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Bankenrettung

Credit-Suisse-Übernahme durch die UBS: Kleinanleger stehen vor einem Scherbenhaufen

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Nicht wenige Kleinanleger hatten bei den Aktien der Credit Suisse auf das schnelle Geld gehofft. Doch nun kommt alles anders. Und: Credit Suisse geht mit neuer taktischer Kaufempfehlung an den Start.

20.03.2023   11:50
Von cash Insider
Credit-Suisse-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann an der Medienkonferenz des Bundesrates zur Rettung der Bank am 19. März 2023 in Bern.

Credit-Suisse-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann an der Medienkonferenz des Bundesrates zur Rettung der Bank am 19. März 2023 in Bern..

Quelle: Screenshot Youtube

Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

+++

Was noch vor wenigen Tagen ausgeschlossen wurde und sich nachträglich als wettbewerbsrechtlicher Albtraum erweisen könnte, ist seit dem späten Sonntagabend bittere Gewissheit: Die UBS übernimmt die Credit Suisse.

Die Aktionärinnen und Aktionäre der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken werden mit rund 3 Milliarden Franken abgespeist. Und das erst noch in Aktien der Erzrivalin. Welch eine Schmach. Anders als die Halter von nachrangigen Anleihen gehen die Anteilseigner wenigstens nicht ganz leer aus.

Kursentwicklung der Credit-Suisse-Aktien seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Langjährige Aktionärinnen und Aktionäre der Credit Suisse dürften ihre Titelpositionen zumindest gedanklich wohl schon eine ganze Weile abgeschrieben haben. Nicht so die vielen Klein(st)anleger, welche sich in den vergangenen Wochen in der Hoffnung auf das schnelle Geld eben noch ein paar Aktien der Grossbank angelacht haben. Auch sie stehen vor einem Scherbenhaufen.

Ich berichtete kürzlich wie folgt von eigenen Erfahrungen:

...und...

Ihnen drohen nun schmerzhafte Verluste. Ganz anders den Leerverkäufern. An der New Yorker Börse spekulierten sie zuletzt mit knapp 17 Millionen Aktien auf rückläufige Kurse. Noch vor wenigen Wochen mussten den Leerverkäufern in der Spitze sogar fast 30 Millionen Stück für deren illustres Treiben herhalten. Doch auch die jetzigen Wetten liegen noch immer weit über dem langjährigen Durchschnitt.

Was, wenn der Vorwurf Tatsache werden sollte, dass die UBS mit ihrem bescheidenen Angebot ein riesiges Schnäppchen mache? Immerhin ist festzuhalten, dass bis zuletzt nicht nur die Führungsspitze der Credit Suisse, sondern auch die Finma geltend machte, dass die Bank besser und damit mehr als genügend kapitalisiert sei als es die Gesetzgebung vorschreibe. Die Grossbank habe nicht ein Eigenkapital- sondern wegen des arg ramponierten Rufes vielmehr ein Liquiditätsproblem, womit ihr der Sauerstoff zum Atmen und damit zum Überleben fehle.

Kommt hinzu, dass es bei einem Führungswechsel bekanntlich Gang und Gäbe ist, dass die neuen Verantwortlichen das bisherige Loch in den Büchern tiefer schaufeln als eigentlich nötig, um dann möglichst bald wieder positive Ergebnisse und damit Erfolge ausweisen zu können. Um einem Vorwurf der Bereicherung wirkungsvoll zu begegnen, könnte und müsste die UBS den Credit-Suisse-Aktionären eigentlich einen sogenannten Besserungsschein ausstellen. Das würde bedeuten, dass sie sich zu einer Nachzahlung zum Übernahmepreis verpflichtet, sofern der Schaden im Rahmen der Aufräumarbeiten kleiner als befürchtet ausfallen sollte.

+++

Eigentlich bieten sich an den Aktienmärkten angesichts der starken Kurs- und Stimmungsschwankungen geradezu paradiesische Zustände für kurzfristige Wetten. Da überrascht es wenig, dass man in den Handelsräumen der Credit Suisse mit einer weiteren taktischen Kaufempfehlung ins Rennen geht.

Neben den Valoren von Roche und Cembra Money Bank setzt die Grossbank neuerdings auch auf jene der VAT Group. In einem mir zugespielten Kommentar wird den Aktien des Vakuumventilherstellers aus dem Rheintal ein Vorstoss in die Kursregion von 324,30 bis 338,40 Franken zugetraut. Die Reissleine ziehen würden die Autoren um Massimo Pedrazzini und Fabienne Hunkeler, sollten die Valoren in die Region von 248,20 bis 239,70 Franken abstürzen.

Kursentwicklung der Aktien der VAT Group seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Bei den Aktien der VAT Group verhält es sich wie bei den Valoren von Roche und Cembra Money Bank: Alle drei werden auch von den hauseigenen Aktienanalysten mit "Outperform" zum Kauf angepriesen. Bei den Rheintalern errechnet Analyst Serge Rotzer mittlerweile sogar ein Kursziel von 368 Franken.

