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Wenn sich bei uns am Schweizer Aktienmarkt etwas wie ein roter Faden durch das Handelsgeschehen der ersten Wochenhälfte zog, dann dass die Käufer bei den Schwergewichten aus dem Swiss Market Index (SMI) streikten. Am Mittwoch gingen bis zur Mittagszeit sowohl bei den Genussscheinen von Roche als auch bei den Aktien von Novartis jeweils für weniger als 50 Millionen Franken Titel um. Bis Börsenschluss schwollen die Umsätze dann nur in etwa auf das Doppelte an. Das kommt einem traurigen Negativrekord in diesem Jahr gleich.

Gerade bei Roche überrascht mich das ausbleibende Interesse doch sehr, erhielt das Pharma-Urgestein aus Basel am vergangenen Freitagabend für den Alzheimer-Wirkstoff Gantenerumab von der mächtigen amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA doch den Status eines Therapiedurchbruchs. Ein positiver Bescheid ist damit zwar nicht wahrscheinlicher geworden. Allerdings könnte das Zulassungsverfahren eine Beschleunigung erfahren.

Ich kann mir die eher etwas unterkühlte Reaktion der Börse nur damit erklären, dass die Valoren von Roche die Neuigkeiten schon mit der rätselhaften Kursstärke der vorangegangenen Tage vorweggenommen haben – getreu dem angelsächsischen Motto: "Buy the rumor, sell the facts".

Kursentwicklung der Genussscheine von Roche in den vergangenen zwei Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Nur dem am späten Mittwochabend veröffentlichten Protokoll der letzten Sitzung der amerikanischen Notenbank war es zu verdanken, dass sich die Stimmung an der New Yorker Börse wieder aufhellte und auch hierzulande für eine spürbare Belebung der Aktienkurse und –umsätze sorgte.

Lonza lud am Dienstag zum diesjährigen Investorentag. Schon frühmorgens in der Medienmitteilung mit den Vorabinformationen zum Investorentag erteilte der Pharmazulieferer aus Basel der Idee einer Rückführung des milliardenschweren Erlöses des Specialty-Ingredients-Verkaufs über eine Sonderdividende oder ein Aktienrückkaufprogramm an die Aktionäre eine Abfuhr. Es sei keine ausserordentliche Kapitalrückführung geplant, hielt man in der Mitteilung an die Medien fest. Mit anderen Worten: Es werden auch künftig "bloss" zwischen 25 und 40 Prozent des Jahresgewinns als Dividende an die Aktionärinnen und Aktionäre weiterfliessen.

Ich schrieb dazu am Dienstag:

Dem gibt es aus heutiger Sicht eigentlich nichts hinzuzufügen.

Für die Überraschung der Woche sorgte Meyer Burger – oder besser gesagt der grösste Einzelaktionär des Solarunternehmens, Sentis Capital Cell 3 PC. Allen Unkenrufen zum Trotz kaufte die Beteiligungsgesellschaft des in Wien lebenden russischen Milliardärs Petr Kondrashev zuletzt wacker Aktien zu und hält nun wieder etwas mehr als 10 (zuvor 9,5) Prozent an Meyer Burger.

Zur Erinnerung: Im Zuge der Ausgabe von etwas mehr als 155 Millionen neuer Aktien und einer 145 Millionen Euro schweren "grünen" Wandelanleihe war der Grossaktionär ohne eigenes Dazutun auf dem bestehenden Aktienpaket verwässert worden.

Handelszeitungs-Artikel zu Meyer Burger: Nebelgranaten aus Monaco

Es ist für mich ermutigend zu sehen, dass der grösste Einzelaktionär an den Erfolg des neuen Geschäftsmodells glaubt. Gleichzeitig ist der Beteiligungsausbau ein schmerzhafter Tritt ans Schienbein all jener Skeptiker und Kritiker, die schon seit Monaten Gerüchte streuen, wonach Sentis den Ausstieg durch die Hintertür suche. Ich denke da etwa an die Schmutzkampagne, die gegen Meyer Burger gefahren wurde. Nun ist der Grossaktionär allerdings nicht wie befürchtet ausgestiegen, sondern hat stattdessen wacker zugekauft. Ein bisschen Schadenfreude sei mir an dieser Stelle erlaubt...

Höhenflug der Meyer-Burger-Aktien seit Montag (Quelle: www.cash.ch)

Die Aktionärinnen und Aktionäre von Idorsia erwartete hingegen gleich zu Wochenbeginn eine Hiobsbotschaft. Das Medikament Lucerastat habe in fortgeschrittenen Studien nicht die erhoffte Wirksamkeit gezeigt, so musste das Pharmaunternehmen aus Allschwil einräumen.

Goldman Sachs liess sich zwar bis Donnerstag Zeit mit einer Stellungnahme, fand dann aber klare Worte. Darf man den Amerikanern Glauben schenken, dann geht es in den kommenden Wochen und Monaten um das wertvollste Gut eines Unternehmens überhaupt, nämlich um die eigene Glaubwürdigkeit. Nach dem Rückschlag mit dem Wirkstoff Lucerastat von vor wenigen Tagen müsse Idorsia nun endlich wieder Erfolge verbuchen, wie Analyst Graig Suvannavejh schreibt. Dass er sein 12-Monats-Kursziel für die mit "Neutral" eingestuften Aktien vorsorglich schon mal auf 18,50 (24,50) Franken stutze, lässt auf gewisse Zweifel seinerseits schliessen.

Die Firmengründer Jean-Paul und Martine Clozel müssen dem Kurszerfall bei den eigenen Aktien momentan übrigens mehr oder weniger tatenlos zuschauen. Mit ihrem Aktienpaket und den Wandelanleihen-Beständen muss das Forscher-Ehepaar aufpassen, den übrigen Anteilseignern gegenüber nicht angebotspflichtig zu werden. Raum für Stützungskäufe besteht da kaum noch.

Einen schweren Stand haben heute Freitag auch die Aktien von Logitech. Der Unterhaltungselektronikhersteller aus Lausanne wird von der Börse für eine Umsatzwarnung der auf Gaming-Zubehör spezialisierten Corsair in Sippenhaft genommen.

Nach einem enttäuschenden dritten Quartal reduziert der amerikanische Gegenspieler von Logitech seine Vorgaben für den Jahresumsatz auf 1,83 bis 1,93 (zuvor 1,9 bis 2,1) Milliarden Dollar. Davon lässt sich für das Weihnachtsquartal einen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent ableiten. Das entnehme ich zumindest einem Kommentar aus den Handelsräumen des amerikanischen Brokers Stifel.

Die Firmenverantwortlichen von Corsair machen Probleme entlang der Zulieferkette für die Umsatzwarnung verantwortlich. So wie ich Logitech-Chef Bracken Darrell und seinen weitsichtigen Charakter einschätze, dürfte sein Arbeitgeber weniger stark von ähnlichen Problemen betroffen sein.

Genaueres hierzu wissen wir vermutlich erst, wenn die Westschweizer in knapp zwei Wochen ihren Zahlenkranz fürs vergangene Quartal vorlegen.

Bis dahin gilt mein Interesse vor allem den Umsatzzahlen der beiden SMI-Schwergewichte Roche und Nestlé von kommender Woche. Diese haben nämlich das Zeug, den Gesamtmarkt in die eine oder andere Richtung zu bewegen.

Mehr dazu nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

 

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