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Kürzlich mussten die Autoren eines beliebten deutschen Investorenbriefs – hiesigen Händlern seit Jahren auch als "Düsseldorfer" bekannt – bei den Aktien der Credit Suisse zurückkrebsen. Priesen sie die Valoren noch im Oktober mit der Aussicht auf eine Kursverdoppelung zum Kauf an, fanden die Autoren nur wenige Wochen später schon nicht mehr ganz so markige Worte. Eher kleinlaut war da noch von einer Comeback-Chance von um die 2 Franken je Aktie auf einen Horizont von 18 Monaten die Rede.
Nun verfallen die Autoren wieder in alte Verhaltensmuster und präsentieren der Leserschaft in der neusten Ausgabe des Börsenbriefs eine nicht weniger als elf Namen starke Liste von Aktien, welchen sie über die nächsten 18 bis 24 Monate eine Kursverdoppelung zutrauen. Womöglich ist diese Zahl willkürlich gewählt und keine Anspielung an die jeweils "elf Mann", die in diesen Tagen als Fussballmannschaft für die eigene Nation an der Weltmeisterschaft in Katar gegeneinander antreten.
Die Aktien der Credit Suisse verharren hartnäckig in der Nähe ihrer Jahrestiefstkurse (Quelle: www.cash.ch)
Zugegeben: Nicht eben wenige dieser Aktien haben sich seit Jahresbeginn mehr als im Kurs halbiert. Eine Rückkehr zu alten Höchstständen entspräche aus heutiger Sicht daher durchaus einer Kursverdoppelung und mehr. Ich bin mir jedoch alles andere als sicher, dass wir diese Höchststände so schnell wieder sehen werden – wenn überhaupt jemals wieder. Da dürfte sich die geplatzte Blase bei den hiesigen Nebenwerten wohl kaum von anderen geplatzten Blasen unterscheiden.
Kommt hinzu, dass die Autoren des Investorenbriefs viele der genannten Aktien schon vor Monaten zu deutlich höheren Kursen angepriesen hatten. Die Empfehlung für die Valoren von AMS Osram etwa geht auf die Zeit zurück, als noch Kurse von 10,65 Franken bezahlt wurden. Bei jenen von Temenos waren es gar Kurse um die 86 Franken.
Kursfeuerwerk bei den SNB-Aktien vom Sommer 2017 (Quelle: www.cash.ch)
Für regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne sind die Börsenbriefautoren beileibe keine Unbekannten, zündeten sie im Sommer 2017 einst doch bei den Aktien der Schweizerischen Nationalbank (SNB) mit ziemlich fragwürdigen Kaufempfehlungen ein Kursfeuerwerk – dem dünnen Handel in diesen Valoren sei Dank. Seither stolpere ich beim Lesen des Investorenbriefs aus unserem nördlichen Nachbarland immer mal wieder über grobe Patzer beim Anpreisen von Aktien. Die Empfehlung wurde quasi zum Selbstläufer.
Geheimnis um Höhenflug der SNB-Aktie gelüftet |
Im Mai dieses Jahres etwa hielt ich zum Thema AMS Osram fest:
Wenige Monate später wartete derselbe Investorenbrief dann mit völlig wirren Aussagen zum Schwergewicht Novartis auf, was mich zu folgender Klarstellung veranlasste:
...und...
Es ist bestimmt nicht falsch, bei schreierisch hohen Kursprognosen etwas genauer hinzuschauen. Noch viel mehr, wenn die Empfehlungen auch noch auf wenig fundierten oder gar wirren Aussagen beruhen. Lieber einmal mehr eine gesunde Portion Skepsis an den Tag legen, als sich blind in ein Aktienengagement zu verrennen.
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