Dem war nicht immer so. Bis Mitte Juli letzten Jahres riet Rotzer sogar noch mit "Underperform" und einem Kursziel von 256 Franken zum Verkauf der Valoren. Erst vor wenigen Wochen dann stufte er diese von "Neutral" auf Outperform herauf. Zu diesem Zeitpunkt allerdings erst mit einem Kursziel von 350 Franken.

Ziemlich genau eine Woche ist es nun her, dass ich mich fragte, ob die Credit Suisse bei ihrer taktischen Kaufempfehlung für die Genussscheine von Roche unglücklich aus dem Sattel geworfen wurde. Kurz zuvor war das Indexschwergewicht unter die Mitte Februar ursprünglich mit 274 bis 265 Franken veranschlagte Kurszone gefallen, bei welcher die Grossbank eigentlich die Reissleine ziehen wollte.

Im neusten mir vorliegenden Kommentar wird diese Zone urplötzlich mit 265,05 bis 259,35 Franken angegeben und zudem auch noch um den Dividendenabgang vom vergangenen Donnerstag in Höhe von 9,50 Franken je Titel bereinigt...

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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20 Kommentare

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viralmark

Ich lache mich nur kaputt, hätte ich lieber crypto gekauft, die sind jetzt wenigstens wieder hoch. Unglaublich das Internet "Geld" besser dran ist als eine über 100 Jahre alte schweizer bank

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g.blanc

«...Das würde bedeuten, dass sie sich zu einer Nachzahlung zum Übernahmepreis verpflichtet, sofern der Schaden im Rahmen der Aufräumarbeiten kleiner als befürchtet ausfallen sollte...»

und wenn der Schaden durch die absurden Refinanzierungskosten (es ist von bis 150 Mia. die Rede, die noch nicht in den Büchern berücksichtigt sind) und andere Risiken höher ausfiele?
Dann würden die armen Kleinanleger-Spekulanten der UBS etwas einschiessen??

Also wenn schon, denn schon.

Die Schweiz kann froh sein, hat die UBS dem Deal zugestimmt.
Bis anhin war ich noch nie Blocher Fan, aber in diesem Interview:
https://www.youtube.com/watc…
hat er bei mir viele Punkte geholt.
Kein Abschieben der Verantwortung auf die Politik (wie es leider gerade Roger Köppel macht), sondern realistisch:
die CS war bankrott und die Übernahme der CS durch die UBS war unter den schlechten Lösungen noch die beste.
Gute Lösungen gab es keine, ein Konkurs wäre die Alternative gewesen.

Die CS hat sich selber in den letzten 10 bis 15 Jahren heruntergewirtschaftet, die US Risiken nicht wie die UBS in den Griff bekommen und sich leichtfertig zu absurden Konditionen refinanziert.

Die Araber bekamen bis zu 9.5% Zins für ihre hochriskanten Anleihen.
Hochriskant heisst halt nicht, dass es immer gut ausgeht.
Also bitte etwas Sparsamkeit mit Mitleid für diese!

Wer bei 1.50 bis 1.90 bei der CS spekuliert hat (wäre mir auch beinahe passiert) wusste auch um das Risiko und kann froh sein noch 75 Rappen zu erhalten.
Ohne UBS wären es vermutlich 0 geworden.
Wer CS zu 50 Franken oder gar 80 gekauft hat, dem wird es auch egal sein, ob er nun 1.50 oder 75 Rappen bekommt.

Es war eben nicht nur ein Vertrauensverlust und auch nicht nur ein Liquiditätsmangel.
Wäre dem so gewesen, hätte es nie diese Lösung gegeben.
Die CS war bankrott und mit einer staatlichen Übernahme selbst bei Bewältigung der kurz- und mittelfristigen Probleme (Refinanzierungskosten, weitere unbekannte Risiken) Jahre bis Jahrzehnte dahingeseucht.
Oder in einem kompletten Debakel geendet.

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ass100

Am Sonntag wurde an der Medienkonferenz von der Anwendung des Notfallrechts gesprochen. Weiss jemand, ob die Anwendung von diesem Notfallrechts auch korrekt war? Wie ist das Notfallrecht definiert, welches der BR und die SNB angewendet haben? Niemand an der Medienkonferenz hat dieses Recht erläutert bzw. war in der Lage in einfachen Sätzen den rechtlichen Sachverhalt zu erklären. Persönlich bin ich mir nämlich nicht so sicher, dass das Notfallrecht hätte angewendet werden dürfen.

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strabus

Kleinanleger werden wohl doppelt bluten: Bei den Aktien und bei den CS Asset Management Produkten. VIAC hat für die Portfolios quellensteueroptimierte Indexprodukte von CS Asset Management. Was ist los, wenn die UBS dort zusammen mit Swisscanto einfach die Gebühren anhebt. Mir graust, dass der Schweizer Teil und der Asset Management Teil der CS nicht unabhängig bleiben und der Wettbewerb kleiner wird.

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