Erfolg.

Lachender Dritter dürfte Novartis sein. Einem Kommentar aus dem Hause Kepler Cheuvreux entnehme ich, dass den Baslern ohne Konkurrenz für Diovan jeden Monat 100 Millionen Dollar zusätzlich übrig bleiben. Der Verfasser des Kommentars schreibt, dass seine Berufskollegen für das laufende Jahr mit einem Umsatzbeitrag von 3,1 Milliarden Dollar rechnen. Dieser Beitrag werde nach dem Markteintritt der Version von Ranbaxy kontinuierlich auf jährlich 1,7 Milliarden Dollar schmelzen.

Der Experte hält bei Novartis sogar eine Erhöhung der firmeneigenen Gesamtjahresprognosen für 2014 für möglich, sobald sich der Zeitpunkt des Markteintritts von Konkurrenzversionen etwas genauer abschätzen lässt.

Anders als der Experte von Kepler Cheuvreux rechne ich nicht mit einer Anhebung der nächstjährigen Prognosen. Denn Diovan ist bei weitem nicht das einzige Medikament, welches im kommenden Jahr den Patentschutz verliert. Ausserdem haben mit Lucentis und Gilenya auch zwei junge Präparate an Momentum eingebüsst. Fantasie geht bei Novartis deshalb auch weiterhin von einem hoffentlich aktionärsfreundlicheren Kurs unter dem neuen Verwaltungsratspräsidenten Jörg Reinhardt aus.