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Kaufempfehlungen: Banken und Analysten setzen neuerdings auf Schweizer Kleinstaktien

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An der Schweizer Börse ist eine Suche nach zurückgebliebenen Aktien entbrannt. Analysten setzen dabei immer öfter auf Kleinstaktien. Ein zweischneidiges Schwert.

01.07.2024   12:00
Von cash Insider
Schriftzug der Genfer Kantonalbank am Sitz in Genf.

Schriftzug der Genfer Kantonalbank am Sitz in Genf.

Quelle: cash / pz

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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In hiesigen Analystenkreisen greift so etwas wie Goldgräberstimmung um sich. Anders lassen sich die seit Tagen eintreffenden Kaufempfehlungen schlichtweg nicht erklären.

Bei Mirabaud Securities etwa setzt man neuerdings auf die Aktien der Genfer Kantonalbank. In einer mir zugespielten Unternehmensstudie nimmt der Autor Dani König die Erstabdeckung der Valoren mit "Buy" und einem Kursziel von 360 Franken auf (derzeit: 292 Franken).

Die Kantonalbank sei breit abgestützt und sei im pulsierenden Wirtschaftszentrum von Genf führend, wie der Analyst schreibt. Ausserdem hebt er die hohe Qualität der Vermögenswerte sowie die dadurch sehr geringen Kreditausfälle hervor. Selbst auf eher konservativen Annahmen für die künftige Eigenkapitalrendite abgestützt, hält König die Aktien für attraktiv bewertet.

Damit spricht er seinem Berufskollegen Ausano Cajrati Crivelli von der Zürcher Kantonalbank womöglich aus der Seele. Dieser pries die Aktien schon eine Woche zuvor in einer nicht weniger als 39 Seiten dicken Unternehmensstudie mit "Übergewichten" zum Einstieg an, wobei sich die Argumente der beiden Analysten durchaus ähneln. Auch Cajrati Crivelli findet Gefallen an der breiten Dienstleistungspalette, der Zusammensetzung des Kundenstamms sowie an der geografischen Ausrichtung.

Kursentwicklung der Aktien der Genfer Kantonalbank seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Die beiden Kaufempfehlungen verliehen den Valoren der Genfer Kantonalbank zuletzt kräftigen Rückenwind. Das dürfte auch damit zu tun haben, dass an gewöhnlichen Handelstagen keine 1000 Aktien die Hand wechseln.

Etwas Pech hatte der für Kepler Cheuvreux tätige Doron Lande. Er nahm am vergangenen Donnerstag die Erstabdeckung der Aktien von StarragTornos mit "Buy" auf und veranschlagte ein Kursziel von 70 Franken (derzeit: 51 Franken). Mit dem Zusammenschluss von Starrag und Tornos entstehe ein Werkzeugmaschinenhersteller mit der nötigen Masse, wie Lande schreibt. Ausserdem verspricht er sich Effizienzverbesserungen. Seines Erachtens drängen sich die Valoren gerade für Substanzinvestoren regelrecht auf.

Doch schon tags darauf folgte eine kalte Dusche. Denn StarragTornos rechnet im laufenden Jahr neuerdings mit einem rückläufigen Umsatz und einem tieferen operativen Gewinn (EBIT). Konkrete Zahlen liefert das Unternehmen nicht oder noch nicht. An den Mittelfristzielen hält es indes fest. Auch der Kepler-Cheuvreux-Analyst wird seine Schätzungen nun wohl mit dem dicken Korrekturstift überarbeiten müssen.

Mit einigen wenigen hundert gehandelten Aktien am Tag ist der Markt beim Werkzeugmaschinenhersteller übrigens noch enger als bei der Genfer Kantonalbank. Das rächte sich am Freitag, als im Anschluss an die Umsatz- und Gewinnwarnung grössere Verkaufsorders eintrafen.

Die Umsatz- und Gewinnwarnung setzte den StarragTornos-Aktien zu (Quelle: www.cash.ch)

Ähnlich eng ist der Markt bei den Valoren der CPH Chemie + Papier Holding. Das hält den für Research Partners tätigen Analysten Eugen Perger allerdings nicht davon ab, sein Anlageurteil von "Halten" auf "Kaufen" anzuheben. Er nimmt den Vollzug der Abspaltung des Papiergeschäfts zum Anlass, um das 100 Franken lautende Kursziel zu bestätigen (derzeit: 68,80 Franken). Perger begründet seine neugewonnene Zuversicht denn auch mit dem rechnerischen Aufwärtspotenzial gegenüber seinem Kursziel.

Der vierte im Bunde ist sein Berufskollege Joel Knup bei der Zürcher Kantonalbank. Ihm hat es die Immobilienbeteiligungsgesellschaft Plazza angetan. Folglich werden diese Aktien von "Marktgewichten" auf "Übergewichten" heraufgestuft. 

Dem Analysten zufolge erlaubt es die solide Bilanz dem Unternehmen, die Sanierungs- und Neubauprojekte in Crissier, Zürich und Regensdorf voranzutreiben. Nicht zuletzt auch dank dem Abschlag von 31 Prozent vor latenten Steuern zum nächstjährigen Buchwert hält er die Papiere für attraktiv. Eher nebenbei verweist Knup auf die limitierte Liquidität sowie auf die Kontrollmehrheit der Aktionärsgruppe rund um die Conzzeta-Gründerfamilie.

Ich mahnte in den letzten Jahren immer wieder an, dass ein enger Markt aus Anlegersicht ein zweischneidiges Schwert ist – erweist er sich doch sowohl nach oben als auch nach unten als trendverstärkend. Nach mehr als drei Jahrzehnten an der Börse mahnt es mich eher zur Vorsicht, wenn die Banken und ihre Analysten auf Kleinstaktien ausweichen oder aufmerksam werden...

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.
 

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