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Egal ob Vontobel, Kepler Cheuvreux oder die Zürcher Kantonalbank - momentan vergeht kaum ein Tag, ohne dass nicht irgendeine Bank mit ihrer Aktienfavoriten fürs kommende Jahr aufwarten würde.
Mein Interesse galt vor allem den Favoriten von Julius Bär, hatte die Zürcher Bank den Schweizer Aktienmarkt doch erst kürzlich von «Overweight» auf «Neutral» heruntergestuft. Mich überraschte dieser Schritt nicht zuletzt deshalb, weil sie diesem zuvor während einer gefühlten Ewigkeit stets ein überdurchschnittliches Gewicht in den Kundenportefeuilles eingeräumt hatte.
Mittlerweile liegen mir nun auch ihre Favoriten vor. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Es bestätigen sich meine schlimmsten Befürchtungen. Denn die besagte Liste umfasst zwar zehn Aktien, allerdings keine einzige aus der Schweiz. Stattdessen sind jene von Adobe, Amazon, Ameriprise Financial, ASML, Chipotle Mexican Grill, Eli Lilly, Emerson Electric, Hannover Re, Vertex und Visa darauf zu finden.
Dass Nordamerika so prominent unter den Favoriten vertreten ist, erstaunt mich nicht. Schliesslich ist die Region beim Weltaktienindex von MSCI für nicht weniger als 75 Prozent der Gesamtkapitalisierung verantwortlich. Auf der Liste von Julius Bär stammen sogar acht von zehn Aktien aus Nordamerika.
Der Aktienkurs von Eli Lilly ist in den letzten Jahren bereits stark gestiegen (Quelle: www.cash.ch)
Die Ausbeute aus Schweizer Sicht ist nicht nur mager, sie tendiert gegen Null. Ich selber hatte gehofft, dass sich wenigstens eine Aktie aus der Schweiz unter den nächstjährigen Favoriten der Zürcher Bank finden lassen würde. Wenn man ihr und ihren Analysten also etwas nicht vorwerfen kann, dann ist das einen übertriebenen Hang zum Heimmarkt. Ganz im Gegenteil...
Regelmässigen Leserinnen und Leser meiner Kolumne dürfte weitreichend bekannt sein, dass der Höhenflug der New Yorker Börse anderen Aktienmärkten Gelder in Milliardenhöhe entzieht. Diese Gelder fehlen an anderen Börsen dann spürbar. Auch dem Schweizer Aktienmarkt wird so das Wasser abgegraben – einen Trend, den man bei Julius Bär nun noch befeuert.
Die Zürcher Bank selber schrieb kürzlich, dass börsengehandelten Fonds auf amerikanische Aktien alleine seit Januar unter dem Strich 913 Milliarden Dollar zuflossen. Einem Strategiepapier aus der Feder von Chefdenker Michael Hartnett von der Bank of America entnehme ich ausserdem, dass sich besagte Fonds alleine vergangene Woche eines Nettozuflusses in Höhe von 36 Milliarden Dollar erfreuten. In den letzten sieben Wochen lag der Nettozufluss sogar bei 176 Milliarden Dollar – den hohen Erwartungen an die künftige Wirtschaftspolitik unter der neuen Regierung in Washington sei Dank. Im Gegenzug wurden 19 Milliarden Dollar aus den übrigen Aktienfonds abgezogen, ein Grossteil davon auf solche auf europäische Aktien. Das alles sind Zahlen für die Geschichtsbücher.
Was den Höhenflug der Börse in New York anbetrifft, gilt: Der Krug geht so lange an den Brunnen bis er bricht...
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Noch ist die Woche zwar nicht ganz um. Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass Idorsia als einer der Gewinner aus den letzten Tagen hervorgehen wird. Um mehr als 40 Prozent ging es für die Aktien des Baselbieter Pharmaunternehmens nach oben, begleitet von aggressiven Deckungskäufen aus dem Lager ausländischer Leerverkäufer.
Solch ein Aufbäumen gab es in der Vergangenheit immer mal wieder. Doch nur allzu oft erwies sich dieses rückblickend aber als ein blosses Strohfeuer. Trotzdem greift bei den Leerverkäufern so etwas wie Nervosität um sich.
Die Aktienkursentwicklung bei Idorsia zeigte in den letzten Tagen steil nach oben (Quelle: www.cash.ch)
Das dürfte nicht zuletzt damit zu tun haben, dass sich Idorsia in weitgediehenen Lizenzverhandlungen für das Bluthochdruckmittel Aprocitentan befindet. Eine Vorabzahlung in Höhe von 35 Millionen Dollar hat die nicht namentlich bekannte Gegenpartei bereits geleistet, was zeigt, dass es ihr durchaus ernst ist.
Zur Erinnerung: Wie Erhebungen der Beratungsfirma S&P Global zeigen, liefen an der Börse noch vor wenigen Wochen Wetten im Umfang von 18 Prozent aller ausstehenden Aktien gegen das Pharmaunternehmen aus Allschwil. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die besagten Wetten seither reduziert wurden – selbst wenn ein geschätztes Drittel davon bekanntlich auf Absicherungstransaktionen seitens von Wandelanleihegläubigern entfällt.
Auch an der Börse gilt: Totgesagte leben oftmals länger.
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