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Schon seit Tagen treten bekannte Fondsgesellschaften und finanzkräftige Vermögensverwalter angeblich als Käufer europäischer Bankaktien in Erscheinung. Das berichten mir unabhängig voneinander mehrere zuverlässige Quellen aus London.

In einer Sektorenstudie der Berenberg Bank glaube ich denn auch auf eine glaubwürdige Erklärung für das wiedererwachte Interesse zu stossen. Nachdem die amerikanischen Bankaktien einen regelrechten Höhenflug erfahren haben, sehen die Autoren bei hochkarätigen Grosskunden erstmals seit Jahren Bereitschaft, in die deutlich günstiger bewerteten europäischen Bankaktien umzuschichten.

Treibende Kraft dahinter seien die steigenden Zinsen und die Hoffnung auf eine rasche Aufhellung der Ertragslage, so lassen die Studienautoren durchblicken. Allerdings lassen sie keine Zweifel daran, dass höhere Zinsen auch eine Kehrseite haben. Da die Zinsen letztmals vor über zehn Jahren im Steigen begriffen waren, gewinnen die meisten Analysten der jüngsten Zinsentwicklung verständlicherweise vorwiegend positive Aspekte ab - was früher oder später zwangsläufig zu Enttäuschungen führen wird.

Die Aktien von Goldman Sachs (rot) lassen jene von UBS (violett) und Credit Suisse (grün) weit hinter sich (Quelle: www.cash.ch).

Bei der Berenberg Bank werden nicht nur die Aktien der beiden amerikanischen Investmentbanken Goldman Sachs und J.P. Morgan Chase zum Verkauf empfohlen. Auch die Credit Suisse kriegt in der Sektorenstudie einmal mehr ihr Fett weg. Vom schon eine gefühlte Ewigkeit 9 Franken lautenden Kursziel errechnet sich nämlich ein Rückschlagspotenzial von fast 40 Prozent. Die Schlüsselbotschaft der Studienautoren: Wer im richtigen Moment auf rückläufige Kursnotierungen wettet, könnte grosszügig belohnt werden.

Dennoch wagt sich kaum jemand, europäische oder amerikanische Bankaktien leer zu verkaufen. Das war im vergangenen Frühsommer noch ganz anders, als die Papiere der Credit Suisse vorübergehend sogar in den einstelligen Frankenbereich abtauchten. Damals liefen gerade in New York umfangreiche Wetten gegen die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken.

Die daraufhin einsetzende Kurserholung hat die Leerverkäufer viel Geld gekostet. Und bekanntlich scheut das gebrannte Kind das Feuer...

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Spekulationen rund um eine strategische Beteiligungsnahme durch den übernahmehungrigen chinesischen Mischkonzern HNA haben die kursseitige Talfahrt der Aktien von Dufry schlagartig beendet. Im Zuge aggressiver spekulativer Käufe rücken gar die rund um die Jahresergebnispräsentation von Mitte März herum erklommenen Mehrjahreshöchststände bei 156,70 Franken in Reichweite.

Dass der Reisedetailhandelskonzern aus Basel ins Beuteschema von HNA passt, lässt sich denn auch nicht von der Hand weisen (siehe Artikel vom 15. März). Eines verbindet Dufry übrigens mit dem chinesischen Mischkonzern: Beide Unternehmen sind durch milliardenschwere Firmenkäufe zur heutigen Grösse herangewachsen.

Spekulationen lassen die Dufry-Aktien kräftig steigen (Quelle: www.cash.ch).

Die von einer strategischen Beteiligungsnahme ausgehende Fantasie ruft nun erste Analysten auf den Plan, welche bis zuletzt einen grossen Bogen um die Aktien der Basler machten. Zu diesen zählt auch jener von Julius Bär. In Erwartung einer organischen Wachstumsbelebung erhöht er sein Anlageurteil bei einem Kursziel von 175 (bisher: 150) Franken von "Hold" auf "Buy".

Das angebliche Buhlen des Mischkonzerns HNA könnte gar in einem Übernahmeangebot an sämtliche Publikumsaktionäre enden, so lässt der früher für die Credit Suisse tätige Analyst durchblicken.

Wenn Aktienanalysten die Angst, sie könnten etwas verpassen, förmlich anzuspüren ist, und wenn Aktienanleger der Gier verfallen, ist stets Vorsicht geboten. Und auch das hektische Zusammenkaufen von Firmenbeteiligungen endet für viele Unternehmen und ihre Aktionäre früher oder später in Tränen.
 

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